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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

deren Drehung mittels des oben auf dem Instrument angebrachten Torsionskopfes der abgelenkte Draht wieder in die Ruhelage zurückgeführt wird. Der Torsionskopf trägt einen Zeiger, der auf einem Teilkreis den Drehungswinkel angibt, welcher ein Maß ist für die ablenkende Kraft. Diese aber ist proportional dem Quadrat der Stromstärke, so daß das Instrument gerade diejenige Größe angibt, welche den Techniker direkt interessiert, weil derselben die erzeugte Licht- oder Wärmemenge und die verbrauchte oder erzeugte Arbeitsmenge proportional sind.

Elektrograph (griech.), s. Registrierapparate.

Elektrographie (griech.), Ätzung auf galvanischem Weg behufs Erzeugung von Zinkhochdruckplatten zum Druck auf der Buchdruckpresse, wurde zuerst von Böttger geübt; Devincenzi erfand indes ein einfacheres Verfahren, bei welchem auf die gekörnte Zinkplatte, nachdem sie in ähnlicher Weise behandelt worden wie der lithographische Stein, die Zeichnung mit fetter lithographischer Kreide oder Tusche aufgetragen wird, die man sodann mit Gummiwasser behandelt, mit Terpentinöl überstreicht und mit fettem Firnis einwalzt, um sie schließlich, mit einer gleichgroßen Kupferplatte verbunden, in Kupferlösung zu ätzen.

Elektrolyse (griech., elektrochemische Zersetzung), die durch den galvanischen Strom herbeigeführte Zersetzung chemischer Verbindungen. Leitet man von den beiden Polen einer galvanischen Batterie zwei Drähte in eine Lösung oder in eine geschmolzene Substanz, so wird dieselbe häufig in ihre nähern Bestandteile zerlegt. Die Enden der beiden Drähte nennt man Elektroden und zwar das mit dem positiven Pol der Batterie verbundene die positive Elektrode oder Anode und das mit dem negativen Pol verbundene die negative Elektrode oder Kathode. Der zersetzbare Körper heißt Elektrolyt. Da entgegengesetzt elektrische Körper sich anziehen, nennt man den an der positiven Elektrode sich ausscheidenden Körper den elektronegativen und den an der elektronegativen Elektrode sich ausscheidenden den elektropositiven Bestandteil der Verbindung. Bei der E. des Wassers erscheint z. B. der Wasserstoff als elektropositiver Bestandteil an der elektronegativen Elektrode, der Sauerstoff als elektronegativer Bestandteil an der elektropositiven Elektrode. Viele Substanzen sind der E. nicht fähig. Solche Körper, welche den elektrischen Strom nicht leiten, werden auch durch die stärksten Ströme nicht zersetzt. Jodkalium, in Wasser aufgelöst, wird durch die Kraft eines jeden einfachen elektrischen Paars zersetzt. Verdünnte Schwefelsäure in der Zersetzungszelle läßt sich, wenigstens in auffallender Weise, nur unter dem Einfluß einer kräftigen Kette zerlegen. Reines Wasser zersetzt sich noch weit schwieriger, selbst wenn es der Einwirkung starker galvanischer Batterien ausgesetzt wird. Im allgemeinen kann man sagen: alle Körper sind Elektrolyte, deren Bestandteile sich mit denen bekannter Elektrolyte (Chlorkalium, schwefelsaures Kupferoxyd) durch doppelte Wahlverwandtschaft umsetzen. An den Elektroden können sich chemisch einfache oder zusammengesetzte Körper ausscheiden. Chlorwasserstoff wird in Chlor und Wasserstoff, Chlorkalium in Chlor und Kalium zersetzt. Bei der E. eines Schwefelsäuresalzes, z. B. des Kupfervitriols CuSO4, scheidet sich an der elektronegativen Elektrode Kupfer, an der elektropositiven die Atomgruppe SO4 ab, welche aber sofort in Sauerstoff und Schwefelsäureanhydrid SO3 zerfällt. Letzteres löst sich in Wasser und bildet Schwefelsäure. Bestehen die Elektroden aus Platin, so werden sie von den sich ausscheidenden Körpern nicht angegriffen. Ist die elektropositive Elektrode aber eine Zinkplatte, so wird sie von der hier sich ausscheidenden Schwefelsäure gelöst, und so kann jedes Metall bis auf Platin als positive Elektrode oxydiert werden. Die durch den galvanischen Strom hervorgebrachte Zersetzung ist proportional der Stromstärke, und daher kann man letztere messen, indem man die Menge des Sauerstoffs und Wasserstoffs bestimmt, welche der Strom in einer bestimmten Zeit aus angesäuertem Wasser entwickelt. Leitet man denselben Strom durch verschiedene Elektrolyte, so werden stets äquivalente Mengen derselben zersetzt. Die Quantitäten der abgeschiedenen Stoffe stehen im Verhältnis der Äquivalentgewichte. Bei der E. findet sehr allgemein neben den primär elektrolytischen Vorgängen eine Reihe sekundärer Prozesse statt, indem die abgeschiedenen Körper auf die Elektroden (wie schon angedeutet), auf den Elektrolyt, auch wohl gegenseitig aufeinander einwirken. So wird schwefelsaures Kali ebenso zerlegt wie schwefelsaures Kupferoxyd, statt des Kupfers wird Kalium an der negativen Elektrode abgeschieden. Das Kalium aber zersetzt in dem Moment der Ausscheidung das Wasser der Lösung, es bildet sich Kaliumhydroxyd, und Wasserstoff wird frei. Die E. findet Anwendung in der Galvanoplastik, zum Vergolden, Versilbern etc., zum Ätzen auf Metall, zur Abscheidung von Metallen aus ihren Verbindungen (s. Elektrometallurgie) und in der chemischen Analyse zur quantitativen Bestimmung der Metalle. Versuchsweise hat man den Strom auch in der Färberei zu Oxydations- und Reduktionsprozessen und in der Spiritusfabrikation zum Entfuseln des Spiritus benutzt.

