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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

zur Untersuchung, Leckerbissen, Weinprobe, gefangene Zigeuner, Gottesdienst auf dem Land. Sein Kolorit ist reich und blühend und seine Charakteristik kräftig, neigt aber bisweilen in den humoristischen Bildern zur Übertreibung.

 Schulze, 8) Ludwig Theodor, protest. Theolog, geb. 27. Febr. 1833 zu Berlin, studierte und habilitierte sich daselbst 1859 in der theologischen Fakultät, wurde 1863 außerordentlicher Professor in Königsberg, 1866 Professor und geistlicher Inspektor am Kloster Unsrer Lieben Frauen in Magdeburg und 1874 Ordinarius in der theologischen Fakultät zu Rostock. Er schrieb: „Vom Menschensohn und vom Logos“ (Gotha 1867), die Biographien: „Philipp Wackernagel“ (Leipz. 1879) und „Friedr. Adolf Philippi“ (Nördling. 1883) und gab die dritte, vermehrte Auflage von Wuttkes „Handbuch der christlichen Sittenlehre“ (Leipz. 1874–75, 2 Bde.) heraus.

Schumann, 2) Max, Ingenieuroffizier, starb 5. Sept. 1889 in Schierke. S. trat 1845 in die 3. Pionierabteilung, wurde 1848 Leutnant, 1861 Hauptmann, studierte im Auftrag des preußischen Kriegsministeriums 1863 und 1865 in England das Panzerwesen, trat 1868 in das Ingenieurkomitee, war 1871 Adjutant des Ingenieurs en chef beim Angriff auf die Südfronte von Paris, nahm 1872 als Major den Abschied und erhielt 1888 wegen seiner hervorragenden Verdienste um die Entwickelung des Panzerwesens (s. Panzerlafetten, Bd. 17) den Charakter als Oberstleutnant. Er schrieb: „Die Panzerlafetten und ihre fernere Entwickelung im Lichte der Kritik und gegenüber dem Bukarester Versuch“ (in der „Internationalen Revue“, Heft 9, Hannov. 1886).

 Schuohing, Stadt in der chines. Provinz Tschekiang, am Tsiantschang, 40 km von dessen Mündung in die Bai von Hangtschou, mit 500,000 Einw. (einschließlich der Vorstädte 2 Mill.) und einem berühmten Tempel, in welchem eine Inschrift 2000 v. Chr. angebracht sein soll.

 Schüpfheim, Dorf und Hauptort des Bezirks Entlebuch im schweiz. Kanton Luzern, an der Kleinen Emme und der Eisenbahn Bern-Luzern, mit Kirche, Kapuzinerkloster und (1888) 2808 meist katholischen Einwohnern. In der Nähe die Armen- und Krankenanstalt des Entlebuch.

Schuppius, Johann Balthasar, Schriftsteller. Vgl. noch Bischoff, Joh. Balth. S., Beiträge zu seiner Würdigung (Nürnb. 1889).

 Schürer, Emil, protest. Theolog, geb. 2. Mai 1844 zu Augsburg, studierte in Erlangen, Berlin und Heidelberg, habilitierte sich 1869 zu Leipzig, wurde daselbst 1873 außerordentlicher Professor der Theologie und folgte 1878 einem Ruf als ordentlicher Professor nach Gießen. Unter seinen Schriften sind zu nennen: „De controversiis paschalibus“ (Leipz. 1869); „Lehrbuch der neutestamentlichen Zeitgeschichte“ (das. 1873; 2. Aufl. u. d. T.: „Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi“, 1886–90, 2 Bde.); „Die Gemeindeverfassung der Juden in Rom“ (das. 1879). Seit 1876 gibt S. mit A. Harnack die „Theologische Litteraturzeitung“ heraus.

 Schütky, Franz Joseph, Sänger und Komponist, geb. 20. Juli 1817 zu Kratzau in Böhmen, bildete sich seit 1837 auf dem Konservatorium zu Prag zum Sänger und Musiker aus, betrat 1840 in Linz die Bühne, kam 1842 nach Prag, 1844 nach Lemberg und 1846 auf Staudigls Empfehlung zu Pokorny nach Wien, war dann fünf Jahre in Hamburg und wurde 1854 lebenslänglich in Stuttgart angestellt, wo er später auch Regisseur der Oper wurde. Als Opern- und Oratoriensänger (Baritonist) hat er, ausgezeichnet durch gründliche Studien und künstlerische Auffassung, auf Gastspielen und Musikfesten großen Ruf erlangt. Seine besten Rollen waren: Wolfram, Telramund, Fliegender Holländer, Tell, Orovist, Zar u. a. Auch als Komponist von Messen und andern kirchlichen Tonwerken leistete er Verdienstliches.

