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Aus dieser Quelle sind alle jene sogenannten Naturgesetze hervorgegangen, in denen man wohl viele Spuren von weiser Ueberlegung, aber keine von einer Nothwendigkeit wahrnimmt. Wir müssen aber jene Gesetze nicht aus ungewissen Vermuthungen ableiten, sondern durch Beobachtungen und Versuche erlernen. Wer die Principien der Naturlehre und die Gesetze der Dinge finden zu können glaubt, indem er sich allein auf die Kraft seines Geistes und das innere Licht seiner Vernunft stützt, muss entweder annehmen, die Welt sei aus einer Nothwendigkeit hervorgegangen und die aufgestellten Gesetze aus derselben Nothwendigkeit folgen lassen; oder er muss der Meinung sein, dass, wenn die Ordnung der Natur durch den Willen Gottes entstanden sei, er, ein elendes Menschlein eingesehen habe, was als das Beste zu thun sei. Eine gesunde und wahre Naturlehre gründet sich auf die Erscheinungen der Dinge, welche uns, selbst wider unsern Willen und widerstrebend zu derartigen Principien führen, dass man in ihnen deutlich die beste Ueberlegung und die höchste Herrschaft des weisesten und mächtigsten Wesens wahrnimmt. Diese Principien werden aber deshalb nicht weniger zuverlässig sein, weil sie vielleicht einigen Menschen weniger willkommen sind. Für diese werden sie Wunder und verborgene Eigenschaften sein, an denen sie keinen Gefallen finden; allein die boshafter Weise beigelegten Namen darf man nicht aus Versehen auf die Dinge übertragen; wenn man nicht zuletzt erklären will, dass die Naturlehre sich auf Atheismus gründen müsse. Dieser Menschen wegen braucht man die Naturlehre nicht umzustürzen, indem die Ordnung der Dinge nicht geändert werden will.

Bei rechtschaffenen und billigen Richtern wird daher die so vorzügliche Forschungsweise gelten, welche sich auf Versuche und Beobachtungen gründet. Diesen wird man kaum ausdrücken dürfen, welche Erleuchtung und welche Würde aus diesem vorzüglichen Werke unseres Verfassers hervorgehen wird. Sein besonders glücklicher Geist, womit er alle die schwierigsten Aufgaben löst und dahin sich ausdehnt, wozu der menschliche Geist sich zu erheben kaum hoffen durfte, wird von allen denjenigen bewundert und anerkannt werden, welche etwas tiefer in diesen Dingen bewandert sind. Nachdem er die Riegel fortgeschoben hatte, eröffnete er uns den Zugang zu den schönsten Mysterien der Dinge. Er legte uns den eleganten Bau des Weltsystems vor Augen und gestattete, es von einem Punkte zu durchschauen, dergestalt dass selbst König Alphons, wenn er jetzt wieder aufstünde, kaum Einfachheit oder Harmonie darin vermissen würde. Demnach dürfen wir jetzt die Majestät der Natur näher beschauen und uns der schönsten Betrachtung erfreuen; wir können den Erbauer und Herrn des Weltalls tiefer anbeten und verehren, worin der bei weitem grösste Nutzen der Naturforschung besteht. Blind muss derjenige sein, welcher aus der besten und weisesten Einrichtung der Dinge nicht sogleich die unbegrenzte

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Isaac Newton: Mathematische Prinzipien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)