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diesesmal ein so angenehmes Vergnügen verschafft, als dieses ist, den Wachsthum der Kenntnisse, in einem jungen Künstler stufenweise wahrzunehmen. So viel lese ich aus Ihrem Briefe, daß Ihnen der Grund- und Aufriß zu einem Landhause nach römischer, mit aufgesetzter attischen Ordnung wohl gefallen habe. Sie loben vorzüglich die gute Eintheilung des Grundrisses nach heutiger Bequemlichkeit, so wie die Erhöhung desselben, und die große Freytreppe nach dem Garten zu, und sie gestehen, daß dieser Entwurf nicht nur in antikem Geschmacke in Ansehung der reinen Baukunst, der richtig eingetheilten guten Säulenweite, und Kragsteine in allen Verkropfungen, sondern auch in wahrem Französischen, in Ansehung der Wohn- und Prachtzimmer sey. Sie haben in beyden recht gehabt, denn ich vermuthe, daß dieser junge Künstler sich vor dem Jahre nicht habe verleugnen können, da ich dieses ebenfalls an dem heurigen Schlosse, das er erfunden hat, wahrgenommen habe. Erlauben Sie mir also, daß ich Ihnen in der Kürze das königliche Schloß beschreibe. Der Grundriß ist fünfhundert und zwanzig Fuß lang und vierhundert Fuß breit, mit einem großen Hofe in der Mitte; die Hofseite ist blos mit einer prächtigen Säulenstellung, nach alter griechischer Art geschlossen, damit man das Innere sehe, und beyderseits im Trocknen absteigen könne. Durch viele große und kleine Treppen gelanget man ins obere Stockwerk. Die Menge Säle, Gallerien, Prunk-Wohn- und Kleiderzimmer, nebst allen ihren geheimen