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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

ebenso enthalten die einheimischen Bockkäfergattungen Necydalis und Clytus sowie viele Blumenfliegen Wespen nachahmende Arten.

2) Als pseudoepisematische Färbungen werden solche Fälle bezeichnet, in welchen Nachahmungen in feindlicher Absicht stattfinden, entweder, um sich zwischen die Beutetiere unbemerkt einzuschleichen oder dieselben als Köder anzulocken. So schleichen sich bei uns Fliegen der Gattung Volucella in die Nester der Hummeln, deren Gestalt sie genau nachahmen, um dort ihre Brut einzuschmuggeln, die von den Larven der Hummeln zehrt. In der besonders interessanten Gruppe der Lockfärbungen ist eine asiatische Eidechse (Phrynocephalus mystaceus) anzuführen, welche an den Mundwinkeln rötliche, blumenartige Gebilde trägt, die wahrscheinlich Fliegen und andre Beuteinsekten anlocken. Eine südamerikanische Schildkröte (Macrolemmys Temminckii) öffnet, wenn sie hungrig ist, den Mund und streckt zwei an dem Vorderrande der Zunge befindliche Fäden hervor. Diese gleichen Würmern, die sich in einer Felsspalte bewegen, und locken Beute an, während das Tier im übrigen völlig bewegungslos bleibt und einem mit Grün bedeckten Stein gleicht. Mehrere Fische, wie Lophius piscatorius u. a., locken ihre Beute mittels eines glänzend gefärbten, an einer Art von Angelrute befindlichen Köders an, der sich oberhalb seines großen Maules bewegt. Gewisse mit Lophius verwandte Tiefseefische (Ceratius bispinosus, C. uranoscopus u. a.) besitzen einen phosphoreszierenden Köder, der die Tiere, von denen sie sich nähren, anzieht. Bei manchen Fangheuschrecken (Mantiden) Afrikas und Indiens gleicht das ganze Tier einer roten oder blauen, lebhaft gefärbten Blume und lockt, unbeweglich sitzend, Schmetterlinge und andre Blumeninsekten an, die es dann ergreift und verzehrt. Eine indische Art (Hymenopus bicornis) gleicht schon im Larvenzustand einer purpurroten Orchideenblume, und ähnliche Arten gibt es auf Java. Andre Mantiden von der Gattung Gongylus haben weiße, karminrote oder blaue Rücken, und Wood-Mason in Kalkutta erzählt, daß ein Botaniker ein solches Tier als Blume vom Busche nahm.

3) Als pseudoallosematische Färbungen bezeichnet Poulton solche Fälle, bei denen sogar ein Fremdkörper, der gewöhnlich in Verbindung mit einer gemiedenen und gefürchteten Art gesehen wird, von dem Nachahmer mit nachgebildet wird. Ein ausgezeichnetes Beispiel hierzu entdeckte Sclater im tropischen Südamerika. Die wohlgeschützten und zahlreichen Blattschneiderameisen (Oecodoma-Arten) werden von einem unreifen homopteren Insekt nachgeahmt, das in Gestalt und Farbe der Ameise mitsamt dem Blattstück, welches sie gewöhnlich trägt, auffallend gleicht. Hierher können auch die scheinbar mit Schimmelpilzen bedeckten Käfer gerechnet werden, von denen auf der Tafel zum Artikel M. (Bd. 11, Fig. 30) ein Beispiel abgebildet wurde.

IV. Die zur Anlockung und Erregung der Geschlechter dienenden epigamischen Farben, welche ihre Pracht in der Paarungszeit entfalten, gehören eigentlich nicht in dieselbe Gruppe und bedürfen auch keiner Erläuterung durch Beispiele, von denen einige besondere in dem Art. „Spinnen“ des vorliegenden Bandes mitgeteilt werden. Als allepigamische Färbung (?) bezeichnet Poulton solche Fälle, wo der Reiz durch bunte Fremdkörper ausgeübt wird, wie bei Lauben- und Gärtnervögeln (s. Bd. 18). Vgl. Poulton, The colours of the animals (Lond. 1890); Wallace, Der Darwinismus (deutsch, Braunschw. 1891).

