verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5 | |
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schreiben, den Aufenthalt in Berlin gestattet, wo er 15. Febr. 1767 starb. Neuerdings erschien eine „Auswahl aus Edelmanns Schriften“ (Bern 1847). Seine 1752 geschriebene „Selbstbiographie“ gab Klose (Berl. 1849) heraus. Vgl. Mönckeberg, H. S. Reimarus und J. Chr. E. (Hamb. 1867); Guden, J. Chr. E. (Hannov. 1870); Bruno Bauer, Einfluß des englischen Quäkertums auf die deutsche Kultur (Berl. 1878).
Edelmetalle, im engern, gewöhnlichen Sinn Bezeichnung für Gold und Silber, während im weitern Sinne noch andre Metalle, vorzugsweise Platin, dazu gerechnet werden (s. Metalle). Wir beschränken uns hier auf die wirtschaftlich statistische Besprechung der E. im erstern Sinn.
Gold und Silber sind als eigentliche Begleiter der menschlichen Kultur mit dieser selbst innig verbunden; seit Menschengedenken folgen sie regelmäßig den Wanderungen der Völker Schritt für Schritt. Wie sie im ältesten Mythus vorkommen, so treten sie im Sagenkultus des germanischen Mittelalters und im Mystizismus der Alchimie wieder hervor; sie bilden das Ziel von Unternehmungen, die sich im Altertum sagenhaft an das Goldene Vlies, an die dunkeln Wohnstätten der Hyperboreer und Arimaspen, an das Aufsuchen des Goldlandes Ophir, im Mittelalter abenteuerlich an die geographischen Entdeckungen der Spanier und Portugiesen, in der neuesten Zeit realistisch an die überseeischen Wanderungen nach Amerika und Australien knüpfen. Und wie in der Vergangenheit, so bilden in der Gegenwart die beiden E. eine materielle Macht, welche in alle Lebenskreise hineinreicht. Die Erklärung des Einflusses, welchen die E. von jeher auf die Menschen ausgeübt haben, liegt in verschiedenen Ursachen. Die Seltenheit des Vorkommens hat die E. in ältester Zeit als das geeignetste äußerliche Kennzeichen der Größe, Vornehmheit und des Reichtums ansehen lassen; die Verwendung zu kostbarem Schmuck war wohl die älteste Form und hatte die Anschauung zur Folge, daß man den Besitz von Edelmetallen überhaupt als ein Attribut menschlicher Macht anzusehen begann. Daraus ergab sich von selbst das Streben nach deren Erwerb, daraus die allgemeine Wertschätzung, ihre Verwendung als Tauschmittel, Geldstoff, und ihre heute allgemeine Anerkenntnis als Maßstab der Güterpreise. Zu dieser historisch-psychologischen Begründung der Herrschaft der E. gesellen sich natürliche Gründe andrer Art. Das Vorkommen der E. ist geologisch ein solches, daß deren Gewinnung immer relativ hohe Gestehungskosten verursachen muß; auf dem hohen Kostenpreis ruht also auch ein hoher Tauschwert und darauf die Eignung der E. zu Schmuckgegenständen und als Geldstoff. Die E. sind vermöge ihrer chemisch-physikalischen Eigenschaften zur dauernden Aufbewahrung von Wertvorräten besonders geeignet und bilden aus diesen natürlichen Gründen sowie wegen der vortrefflichen Formbarkeit und der Möglichkeit wiederholten Umschmelzens und Umprägens das beste, ja alleinige Material echter Währungs- oder Kurantmünzen. Die Aufbewahrungsfähigkeit der E. bringt es mit sich, daß die Menschheit über einen stets wachsenden Vorrat (Stock) derselben verfügt, dessen Vorhandensein genügt, um die Preise der E. relativ stabiler zu machen als diejenigen andrer, dem materiellen Verbrauch oder gar dem Verderben unterliegender Waren; daraus ergibt sich die natürliche Eignung der E. als fester Preismaßstab, und diese wird wesentlich dadurch erhöht, daß der innere Wert der E. in dem Sinn absolut gleichmäßig ist, daß bei Gold und Silber keiner derjenigen Qualitätsunterschiede vorkommt, die bei jeder andern Ware je nach dem Fundort, der Herrichtung etc. eintreten. Es erscheint daher ebenso erklärlich wie tief begründet, daß zu allen Zeiten und bei allen Völkern die E. als die Repräsentanten des materiellen Reichtums im intensivsten Sinn des Wortes angesehen wurden.
