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erklären wollte. Man muss durchaus die innere Einrichtung der Maschine erforschen, um das wahre Princip der vorausgesetzten Bewegung als erkannt anzusehen. Ein ungefähr ähnliches Urtheil muss man über diejenigen Naturforscher fällen, welche den Himmel mit einer gewissen sehr lockern Materie ausgefüllt und eine beständige Wirbelbewegung derselben annehmen. Wenn sie auch durch ihre Hypothesen den Erscheinungen aufs genaueste Genüge leisten können, so dürfen sie doch nicht behaupten, ein wahres Natursystem vorgetragen und die wahren Ursachen der Himmelsbewegungen gefunden zu haben; wofern sie nicht die Existenz dieser, oder wenigstens die Nichtexistenz anderer Ursachen nachgewiesen haben. Wenn daher gezeigt ist, dass in der Natur eine wirkliche Anziehung aller Dinge stattfinde; wenn ferner auch gezeigt ist, nach welcher Weise man alle Bewegungen am Himmel durch sie erklären könne, so würde der Einwurf, dass dieselben Bewegungen durch Wirbel erklärt werden müssten, wenn wir auch die Möglichkeit der letztern zugegeben hätten, eitel und wahrhaft lächerlich sein. Wir geben aber diese Möglichkeit nicht zu. Die Erscheinungen können nämlich auf keine Weise durch Wirbel erklärt werden, was unser Verfasser vollständig und durch die klarsten Gründe dargethan hat, so dass diejenigen mehr als billig ihren Träumen nachhängen müssen, welche sich die erfolglose Mühe geben, die unpassendste Dichtung auszubessern, und mit neuen Erdichtungen auszuschmücken.

Wenn die Planeten und Cometen durch Wirbel um die Sonne geführt werden, so müssen die fortgeführten Körper und die sie zunächst umgebenden Theile der Wirbel mit derselben Geschwindigkeit und nach derselben Richtung sich bewegen; sie müssen dieselbe Dichtigkeit und dasselbe Beharrungsvermögen, im Verhältniss der Menge ihrer Materie besitzen. Es ist aber bekannt, dass die Planeten und Cometen, während sie sich in derselben Gegend des Himmels befinden, sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten und nach verschiedenen Richtungen bewegen. Es folgt daher nothwendig, dass jene Theile der himmlischen Flüssigkeit, welche gleich weit von der Sonne entfernt sind, in derselben Zeit nach verschiedenen Richtungen und mit verschiedener Geschwindigkeit fortwandern; denn eine andere Richtung und Geschwindigkeit muss für den Fortgang der Planeten, und eine andere für den der Cometen erforderlich sein. Da dies nicht erklärt werden kann, so muss man entweder gestehen, dass alle Himmelskörper durch die Materie nicht fortgeführt werden, oder erklären, dass ihre Bewegungen nicht durch einen und denselben Wirbel, sondern durch mehrere ausgeführt werden, welche unter einander verschieden sind und denselben, um die Sonne gelegenen Raum durchwandern.

Wenn sich mehrere Wirbel in demselben Raume befinden und sich wechselseitig durchdringen, wenn sie ferner mit verschiedenen Bewegungen umlaufen; so werden diese Bewegungen denjenigen der fortgeführten Körper ähnlich sein, welche sehr regelmässig und in Kegelschnitten, bald

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/21&oldid=- (Version vom 19.2.2018)