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so vergleiche man sie mit dem Mondkörper. Verhielten sich ihre Gewichte zu denen der äusseren Theile des Mondes, wie die Mengen der Materie; ständen sie aber zu den Gewichten seiner inneren Theile in einem grösseren oder kleineren Verhältniss: so wurden dieselben Körper zum Gewicht des ganzen Mondes in einem grösseren oder kleineren Verhältniss stehen. Dies widerspräche aber dem, was wir so eben bewiesen haben.

Zusatz 1. Die Gewichte der Körper hängen also nicht von ihrer Gestalt oder Textur ab. Könnten sich nämlich dieselben mit ihrer Gestalt verändern, so würden sie bald grösser bald kleiner werden, je nach den verschiedenen Formen bei gleicher Materie. Dies ist durchaus gegen die Erfahrung.

Zusatz 2. Alle Körper, welche die Erde umgeben, sind gegen dieselbe schwer, und ihre Gewichte sind, wenn sie sich in gleichen Abständen von der Erde befinden, der Menge der Materie eines jeden proportional. Dies hat man durch Versuche an allen erlangten Körpern gezeigt, und nach der 3. Regel kann man dasselbe von allen Körpern im Allgemeinen behaupten. Wäre der Aether oder ein beliebiger anderer Körper ganz frei von Schwere, oder gravitirte er in einem kleineren Verhältniss als dem der Menge seiner Materie; so würde, da Körper dieser Art von anderen (nach Aristoteles, Decartes und Andern) nur durch die Gestalt ihrer Theile verschieden sind, es sich ereignen können, dass sie durch allmählige Formänderung in solche Körper übergingen, welche im Verhältniss ihrer Materie schwer sind. Auf entgegengesetzte Weise könnten sehr schwere Körper im Laufe der Zeiten ihre Schwerkraft verlieren, indem sie dieselbe Form wie jene annähmen. Die Gewichte würden also von den Formen abhängen, und könnten sich mit ihnen ändern, was dem im Zusatz 1. Bewiesenen widerspricht.

Zusatz 3. Alle Räume sind nicht gleich stark angefüllt. Wären sie es nämlich, so würde das specifische Gewicht der Flüssigkeit, welche sich in der Gegend der Luft befindet, wegen der höchsten Dichtigkeit der Materie, dem des Quecksilbers, Goldes oder irgend eines sehr dichten Körpers um nichts nachgeben. Weder Gold noch irgend ein anderer Körper könnte daher in der Luft sinken; denn die Körper sinken in den Flüssigkeiten nur, weil sie specifisch schwerer sind. Wenn aber die Menge der Materie in einem gegebenen Raume bis zu einem gewissen Punkte durch irgend eine Verdünnung vermindert werden kann; warum sollten sie dann nicht bis ins Unendliche vermindert werden können?

Zusatz 4. Wenn alle feste Theilchen aller Körper gleich dicht sind, und sie ohne Poren nicht locker werden können, so giebt es einen leeren Raum. Ich behaupte, die Theilchen sind gleich dicht, wenn ihre Kraft der Trägheit ihrer Grösse proportional ist.

Zusatz 5. Die Schwere ist von einer anderen Art, als die magnetische Kraft; diese ist nämlich nicht der Menge der angezogenen Materie proportional. Gewisse Körper werden stärker, andere schwächer,

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/399&oldid=- (Version vom 11.5.2018)