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Zwischenräumen herrühre; so wird der Durchmesser eines Lufttheilchens sich zum Abstande der Mittelpunkte zweier Theilchen ungefähr wie 1 : 9 oder 1 : 10[1] und zum Abstande der Theilchen selbst wie 1 : 8 oder 1 : 9 verhalten.

Man muss daher zu den 979 Fuss, welche der Schall in 1 Secunde durchlaufen soll, nach der vorhergehenden Rechnung noch = 109 Fuss ungefähr addiren; also legt der Schall in 1 Secunde etwa 1088 Fuss zurück. Hierzu kommt noch, dass die in der Luft enthaltenen Dämpfe eine andere Spannung als jene haben und einen anderen Ton angeben; sie nehmen daher kaum Theil an der Bewegung der reinen Luft, welche den Schall fortpflanzt. Befinden sich nun diese Theile in Ruhe, so wird die Bewegung schneller durch die reine Luft fortgepflanzt, und zwar im halben Verhältniss der geringeren Menge der Materie. Ist daher die Atmosphäre aus 10 Theilen reiner Luft und Einem Theile Dampf zusammengesetzt, so wird die Bewegung des Schalles schneller sein im Verhältniss d. h. ungefähr wie 21 : 20, als wenn sie 11 Theile reiner Luft enthielte. In diesem Verhältniss muss man die vorhergefundene Geschwindigkeit des Schalles vergrössert werden. Sie wird daher in 1 Secunde = 1142 Fuss. Dies muss sich so im Frühjahr und Herbst verhalten, wo die Luft durch eine massige Wärme verdünnt und ihre Elasticität merklich vergrössert wird. Im Winter hingegen, wo die Luft durch die Kälte verdichtet und ihre Elasticität vermindert wird, muss die Bewegung im halben Verhältniss der Dichtigkeit der Luft langsamer sein. Im Sommer muss sie aber geschwinder sein.

Versuche haben in der That gezeigt, dass der Schall in 1 Secunde 1142 engl. oder 1070 par. Fuss zurücklegt.

Kennt man die Geschwindigkeit des Schalles, so kann man auch die Intervalle der Schwingungen bestimmen. Sauveur fand durch Versuche, dass eine offene, ungefähr 5 par. Fuss lange Röhre den Schall eines Tones hervorrief, den eine Saite angeben würde, welche in 1 Secunde 100 Vibrationen macht. Es finden also ungefähr 100 Vibrationen in einem Raume von etwa 1070 par. Fuss, welche der Schall in 1 Secunde zurücklegt, statt und eine Vibration nimmt daher einen Raum von etwa 10,7 Fuss, d. h. die doppelte Länge der Röhre ein. Hiernach ist es wahrscheinlich, dass die Breiten der Schwingungen solcher Töne, welche in offenen Röhren stattfinden, doppelt so gross sind, als die Länge der Röhren beträgt.

Ferner sieht man (nach §. 68., Zusatz dieses Buches), warum der Ton in demselben Augenblick aufhört, wo die Bewegungen des tönenden Körpers zur Ruhe kommen; warum wir sie nicht länger hören, wenn wir vom tönenden Körper entfernt sind, als wenn wir uns in seiner Nähe befinden. Man sieht auch durch die aufgestellten Principien ein, warum der Schall im Sprachrohr verstärkt wird. Jede reciproke Bewegung pflegt nämlich, so oft sie reflectirt wird, durch dieselbe Ursache zuzunehmen,


  1. [616] No. 189. S. 367. Nach der im Texte aufgestellten Hypothese kann man die Wasser- und Lufttheilchen einander gleich und = 1 annehmen. Im Wasser liegen sie unmittelbar nebeneinander, nimmt man dagegen den Abstand ihrer Mittelpunkte von einander in der Luft = 9 oder = 10 an, so wird dasselbe Volumen Luft oder , d. h. oder der Menge fester Theilchen enthalten, welche sich im Wasserkörper befinden. Beide Verhältnisse schliessen das im Text angenommene ein.
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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/375&oldid=- (Version vom 1.8.2018)