Die Gewinnung der E. reicht historisch bis in das 5. oder vielleicht 6. Jahrtausend v. Chr. zurück; die Bergwerke in Ägypten sind die ältesten, die auf Gold und Silber betrieben wurden; die Erze an der äthiopischen und alten arabischen Grenze, in Äthiopien, in Nubien, dann in dem zuzeiten König Salomos so erträgnisreichen Ophir gehören dahin. Ebenso ist in der altindischen Kultur das Stromgebiet des obern Indus und Satadru (Satledsch) im heutigen Tibet eine Fundgrube von Edelmetallen gewesen (goldholende Inder, Dardi), und die nördlichen Abfälle des Altaigebirges und Ural dienten als Hauptquelle für die Füllung der assyrisch-babylonischen Schätze. Die in ältester Zeit in Zentralasien gewonnenen E. mußten wohl während vieler späterer Jahrhunderte auf ihren Wanderungen nach dem Westen der klassischen Kultur dienen; die Beiträge der Fundorte, welche die wandernden Völker im Kaukasus, in den Flüssen um Kolchis, dann in den lydischen und phrygischen Gebirgen und Gewässern fanden, sind im Verhältnis zu jenen ältesten Funden nicht sehr bedeutend; noch weniger aber lieferten damals die Edelmetallbergwerke in Europa selbst (im Pangäischen Gebirge, in Skapte Hyle, auf einigen Inseln des Ägeischen Meers, in Laurion), sondern das klassische Altertum versorgte sich zumeist mit den ursprünglich in Afrika und Asien gesammelten Metallschätzen, welche im Lauf der Kriege der Griechen gegen die Perser, dann der Alexanderzüge und der römischen Feldzüge als Beute, Subsidien, Tributzahlungen etc. nach Hellas, Karthago und Rom (Schätze der Seleukiden und Ptolemäer) gelangten. Im Mittelalter wurde die Vermehrung des Edelmetallvorrats nur mäßig durch die in Gallien und Hispanien sowie vielfach zerstreut betriebenen Bergwerke und Goldwäschereien bewerkstelligt. Ein großer, mächtiger Zuwachs erfolgte erst nach der Entdeckung Amerikas sowohl durch die von den Spaniern vollzogene Erbeutung dort vorgefundener Schätze als durch die seit Beginn des 16. Jahrh. ununterbrochen betriebene Silbergewinnung in den Minen von Potosi und Guanajuato (Mexiko). Mit diesen Ereignissen beginnt jene gewaltige Strömung von Edelmetallmassen aus Amerika, welcher gegenüber die Schätze des Altertums verschwinden. Alle diese Veränderungen werden aber durch die Ereignisse der neuesten Zeit verdunkelt, deren Schauplatz Kalifornien, bez. die westlich von den Rocky Mountains gelegene Bergregion der Andesketten und Australien bilden.
Da noch heute die Vorräte von Edelmetall, welche vor Jahrhunderten gewonnen und angehäuft wurden, fast ebenso in Betracht kommen wie jene Quantitäten, die erst in der Gegenwart bergmännisch zu Tage gefördert werden, so wäre eine Statistik der E. ohne Geschichte derselben wertlos, und jeder Versuch einer rationellen Beantwortung aller einschlägigen Fragen muß mit Berücksichtigung des historischen Teils erfolgen. Die vorhandenen Quellen gestatten kaum, viel weiter als bis ins Ende des 15. Jahrh. zurückzugreifen. Aber auch die vielen Angaben, welche für den seit der Entdeckung Amerikas verflossenen Zeitraum vorliegen, sind, obwohl sie von hervorragenden Autoritäten, wie A. v. Humboldt, J. T.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0307.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2024)