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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

gelangt. Für eine große Anzahl von Thermalquellen ist nachgewiesen, daß Paraklasen den ganz natürlichen Zuleitungskanal bilden. Am Ostende der Alpen verläuft eine solche Verwerfung, die auf eine Länge von 11 km sich verfolgen läßt. Auf derselben liegen die Thermen von Baden, die eine Temperatur von 34,9° erreichen, auf dem Schnittpunkte der Hauptverwerfung mit kleinern Brüchen. Wieder in andern Fällen folgt das Wasser den Erzgängen. Häufig kommt es vor, daß bei den Verwerfungen Schollen irgend einer Gesteinsart keilförmig zwischen andern eingeklemmt sind. Das ist der Fall bei den Thermen von Baden-Baden, wo eine Granit- und Gneisscholle zusammen mit Gesteinen der Kohlenformation zwischen Rotliegendes eingeschaltet ist; die Risse und Sprünge dieser Gesteine bieten dem Thermalwasser den Ausweg ins Thal. Endlich stehen Thermen nicht nur, wie sich von selbst versteht, mit thätigen Vulkanen in Verbindung, sondern auch längst erloschene Vulkane sowie Basalte und Trachyte, die tertiären Vulkanen angehörten, zeigen in heißen Quellen, daß die vulkanische Kraft noch nicht ganz in der Tiefe erloschen ist.

Alles G., sei es im flüssigen oder dampfförmigen Zustand, enthält verschiedene Stoffe aufgelöst. Am verbreitetsten sind die folgenden: Sauerstoff, Stickstoff, Kohlensäure; Chlorüre; Schwefelverbindungen; kohlensaure, salpetersaure und kieselsaure Salze; organische Substanzen. Trotzdem diese Körper stets im Wasser enthalten sind, bezeichnet man im Gegensatze zu den Trinkwasserquellen als Mineralquellen diejenigen, welche nach ihrer Beschaffenheit und der Menge der hauptsächlichsten Salze eine therapeutische Bedeutung haben. Die Thermen haben oft eine chemische Zusammensetzung, welche noch mannigfacher als die der kalten Quellen ist, indessen kommt es auch vor, daß die Menge der fremden gelösten Substanzen noch geringer ist als die des gewöhnlichen Trinkwassers. So enthalten die Quellen von Plombières und Gastein auf das Liter nur 0,3 g, die von Pfäfers 0,12 g Stoffe in Lösung, während man in gewöhnlichem Regenwasser oft 0,11 g auf das Liter findet. Von den vorgenannten Stoffen ist die Kohlensäure derjenige, welcher in jedem G. enthalten ist und zahlreiche Quellen als sogen. Säuerlinge charakterisiert. Silicium ist in der Form von Kieselsäure jetzt in den meisten Quellen nachgewiesen. Das Wasser von Burtscheid, der Karlsbader Sprudel und die Kaiserquelle in Aachen enthalten je 0,07 g auf das Liter, Plombières und Wiesbaden 0,06, Wildbad, Gastein und Ems 0,05, Schlangenbad 0,03. In dem aus römischer Zeit stammenden Mauerwerk der Quellen von Plombières haben sich an den Wänden kleiner Hohlräume der Steine halbkugelförmige Kristalle gebildet, die als wasserfreie Kieselerde erkannt wurden. Es gibt wohl kein natürliches Wasser, das nicht Calcium in irgend einer Verbindung enthält. Bekannt ist, mit welcher Leichtigkeit sich das Carbonat aus Quellen, selbst wenn es nicht Thermen sind, niederschlägt und alle Gegenstände, mit denen es in Berührung kommt, mit einer Kruste überzieht. Beispiele bilden die Inkrustationen der Quellen von Hammam Meskoutine in Algerien (Fig. 4 unsrer Tafel) und die Terrassen um den Grotto-Geiser im Nationalpark der Vereinigten Staaten.

