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tritt wenig hervor. Mehrere Schatzgräbersagen haben zum Mittelpunkt den Landrat von Bredow, der zu Maschens Zeit wiederholt Bronzefunde gemacht hat. Der im Idolstreit vielgenannte Flurname „Rhetrerberge“ wird bei Kühnel aus dem Flurregister von 1759 belegt.

16. Auch die Geschichte der Prilwitzer Idole wird durch zwei Überlieferungen beleuchtet. Näheres kann hier nicht angedeutet werden.

17. Im Hinterlande von Prilwitz sehe ich altes Priester- und Tempelland. Hohenzieritz war noch vor fünfzig Jahren als Hexendorf verschrien – wie auch andere Dörfer in der Nähe wendischer Kultstätten, so z. B. Rambow beim Sageler Burgwall. – Der 1898 abgebrannte Dorfviehstall in Hohenzieritz führte im Volksmunde den Namen „Nobelskrog“: derselbe Name, dessen mythischer Charakter ja bekannt ist, kehrt auch beim nahen Kratzeburger Burgwall wieder, auf dessen Bedeutung für die Rethrafrage schon Lisch hingewiesen hat. – Im „Heidenholt“ in der Hohenzieritzer Forst haben sich nach der Volkssage die letzten Wenden behauptet. – In dem im selben Walde gelegenen „Stribbow-See“ wohnen weibliche Gottheiten. – Im „Faulen See“ auf Wendfelder Feldmark liegt nach der Volkssage der Wendenkönig begraben. – Im benachbarten Blumenholz weisen Flurnamen wie Gottskamp auf altes Tempelland hin.

18. Die vor Prilwitz liegende Insel „Kietzwirel“, auf der Oesten eine starke wendische Besiedelung nachgewiesen hat, erscheint in einer bedeutsamen Visionssage als Stätte eines Tempels.

19. Die Feldmark der zu Prilwitz gehörenden Meierei Ehrenhof (im Süden der Lieps) hat sicher mit zum heiligen Bezirke gehört. Der Name hat, wie der Flurname „Ihrenkölk“ zeigt, nichts mit dem Vornamen des Landrats Ehrenreich von Bredow zu tun, wie immer behauptet wird. Der Weg, der vom Gutshofe an die Prilwitz-Usadeler Landstraße heranführt (früher ging er bis an die Lieps weiter), war nach der Sage „der alte Weg nach Schöne Reda“.

20. Über den „Spitzberg“, der nicht weit von diesem Wege liegt, läuft eine Sage um, die auf den Kult einer weiblichen Gottheit schließen läßt.

21. Der nahe kalkhaltige, in die Lieps fließende „Eliasbach“ (im Volksmunde Liers bäk oder Liersch bäk), der Mittelpunkt der Spuksagen der ganzen Gegend, scheint der Grenzbach des heiligen Bezirkes nach Westen hin gewesen zu sein. Auch bei anderen wendischen Kultstätten ist es ein Bach, bei dem der Spuk beginnt.

22. Die Sagen von dem nahegelegenen „Pferdeberg“, aus dem der Pferdedieb Schruckfoot, mit elfenbeinernem Rock bekleidet, hervorkommt, bewahren die Erinnerung an das Kultbild einer slavischen Gottheit (Svantevit?), das hier auf ragender Höhe, von der aus man das ganze Seengebiet überschaut, seinen Stand hatte. Diese Sagen finden ihr Gegenstück in der Sage von dem Dämon Knickerbeen, der an der Lauenburgischen Grenze haust, und auch die Sage vom Viting im „Sonnenberge“ bei Parchim ist nahe verwandt.

23. Die ganze Umgebung des Blankenburg-Teiches ist voll von merkwürdigen Überlieferungen, die auf alte Heiligkeit der Stätte schließen lassen. Die obenerwähnte Sage übrigens von dem goldenen Gotte, der hier vergraben sei, ist auf drei Dörfer beschränkt.