Seite:Meyers b19 s0653.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

wo er Protokollführer des Kongresses war. 1879 wurde er Direktor im Ministerium, 1880 Gesandter in Athen, 1886 Botschafter beim König von Italien in Rom; 1888 wurde er zur Disposition gestellt. Er schrieb: „Grands seigneurs et grandes dames du temps passé“ (1862); „Don Carlos et Philippe II“ (1863, 3. Aufl. 1888; von der Akademie mit einem Preise gekrönt); „Le roman d’un homme sérieux“ (1864); „Les jeunes ombres“ (1865); „Lettres du Bosphore“ (1879); „Lettres athéniennes“ (1887), „Rome“ (1890) u. a.; auch gab er die Korrespondenz Stanislaus August Poniatowskis und der Madame Geoffrin (1875) heraus.

Mühlen. In der Mehlfabrikation macht sich immer mehr und mehr das Bestreben geltend, möglichst reine und feine Fabrikate zu erzielen und daher zunächst die Getreidereinigungs- und Schälmaschinen zu vervollkommnen. So wurde von Wegmann in Zürich ein neues Schälmaschinensystem eingeführt, dessen Wesen aus Fig. 1 hervorgeht. Zwei Trommeln A und B werden von Achsen getragen, welche in zwei Traversen

Fig. 1. Schäl­maschine.

c gelagert und mit Zahnrädern d und e versehen sind, in welche das Rad a eingreift, so daß die Trommeln entgegengesetzte Bewegungen ausführen. Außerdem rotieren sie gemeinschaftlich mit den Traversen c um die Achse x. Das in A und B befindliche Getreide wird infolge einer raschen Drehung um diese Achse den äußersten Teilen nn der Trommeln zustreben und sich durch die gleichzeitige Drehung der letztern um ihre eignen Achsen an den Trommelwänden und unter sich abreiben, und zwar unter einem Druck, welcher der Zentrifugalwirkung entspricht. Da ferner die innern Flächen der Trommeln teils mit Durchbrechungen, teils mit geriffelten Platten, Drahtgeflecht oder Reibeisenblech und die Trommeln selbst mit Mänteln versehen sind, so erfolgt gleichzeitig ein Schälen und Reinigen des Getreides durch Abreiben und Absieben. Die Cyklone oder der Staubsammler (s. d., Bd. 18) hat Veranlassung zu einer andern Art Schälmaschine gegeben, in welcher das Getreide gegen ringförmige Schirme geschleudert wird, zwischen welchen die Staubteile von Luftströmen gefaßt und durch den Trichter entfernt werden, während das gereinigte Getreide durch ein Seitenrohr austritt.

Ein großes Gewicht wird in den M. auf die Beseitigung großer Staubkammern und Einführung von Staubfängern gelegt, von welchen nunmehr drei Systeme in Betracht kommen, je nachdem der Staub durch Filtrieren, durch Ausschleudern oder Wasserspülung ausgeschieden wird. Bei dem ersten System tritt die mit Staub beladene Luft durch Filtertücher, auf welchen der Staub zurückbleibt. Die Verschiedenheit der Ausführungen liegt besonders in dem Bestreben, sehr große Filterflächen zu gewinnen, und zwar entweder durch eine Schirmanlage mit Falten oder durch Faltengehänge, oder durch Schläuche und Cylinder. Außerdem sind die Einrichtungen zur Reinigung der Filter mittels Klopfer, Bürsten u. dgl. zahlreich. Das zweite System sammelt den Staub dadurch, daß es die Luft in einem Gefäß in kreisende Bewegung bringt und den schwerern Staubteilchen Gelegenheit gibt, an den Wandungen des Gefäßes sich abzusondern. Der Typus dieses Systems ist in der sogen. Cyklone (s. Bd. 18, S. 881) vergegenwärtigt. Eine abweichende Anordnung von Kiefer ist in Fig. 2 skizziert. Die zu reinigende Luft tritt, angesaugt von einem Ventilator, durch das Rohr a in den obern Teil b eines nach unten verjüngten Kastens, welcher durch radial gestellte Rippen in Zellen geteilt ist. Diese Zwischenwände schließen sich an den hohlen Blechkegel d an, der unten offen und oben mit dem Abzugsrohr e verbunden ist. Infolge der Querschnittsverminderung

Fig. 2. Staubfänger.

wird die Luft eine stetige Geschwindigkeitszunahme erfahren und demgemäß der mitgerissene Staub mit der in c angenommenen Geschwindigkeit weiterfliegen und in einen untergebundenen Sack fallen, während die Luft durch das Rohr e abzieht. Bei dem dritten System wird der Staub zurückgehalten, indem die Staubluft Wasser passiert, und zwar womöglich in einer kreisenden Bewegung. Zu dem Zwecke hat sich die in Fig. 3 skizzierte Einrichtung von Reinhardt bewährt, bei welcher ein in das Wasser tretendes Rohr a einen schraubenförmigen Einsatz erhält, durch den die Luft wirbelnd in das Wasser gelangt.

Aus dem Bestreben, feine Mehle zu erzeugen, sind zahlreiche Verbesserungen und auch einige neue Gesichtspunkte für die Grießputz- und

Fig. 3. Staubfänger.

Sichtmaschinen hervorgegangen, von denen hier nur die wichtigsten angeführt werden können. Hierzu gehört zunächst die vielfach eingeführte neue Grießputzmaschine von Haggenmacher, deren Wesen Fig. 4 vor Augen führt. Der zu putzende Grieß geht in der Einlaufgosse a über eine Speisewalze und gelangt durch die zum Luftabschluß mit einer Drehklappe versehene Öffnung in den untern Teil der ersten Windleitung 1, wo die erste Windströmung die leichtern Teile hebt und über die Schubrahmen n verteilt.

Fig. 4. Grießputzmaschine.

Dieser und die folgenden Schubrahmen mop bestehen aus einer Anzahl dreieckig prismatischer Stäbe, welche stufenartig übereinander angeordnete schmale Durchlaßöffnungen zwischen sich lassen. Diese leicht auszunehmenden Schubrahmen sind in bestimmten Abständen so festgelegt, daß ihre untersten Durchlaßöffnungen stufenartig untereinander liegen, und daß

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 639. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0653.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2024)