Will man das in den Quellen zu Tage tretende Wasser vom chemischen Standpunkt aus klassifizieren, so muß man von derjenigen Verbindung ausgehen, welche vorherrscht. Danach läßt sich folgende Einteilung aufstellen:

1) Wässer mit Chloriden (des Natriums [Hall, Schlangenbad, Kreuznach, Nauheim, Wildegg, Kissingen], Calcium, Magnesiums);
2) Wässer mit freier Salzsäure (Fumarolen des Ätna, Vulcano, Vesuv);
3) Wässer mit Schwefelwasserstoff;
4) Wässer mit freier Schwefelsäure;
5) Wässer mit Sulfaten (des Natriums [Karlsbad, Warmbrunn, Marienbad, Budapest, Hunyady-Janos], Calciums [Leuker Bad, Weißenburg und Gurnigel, St. Bernhardin in der Schweiz], Magnesiums [Eptingen in der Schweiz, Püttna, Saidschütz, Birmenstorf], Aluminiums, Eisens und mehrerer Metalle);
6) Wässer mit Carbonaten (des Natriums [Ems, Vichy, Mont Dore, Puy de Dôme, Sulzmatt im Elsaß, Fideris in der Schweiz, Bilin], Calciums [Pyrmont, Badenweiler, Rippoldsau], Eisen, mehrerer Metalle);
7) Wässer mit Kieselsäure (Plombières).

Guadeloupe. Nach der Zählung vom 31. Dez. 1889 hatte die Insel 142,294 Einw., mit den Dependenzen Désirade (1398), Les Saintes und Petite Terre (1824), Mariegalante (14,268), St.-Barthélemy (2674) und St.-Martin (3641) aber 165,899 Einw., darunter 1116 Franzosen und 484 Mann Militär. Das Unterrichtswesen liegt unter Oberaufsicht der Regierung in den Händen von zwei geistlichen Orden. Unter 63 Ordensbrüdern stehen 32 Schulen mit 5295 Schülern, unter 92 Ordensschwestern 33 Schulen mit 4178 Schülerinnen. Höhere Schulen bestehen zu Pointe à Pitre für Knaben, zu Basse Terre für Mädchen, in letzterm auch ein Lehrerseminar. Das Unterrichtsbudget beträgt 559,307 Frank. Von dem auf 48,903,000 Fr. geschätzten Werte der Produkte entfallen auf Zucker 41,4, auf Kaffee 1,3, auf Kampescheholz 1,8 Mill. Fr. Vom Gesamthandel (50,552,515 Fr.) entfielen auf den Handel mit Frankreich 35,699,902, mit dem Ausland 13,302,646 Fr. Von der Ausfuhr (25,850,895 Fr.) beansprucht Zucker 21,442,699 Fr. Es liefen 586 Schiffe mit 288,334 Ton. ein.

Guajakōl,[WS 1] Anwendung bei Tuberkulose, s. Chirurgenkongreß.

Guayana. 1) Britisch-Guayana. Nach dem Zensus von 1891 betrug die Bevölkerung mit Ausschluß der Indianer 284,887 Seelen, davon lebten in der Hauptstadt Georgetown 47,816 (mit den Vororten Lodge Village und Alboys Town 53,222), in den Distrikten Demerara 171,000, Berbice 51,066 und Essequibo 50,121. Von den drei Inseln der Essequibomündung, zum Bezirk Essequibo gehörig, haben Leguan 6283, Wakenaam 6349, Tiger Island 728 Einw. Auf den Zuckerplantagen im Innern arbeiten 106,236 Indier, Chinesen und Portugiesen von Madeira. 1889 kehrten 1799 erwachsene Indier nach Ablauf ihrer kontraktlichen Arbeitszeit in die Heimat zurück mit Ersparnissen von 19,463 Pfd. Sterl. und Schmucksachen im Werte von 3895 Pfd. Sterl., während das Guthaben der Zurückbleibenden in der Regierungssparkasse die Höhe von 106,796 Pfd. Sterl. erreichte. Die auf 9750 Köpfe abgeschätzten Indianer (Arawaken, Akawoi, Kariben, Warrau, Makusi, Arekuna) beschäftigen sich meist mit Jagd, Fischfang und einigem Anbau von Yams und Kassawa, wenige arbeiten als Holzhauer. Auf den Alluvialgoldfeldern wurden 1891 durch 2950 Goldgräber 29,327 Unzen Gold gefördert gegen 14,570 Unzen im Vorjahr. Von 62,848 Hektar unter Kultur waren 32,376 Hektar mit Zucker bepflanzt. Die Einfuhr in die beiden einzigen Eingangshäfen Georgetown und New Amsterdam betrug 1889: 1,803,776, die Ausfuhr 2,471,200 Pfd. Sterl., davon 1,920,547 Pfd. Sterl. für Zucker, der Rest Rum, Melasse und Reis. Es liefen ein 719 Segelschiffe von 169,450 Ton. und 197 Dampfer von

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. Guajacōl (Band 17).
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0429.jpg&oldid=- (Version vom 17.2.2023)