Seite:Meyers b17 s0517.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

 Kronecker, Leopold, Mathematiker, geb. 7. Dez. 1823 zu Liegnitz, studierte in Berlin, Bonn, Breslau, wurde 1845 in Berlin zum Doktor promoviert, lebte bis 1855 in und bei Liegnitz, dann in Berlin und wurde 1860 zum ordentlichen Mitglied der dortigen Akademie der Wissenschaften erwählt. Seit 1861 hielt er Vorlesungen an der Universität, und 1883 wurde er zum ordentlichen Professor der Mathematik an der Universität ernannt. Er arbeitete über Gegenstände der höhern Arithmetik, der Algebra und der Analysis, erzielte namentlich durch Anwendung der Theorie der elliptischen Funktionen auf die Zahlentheorie wichtige Ergebnisse. Seine „Grundzüge einer arithmetischen Theorie der algebraischen Größen“ erschienen mit seiner Dissertation „De unitatibus complexis“ als Festschrift zu Kummers Doktorjubiläum (Berl. 1882), seine Abhandlung über den Zahlbegriff in den „Philosophischen Aufsätzen“ zu Zellers Doktorjubiläum (Leipz. 1887); seinen Briefwechsel mit Dirichlet veröffentlichte Schering 1885 in den „Göttingischen gelehrten Anzeigen“. Mit Weierstraß gibt er Crelles „Journal für Mathematik“ heraus.

 Kropatschek, 1) Alfred, Ritter von, Militär, konstruierte als Hauptmann 1874 ein Repetiergewehr und beteiligte sich 1877, inzwischen Major und Kommandant der Artilleriekadettenschule in Wien geworden, an einem von der französischen Regierung ausgeschriebenen Wettbewerb um ein Magazingewehr für die Marinetruppen. Seine Konstruktion, kombiniert mit dem Lauf und Verschluß des französischen Infanteriegewehrs M/74, wurde als Fusil modèle 1878 marine in Frankreich angenommen, auch hat das Kropatschek-Gewehr zu Jagdzwecken vielfach Verwendung gefunden. Auch als Militärschriftsteller ist K. aufgetreten.

  2) Hermann Wilhelm, Politiker, geb. 11. Febr. 1847 zu Nahhausen bei Königsberg in der Neumark, studierte Philologie und Geschichte in Halle, wo er auch die philosophische Doktorwürde erwarb und das Staatsexamen bestand, machte die Kriege von 1866 und 1870/71 mit, ward Hilfslehrer an der Latina in Halle, 1873 Lehrer am Gymnasium zu Wismar und 1878 Oberlehrer am Realgymnasium in Brandenburg. 1879 in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt, wo er sich der konservativen Partei anschloß, trat er 1883 in die Redaktion der „Kreuzzeitung“ und wurde 1884 auch in den Reichstag gewählt. Er beteiligte sich besonders an den Verhandlungen über Schulangelegenheiten und stellte zu gunsten der Mittelschullehrer, besonders an städtischen Anstalten, mehrere Anträge.

 Krüger, 7) Stephanus Johannes Paulus, Präsident der Südafrikanischen Republik, geb. 1825 in der Kapkolonie, wanderte mit den Buren nach Natal, dann nach dem Oranjegebiet, endlich nach Transvaal und erwarb sich hier unter seinen Landsleuten durch Mut, Klugheit und Kaltblütigkeit solches Ansehen, daß er Feldhauptmann und im Kriege gegen England Oberkommandierender wurde. Darauf wurde er zum Präsidenten der Republik gewählt und nach Ablauf seiner Amtszeit 1888 zum zweitenmal gewählt.