Mineralien (künstliche Bildung). Erhitzt man amorphes Schwefelzink mit viel Salmiak im Tiegel, so sublimiert nach Lorenz ein Teil desselben gleich dem Salmiak und setzt sich in kleinen, das Licht stark brechenden Kristallen an den Wandungen des Gefäßes ab. Die zurückbleibende Masse schmilzt zu einer klaren Flüssigkeit, die nach dem Erkalten begierig Wasser anzieht. Erhitzt man die geschmolzene Masse von neuem, so entweicht abermals Salmiak, und reines kristallisiertes Zinksulfid bleibt zurück. Genau ebenso verhält sich Schwefeleisen. Nun sind die Sulfide des Zinkes und des Eisens bei der angewandten Temperatur nicht sublimierbar, allein der Salmiak zerfällt bei dieser Temperatur in Chlorwasserstoff und Ammoniak und ersterer wirkt auf beide Schwefelmetalle in der Art ein, daß flüchtiges Zinkchlorid, resp. Eisenchlorür neben Schwefelwasserstoff entstehen. Beim Abkühlen der Dämpfe findet dann der umgekehrte Vorgang statt, indem aus Chlormetall und Schwefelwasserstoff Schwefelmetall und Chlorwasserstoff entstehen. Durocher hatte schon früher kristallisierte Schwefelmetalle durch Erhitzen von Metallchloriden in trockenem Schwefelwasserstoff erhalten. Bei den Lorenzschen Versuchen tritt die scheinbare Flüchtigkeit der Schwefelmetalle hinzu, die aber nur auf der Flüchtigkeit der Chlormetalle beruht. Als Lorenz Schwefelwasserstoff über metallisches Eisen leitete, welches bis nahe zum Schmelzpunkt des Schwefeleisens erhitzt war, erhielt er kleine schöne Kristalle von Troilit, einem außerirdischen Mineral, das bisher nur im Meteoreisen und in Meteorsteinen gefunden war. Nickelsulfid (Nickelkies, Millerit) wird auf diesem Wege nur in Form eines gelben Überzuges erhalten, dem recht wenige und sehr kleine Kristalle eingelagert sind. Dagegen gelingt die Darstellung der hexagonal kristallisierten Modifikation des Schwefelzinks, des Wurtzits oder der Schalenblende, sehr leicht bei Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Zinkdämpfe. In gleicher Weise erhält man auch das Schwefelkadmium, den Greenockit, und zwar wenn man die Temperatur bis nahe zum Siedepunkte des Kadmiums steigert, in prachtvollen langen, gelben Spießen. Neben den gewöhnlichen hexagonalen Kristallen treten dabei schöne Zwillinge auf, welche eine neue monokline Modifikation des Kadmiumsulfids darstellen. Danach würde also die Zinkblendegruppe nicht mehr als dimorph, sondern als trimorph aufzufassen sein.

Mineralquellen, s. Grundwasser, S. 415.

Minervini, Giulio, ital. Archäolog, starb Ende November 1891.

Miranzai, Afghanenstamm, zu den Ghilzai gehörig, seit 1853 teils unter britischer Herrschaft, teils unter einheimischen Häuptlingen. Als Fortsetzung des Kohatthals zieht das schmale Hanguthal 32 km westwärts und öffnet sich dann in die Miranzaiebene. Letztere, welche im SW. vom Kuramfluß begrenzt wird, enthält sieben befestigte Dörfer. Eine Abteilung der M., die Symoschti, welche 5000 Krieger zählen, bewohnen ein Thal, das von Westmiranzai sich gegen den Rücken der Pawar Kothulkette erstreckt, über welche General Roberts 1878 die indische Armee gegen Kabul führte. Nach den M. ist ein Tahsil des britischen Distriks Kohat im Pandschab benannt. Vgl. Ostindien.

Mission (hierzu „Religions- und Missionskarte der Erde“). Mit dem wieder erwachten Interesse für die Inangriffnahme kolonisatorischer Arbeit in mehreren Ländern Europas wie in Nordamerika hat sich auch, nicht ohne Anregung seitens der betreffenden

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 620. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0634.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)