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Nach der von vielen angenommenen Meinung existirt ein gewisses ätherisches und sehr lockeres Mittel, welches alle Poren und Zugänge eines jeden Körpers ganz frei durchwandert; aus einem solchen Mittel, welches die Poren der Körper durchströmt, muss ein Widerstand entspringen. Um zu bestimmen, ob der durch Versuche an bewegten Körpern gefundene Widerstand ganz an ihrer äussern Oberfläche stattfinde, oder ob auch die innern Theile an ihren eigenen Oberflächen einen merklichen Widerstand erleiden, erdachte ich folgenden Versuch. An einem 11 Fuss langen Faden, welcher mittelst eines stählernen Ringes von einem hinreichend festen stählernen Nagel herabhing, befestigte ich eine Büchse von Tannenholz, um so ein Pendel von der oben bezeichneten Länge herzustellen. Der Nagel war oberhalb sehr scharf mit concav geformter Schneide versehen, so dass der Ring, wenn er mit seinem obern Bogen auf der Schneide ruhete, sich ganz frei bewegen konnte. An dem untern Bogen war der Faden befestigt. Das so hergestellte Pendel brachte ich um einen Abstand von etwa 6 Fuss aus der perpendikulären Richtung und zwar in der Ebene, welche auf die Schneide des Nagels perpendikulär war, damit nämlich der Ring beim Schwingen des Pendels oberhalb der Schneide nicht hin und herschwanken sollte. Der Aufhängepunkt, in welchem der Ring den Nagel berührt, muss nämlich unbewegt bleiben. Ich bezeichnete nun genau den Ort, zu welchem ich das Pendel geführt, und nachdem ich es losgelassen hatte, auch die drei Orte, zu denen es am Ende der ersten, zweiten und dritten Schwingung zurückkehrte. Diess wiederholte ich mehrmals, um jene Orte so genau als möglich zu bestimmen. Hierauf füllte ich die Büchse mit Blei und andern schweren Metallen, welche ich zur Hand hatte. Vorher aber wog ich die leere Büchse zugleich mit dem Theile des Fadens, welcher um dieselbe gewickelt war, wie auch mit der Hälfte vom übrigen Theile des letztern, der zwischen Nagel und Pendelbüchse angespannt war. Der gespannte Faden wird nämlich auf das, aus der perpendikulären Richtung gebrachte, Pendel immer mit der Hälfte seines Gewichtes wirken. Zu diesem Gewichte fügte ich dasjenige der Luft, welche die ganze Büchse fassen konnte. Das ganze Gewicht betrug ungefähr 1/78 desjenigen, welches die mit Metall angefüllte Büchse hatte. Da nun durch das letztere Gewicht der Faden angespannt und so die Länge des Pendels vergrössert wird, zog ich den Faden zusammen, um die frühere Länge herzustellen. Führte ich nun das Pendel zu dem zuerst bezeichneten Punkte und liess es dann los, so zählte ich ungefähr 77 Schwingungen, bis es zu dem zweiten, hierauf eben so viel, bis es zum dritten und dann eben so viel, bis es zum vierten Punkte zurückkehrte. Hieraus schloss ich, dass der ganze Widerstand der vollen Büchse zu dem der leeren kein grösseres Verhältniss habe, ab das 78 : 77. Wären nämlich die Widerstände beider einander gleich, so müsste die volle Büchse, weil sie mit einer 78 mal grösseren Kraft ausgestattet ist als die leere, ihre schwingende Bewegung um eben so viel länger beibehalten, also immer nach

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/324&oldid=- (Version vom 1.8.2018)