verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9 | |
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Grafen von Barcelona sich unabhängig zu machen, und es entstand die Markgrafschaft Barcelona oder das „Fürstentum K.“, welches als selbständiger Staat bis zur Vereinigung mit Aragonien durch die Vermählung der Erbin dieses Landes mit Raimund Berengar IV. von Barcelona (1137) bestand. 1479 wurde K. nebst Kastilien der spanischen Monarchie einverleibt. Doch behielt es seine ursprüngliche freisinnige Verfassung und verlor dieselbe erst durch Philipp V. nach dem spanischen Erbfolgekrieg, in welchem K. zu Philipps Gegner, Karl von Österreich, gehalten hatte. Vgl. Balaguer, Historia de Cataluña (Madr. 1885–87, Bd. 1–9).
Katalȳse (griech. Kataly̆sis), Auflösung; katalytische Kraft, nach Berzelius die Kraft, welche thätig ist, wenn Körper durch ihre bloße Gegenwart und nicht durch ihre Verwandtschaftskraft andre Körper zu Zersetzungen oder Verbindungen veranlassen, ohne selbst an diesen Prozessen teilzunehmen. Nach Mitscherlich soll die Oberfläche mancher Stoffe die Eigenschaft besitzen, das Entstehen und Zerfallen von Verbindungen zu veranlassen, ohne daß dieser Stoff selbst in die Verbindung eintritt. Nach Berzelius ist es die katalytische Kraft, vermöge welcher z. B. Schwefelsäure die Stärke in Zucker verwandelt, ohne selbst verändert zu werden, oder Mangansuperoxyd die Entwickelung von Sauerstoff aus chlorsaurem Kali bei einer Temperatur bewirkt, bei welcher das reine Salz sich noch nicht zersetzt. Nach Mitscherlich ist Schwefelsäure hier Kontaktsubstanz, und der Prozeß selbst heißt bei Berzelius K., bei Mitscherlich Zersetzung durch Kontakt. Man bezeichnet auch heute noch manche Prozesse, bei denen thatsächlich der eine der wirkenden Stoffe zuletzt unverändert sich wiederfindet, bisweilen mit obigem Namen, ohne dabei außer Augen zu lassen, daß der Vorgang selbst noch erklärt werden muß.
Katamaran, Doppelschiffchen der Südseeinsulaner.
Katamenĭen (griech., „das Monatliche“), s. v. w. Menstruation.
Kat’ anthrōpon (griech., lat. ad hominem), der Fähigkeit des menschlichen Verstandes oder dem Verstand eines bestimmten Menschen gemäß.
Katapépsis (griechisch), vollständige Verdauung; katapeptisch, die Verdauung befördernd.
Kataphora (griech.), krankhaft tiefer Schlaf, Dauerschlaf, s. Schlafsucht.
Kataphrakten (griech., „Gepanzerte“), bei den Alten eine Reitergattung, bei welcher Roß und Mann mit eisernen Schuppenpanzern vollständig bekleidet waren. Sie wurden meist aus orientalischen Völkern gebildet und mit Bogen bewaffnet und vorzugsweise gegen die Elefanten verwendet, zu welchem Zweck ihre Rüstungen an Schultern und Brust noch mit starken eisernen Stacheln versehen waren. – In der Chirurgie heißt Kataphrakt ein Verband bei Rippenbrüchen.
Kataplasma (griech.), Umschlag (s. Bähung); C. ad decubitum, aus Eichenrindenabkochung durch Bleiessig gefälltes und bis zur Breikonsistenz entwässertes, dann mit wenig Spiritus vermischtes gerbsaures Bleioxyd, wird gegen Wundliegen benutzt.
Kataplexīe (griech., Schrecklähmung), der eigentümliche lähmungsartige Zustand, in welchen Tiere aller Art durch einen plötzlichen Schreck versetzt werden, von dem sie sich nur allmählich wieder erholen. Auch der Mensch kann gelegentlich vor Schrecken „kein Glied rühren“, namentlich bei plötzlichen Verwundungen (Wundschreck oder shok der Chirurgen); doch steigert sich bei ihm die Lähmung nur selten zur vollkommenen Starrheit, und in der Regel geht dieselbe schnell vorüber. Tiere dagegen, die man plötzlich ergreift und auf den Rücken oder die Seite legt oder an den Beinen aufhängt, werden nach den ersten fruchtlosen Fluchtversuchen alsbald unbeweglich, so daß man die Hand vorsichtig wegnehmen kann, ohne daß sie davonlaufen. Am frühsten war dies vom Huhn bekannt, welches man nach der Vorschrift des Jesuitenpaters Kircher zu binden pflegte und mit dem Schnabel an die Diele drückte, worauf man von dort einen Kreidestrich zog, den es angeblich für das Ende des Bindfadens hielt, mit dem es gebunden sei. Czermak, der von einem ähnlichen Experiment mit dem Flußkrebs gehört hatte, den man „magnetifiert“, d. h. nach einigen Strichen auf den Nasenstachel stellt, untersuchte diese Erscheinung zuerst näher, fand, daß sich die meisten Vögel ähnlich verhalten, und glaubte, daß sie dabei in einen eigentümlichen Zustand von Schlaftrunkenheit (Hypnotismus) verfallen, aus dem sie erst nach 5–15 Minuten erwachen. Preyer zeigte jedoch, daß diese Tiere nicht schlafen, vielmehr aus großer Angst und Aufregung, die sie durch Zittern und Keuchen verraten, in einen lähmungsartigen Zustand verfallen, der wahrscheinlich auf eine Erregung von Hemmungszentren zurückzuführen ist, infolge deren die willkürlichen Bewegungen aufhören, während der Blutstrom aus den Hautgefäßen zurück- und, wie es scheint, auf die Eingeweide gedrängt wird. Preyer zeigte ferner, daß diese Zustände sich fast bei Tieren aller Klassen hervorrufen lassen. Das Zum-Stab-Werden der Uräusschlange, wenn man sie am Hals faßt, welches die ägyptischen Zauberer noch heute, wie zu Moses’ Zeiten, zeigen, gehört vermutlich ebenso wie die Lähmung der durch den Schlangenblick „bezauberten“ Vögel hierher. Je weiter man im Tierreich hinabsteigt, um so leichter und andauernder tritt diese Lähmung ein. Frösche oder Tritonen, die man mit der Pinzette oder einer Schlinge am Bein oder Schwanz faßt und aufhängt, werden sogleich starr und sterben nach Verlauf eines halben bis ganzen Tags, ohne ihre Gliederstellung geändert zu haben. Auch das „Sichtotstellen“ kleiner Käfer, wenn sie ergriffen werden, gehört wahrscheinlich hierher. Vgl. W. Preyer, Die K. und der tierische Hypnotismus (Jena 1878). – In der Medizin ist K. das Erstarren des Körpers durch Schlagfluß; kataplektisch, vom Schlagfluß getroffen.
Katapult (lat., griech. Katapeltes), armbrustähnliches Torsionsgeschütz der Alten. Seine Konstruktion war im wesentlichen folgende: zwei Bündel von starken Sehnen waren in mäßiger Entfernung voneinander
Fig. 1. | |
Spannkasten der Wurfgeschütze. | |
in einen aufrecht stehenden Rahmen aus festem Holz so eingespannt, daß sie durch Öffnungen in den beiden horizontalen Leisten (also in der obern und untern) hindurch gingen und oberhalb und unterhalb
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 605. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0605.jpg&oldid=- (Version vom 15.11.2024)