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merkungen des Kataloganfertigers, daß diese räthselhafte Sphinx seit geraumer Zeit nun schon die wichtigsten Fragen unbeantwortet gelassen, und sich dadurch die Ungnade des eigensinnigen Besitzers in solchem Grade zugezogen hat, daß er nichts mehr von ihr wissen will. Wer weiß, was Miß Fama sagt, daß er selbst lebenden Personen, wenn sie die Ueberbringer unangenehmer Nachrichten sind, seine Empfindlichkeit oft sehr fühlbar macht, und sich einer leidenschaftlichen Hitze überlassen kann, die ihn zu unwürdigen Handlungen hinreißt, der fühlt sich geneigt, es für möglich zu halten, daß der innere Mechanismus des Werks durch Faustschläge oder Fußtritte gestört ist. Einer oder der andere dieser Gründe, wenn nicht gar beide, mögen dem Verkaufe dieses Automats zum Grunde liegen, dessen geheimnißvolles Schweigen ihm die Schläge des Schicksals prophezeite, welche seine Heere in Rußland und Teutschland getroffen haben. Denn es läßt sich denken, daß er vor dem Beginn des heillosen Russischen Krieges diese seine Kassandra um Rath fragte, und verwöhnt durch eine ununterbrochene Reihe günstiger Aussagen, ihr endliches Schweigen nicht ertrug. Zürnend mit ihr und seinem Schicksale, trotzend auf seine Heeresmacht stempelte er sie zur Lügnerin, und prophezeite ohne sie Russland vermeinten Untergang. Der Erfolg hat gezeigt, daß er die Gabe der Weissagung nicht besitzt, und überhaupt zu den falschen Propheten gehört, vor denen das Evangelium warnt[1]. Sie gehen in Schaafskleidern; aber inwendig sind sie reißende Wölfe[2]. Diesen Irrlehren gleich, trägt auch Napoleon über den blutrothen Kriegsmantel immer ein weißes Friedenskleid. Nur eine Zeit lang konnte er damit täuschen, so daß Viele ihn für angefeindet und zum Blutvergießen gezwungen hielten. Der unbefangene Blick entdeckte bald die Wolfshaut

  1. Anspielung auf Mt. 7:15-29.
  2. Direktes Zitat Mt. 7:15.