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nicht kleiner als die der Erde ist. Daraus entspringt aber ein ungeheurer Widerstand für die Bewegung der Cometen, ein ungeheurer und sehr bemerkbarer, um nicht zu sagen ein Widerstand, welcher ihre Bewegung ganz aufheben oder vernichten zu können scheint. Es ist aber aus der ganz regelmässigen Bewegung der Cometen bekannt, dass dieselben keinen Widerstand erleiden, welcher im geringsten bemerkt werden kann, und dass dieselben daher keineswegs auf eine Materie stossen, welche irgend eine Kraft zu widerstehen, oder irgend eine Dichtigkeit oder irgend eine Kraft der Trägheit besitzt. (Vgl. die Bemerkung in der vorhergehenden Parenthese. Bem. d. Her.)

Der Widerstand der Mittel entspringt nämlich entweder aus der Kraft der Trägheit, welche der flüssigen Materie innewohnt, oder aus einem Mangel an Schlüpfrigkeit. Der aus dem letztern entspringende Widerstand ist sehr gering und kann in den gewöhnlich bekannten Flüssigkeiten wahrgenommen werden, wenn dieselben nicht wie Oel und Honig sehr zähe sind. Der Widerstand, welchen man in der Luft, im Wasser, Quecksilber und andern derartigen nicht zähen Flüssigkeiten wahrnimmt, ist fast ganz von der ersten Art, und kann nicht durch irgend einen Grad von Feinheit vermindert werden, wenn die Dichtigkeit und Kraft der Trägheit der Flüssigkeit, denen dieser Widerstand proportional ist, unverändert bleiben. Dies hat unser Verfasser sehr deutlich in der Theorie des Widerstandes bewiesen, welche noch genauer in dieser zweiten Ausgabe auseinandergesetzt und durch Versuche fallender Körper vollständiger bestätigt wird.

Die Körper theilen, indem sie fortschreiten, ihre Bewegung allmählig der sie umgebenden Materie mit, verlieren durch diese Mittheilung und erleiden durch den Verlust eine Verzögerung. Die Verzögerung ist daher der mitgetheilten Bewegung proportional. Die letztere verhält sich aber, wenn die Geschwindigkeit des fortschreitenden Körpers gegeben ist, wie die Dichtigkeit der Flüssigkeit. Daher ist die Verzögerung oder der Widerstand eben dieser Dichtigkeit proportional, wenn nicht die verlorene Bewegung durch die, nach den hintern Theilen des Körpers zurückgehende, Flüssigkeit ersetzt wird. Dies wird man aber nicht behaupten können, wenn nicht die Einwirkung der Flüssigkeit auf die hintern Theile des Körpers gleich ist der Einwirkung des Körpers auf die Flüssigkeit an der vordern Seite, d. h. wenn nicht die relative Geschwindigkeit, mit welcher die Flüssigkeit von hinten auf den Körper stürzt, gleich ist derjenigen Geschwindigkeit, womit der Körper auf die Flüssigkeit stürzt. Es müsste also die absolute Geschwindigkeit der zurückgehenden Flüssigkeit doppelt so gross sein, als diejenige der fortgestossenen, was unmöglich ist. Auf keine Weise kann daher der aus der Dichtigkeit und der Kraft der Trägheit entspringende Widerstand der Flüssigkeiten aufgehoben werden. Man muss demnach schliessen, dass die Himmelsflüssigkeit keine Kraft der Trägheit besitze, da sie keine Kraft zum Widerstande habe; dass sie keine Kraft besitze, wodurch eine

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Isaac Newton: Mathematische Prinzipien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)