 Schutzeinrichtungen der Pflanzen (hierzu die gleichnamige Tafel).[WS 1] Die äußerst mannigfachen Formen derselben richten sich teils gegen Einwirkung anorganischer Kräfte und Medien, teils suchen sie die feindlichen Eingriffe von Tieren und Schmarotzerpflanzen abzuhalten. Unter den mechanischen S. nehmen die Eigentümlichkeiten im innern Bau der Pflanzen die erste Stelle ein, welche in den Konstruktionsprinzipien der Architektur ihr Gegenstück finden, indem auch die Natur den Aufbau der Pflanze mit größtmöglicher Festigkeit und dem geringstmöglichen Materialaufwand ausführt. Soll ein gegen allseitig biegende Kräfte geschützter Stengel hergestellt werden, so ordnen sich die widerstandsfähigsten, aus mechanischen Zellen des Bastes, Libriforms oder Kollenchyms bestehenden Konstruktionselemente, in ihrer Gesamtheit als skelettartiges Hartgewebe (Stereom) dem weichern Füllgewebe (Mestom) entgegengesetzt, an der Peripherie des Organs zu einem Kreis an, der durch seitliche Verschmelzung der Stereomgruppen geschlossen werden kann und dann den Querschnitt einer cylindrischen Hohlröhre bildet. Zu weiterm Schutz gegen Einknicken bei Überlastung wird die Wanddicke der Hohlröhre in einem bestimmten Verhältnis zum Durchmesser (mindestens 1/7 bis 1/8 desselben) stehen müssen, oder es werden im Innern des Stengels Aussteifungsvorrichtungen angebracht, was bei manchen Scirpus- und Juncus-Arten durch quergestellte Gewebeplatten verwirklicht ist. Soll dagegen Schutz gegen ziehende Kräfte, wie besonders in Rhizomen und Wurzeln, geschaffen werden, so tritt an Stelle der peripherischen Anordnung der Hartteile eine Vereinigung derselben zu einer zentralen Masse. Diese Anordnungsweise tritt auch im Stengel von Schling- und Kletterpflanzen, in Ranken und in den Achsen vieler Wassergewächse auf, da dieselben wie die Wurzeln gegen Zugkräfte geschützt sein müssen. Da die Blätter der Pflanzen vorzugsweise in der Richtung senkrecht zu ihrer Fläche gebogen werden, so übernehmen in ihnen reihenförmig angeordnete Stereomgruppen den notwendigen Schutz. Soll ein Organ wie der lakunöse Stengel mancher Wassergewächse gegen den radial wirkenden Druck des umgebenden Mediums gesichert sein, so wird dies durch einen peripherischen Bastmantel oder durch radiär gestellte Strebezellen erreicht. Die langgestreckten, dünnen Stämme der kletternden Lianen werden durch das nachträgliche Auseinanderweichen der von ihnen erfaßten Stützpunkte einem sehr starken Zug ausgesetzt, müssen aber gleichzeitig auch biegsam und gegen Radialdruck der fortwachsenden Stütze geschützt sein. Diesen Ansprüchen wird am besten durch eine Konstruktion genügt, wie sie ein tordiertes Seil oder Kabel darbietet. Dem entsprechend zerklüftet sich der Holzkörper derartiger Pflanzen in eine Reihe von Einzelsträngen, welche bis zu einem gewissen Grad seitlich verschiebbar sind, und dadurch entstehen z. B. bei Malpighiaceen, Bignoniaceen, Sapindaceen u. a. sehr merkwürdige Anomalien des Dickenwachstums, welche nur aus der angedeuteten Seilkonstruktion verständlich erscheinen. Zum Schutz ihrer zarten Bildungsgewebe trifft die Pflanze nicht selten eigenartige Vorkehrungen; so befindet

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. Schutzeinrichtungen im Hauptteil.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 741. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0745.jpg&oldid=- (Version vom 28.10.2023)