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Stand an, und prakticirte fort; aber nicht aus Gewinnsucht: es galt ihm gleich, ob ihn jemand bezahlen konnte, oder nicht: er machte Gebrauch von seiner Kunst, weil er sah, wie in seinem Bezirke die Kranken ohne sein Zuthun verlassen wären. Er war aus eignen Mitteln mit einer guten Bibliothek aus allen Fächern der Arzneykunde versehen: er war Scheidekünstler, und sammelte bey der besten Gelegenheit der ihm nahen Berge, Thäler und Wälder seine Wurzeln, Kräuter, Blumen u. s. w. er bereitete die meisten zusammengesetzten Arzneyen selbst; kurz er hatte zu seiner Ausübung Werkzeug, Vernunft, Erfahrung und ein gutes Herz.

 Alles dessen ungeachtet darf Niemand denken, daß ihm das Mediciniren nur so gerade zu erlaubt gewesen sey: der Fürst Johann Aloys hat ihm das Frühmesser-Gehalt zu entziehen gedrohet, wofern er nicht abstände: und, weil Herr Hell in seinem Curiren fortfuhr, so wurde ihm solches auch wirklich entzogen.[1]

 Er war als ein 80jähriger Mann durchaus gesund und munter. Er erzählte mir oft lächelnd, daß ihm die Entziehung des Beneficii, gegen sein Mediciniren gerechnet, nichts schade.

 Er hat vieles ersparet, aber auch wieder vieles verloren: denn er war wie eine Sparbüchse,


  1. Es wäre also Hoffnung, daß das Pfuschen dem jetzigen Herrn Frühmesser auch niedergelegt werden könnte.
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Diverse: Miscellaneen in: Journal von und für Franken, Band 6. Raw, Nürnberg 1793, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Miscellaneen_(Journal_von_und_f%C3%BCr_Franken,_Band_6,_1).pdf/8&oldid=- (Version vom 5.5.2023)