Elektrolyt, s. Elektrolyse.

Elektromagnet, s. Elektromagnetismus.

Elektromagnetische Kraftmaschinen
Elektromagnetische Motoren
s. Elektro­magnetis­mus und Magnet­elektrische Maschinen.

Elektromagnetischer Fallapparat, s. Chronoskop.

Elektromagnetismus (hierzu Tafel „Elektromagnetische Kraftmaschinen“). Im J. 1820 entdeckte Örsted in Kopenhagen durch Zufall, daß der elektrische (galvanische) Strom eine Wirkung auf die Magnetnadel ausübt. Befindet sich nämlich in der Nähe einer auf eine Spitze drehbar aufgesetzten Magnetnadel (s. Magnetismus) der Schließungsdraht einer galvanischen Batterie, so wird die Nadel aus der Südnordrichtung, welche sie infolge der magnetischen Einwirkung der Erde einnimmt, abgelenkt, sobald ein elektrischer Strom durch den Schließungsdraht geht. Um jederzeit die Richtung, nach welcher die Ablenkung erfolgt, leicht bestimmen zu können, hat Ampère folgende seltsam klingende, aber nützliche Regel gegeben: Man denke sich in dem Stromleiter eine kleine menschliche Figur, den Kopf voran und das Gesicht der Nadel zugewendet, mit dem (positiven) Strom schwimmend, so wird das Südende der Nadel stets nach der rechten Seite der Figur abgelenkt. Ist der Leitungsdraht in der durch die Nadel gelegt gedachten lotrechten Ebene (d. h. im magnetischen Meridian) um die Nadel herumgebogen, so ergibt sich aus jener Regel, daß alle Teile dieses Stromkreises die Nadel im gleichen Sinn abzulenken streben und zwar so, daß ihr Südende nach der Seite hin abgelenkt wird, von welcher aus betrachtet der (positive) Strom die Nadel in derselben Richtung umkreist, in welcher sich der Zeiger einer Uhr bewegt. Wird ein mit Seide oder Wolle umsponnener und dadurch isolierter Kupferdraht um einen Stab aus weichem Eisen herumgewunden, so wird der Eisenstab sofort zu einem Magnet und vermag

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 535. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0535.jpg&oldid=- (Version vom 14.11.2023)