  8) Paul, Romanist, geb. 20. März 1840 zu Berlin, studierte und habilitierte sich 1863 als Privatdozent daselbst, ward 1871 als Professor nach Marburg, 1872 nach Innsbruck, 1874 nach Königsberg und 1888 nach Bonn berufen. Unter seinen Schriften sind zu nennen: „Prozessualische Konsumtion und Rechtskraft des Erkenntnisses“ (Leipz. 1864); „Kritik des Justinianischen Kodex“ (Berl. 1867); „Kritische Versuche“ (das. 1870); „Geschichte der Quellen und Litteratur des römischen Rechts“ (Leipz. 1888). Sein wissenschaftliches Hauptverdienst liegt in seiner großen kritischen Ausgabe des „Codex Justinianus“ (Berl. 1877), seiner Ausgabe der „Justinianischen Institutionen“ (das. 1867) und seiner Mitarbeit an der von Theodor Mommsen besorgten großen Ausgabe der „Pandekten“ (das. 1870).

Krummacher, 3) Emil Wilhelm, Theolog. Aus seinen nachgelassenen Aufzeichnungen erschienen die „Lebenserinnerungen eines geistlichen Veteranen“ (Essen 1889).

 Krungkao, Stadt im hinterind. Reich Siam, 65 km nördlich von Bangkok, am linken Ufer des Menam und dem hier einmündenden Suhi, mit 50,000 Einw., welche zum großen Teil auf Flößen in den Flüssen wohnen. Die Stadt ist das große Entrepot des Handels mit Lao. In der Umgebung die Ruinen von Anjuchia, der alten Hauptstadt von Siam, welche 1767 von den Birmanen zerstört wurde, und deren mächtige, von der Vegetation überwucherte Ruinen einen weiten Raum bedecken.

Krupp, Alfred, Industrieller. Vgl. außer den kleinen biographischen Schriften von Schmidt-Weißenfels (Berl. 1887) und V. Niemeyer (Essen 1887): Bädeker, Alfred K. und die Entwickelung der Gußstahlfabrik zu Essen (das. 1888).

Ktenophoren (Rippenquallen). Durch Chuns Untersuchungen im Mittelmeer wurde ein auffallender Unterschied in der Tiefenverbreitung der beiden Ordnungen der Rippenquallen konstatiert, der zugleich zu einem Unterschied in der Entwickelungsgeschichte führt. Während Venusgürtel und Melonenquallen noch in großen Tiefen (ersterer bei 1200 m) gefunden wurden, gehen die gelappten Rippenquallen nie in die Tiefe, sondern verweilen auch im heißen Sommer an der Oberfläche. Dem direkten Einfluß der erhöhten Temperatur und des Sonnenlichts ist es wohl zuzuschreiben, daß bei diesen Rippenquallen schon die Larven geschlechtsreif werden. Schon 2–3 Tage nach dem Verlassen des Eies werden die kleinen, 1–2 mm messenden Larven von Bolina und wahrscheinlich auch von andern gelappten Rippenquallen geschlechtsreif und legen befruchtete Eier ab, indem sie zugleich heranwachsen. Nach einigen Tagen hört die geschlechtliche Thätigkeit auf, und die Larve beginnt die Verwandlung, die zum eigentlichen Geschlechtstier führt. Es liegt also bei der Entwickelung der gelappten Rippenquallen der in der Natur bis jetzt einzige Fall vor, daß bei einem und demselben Tier eine doppelte geschlechtliche Thätigkeit sich findet, die durch eine komplizierte Metamorphose unterbrochen wird. Chun führt für diesen Vorgang den Namen Dissogonie ein. Die Dissogonie bezweckt, durch erstaunliche Vermehrung die Fortdauer der Art bei solchen pelagischen Geschöpfen zu erhalten, welche nicht geschützte Tiefen aufsuchen, sondern ständig an der Oberfläche weilen und deren Gefahren ausgesetzt sind.

 Kuchinotsu, Hafenstadt in der japan. Provinz Hizen, auf der Insel Kiusiu, wurde 1889 dem fremden Handel eröffnet.

 Kückenmühle, Idiotenanstalt, s. Nemitz (Bd. 17).

 Kugelmaschine, s. Dampfmaschine (Bd. 17).

 Kühl, Gotthard, Maler, geb. 1851 zu Lübeck, bildete sich auf der Akademie zu München und trat zuerst auf der Kunstausstellung von 1879 mit drei Genrebildern: im Atelier, Mußestunden und Flötenspieler, in die Öffentlichkeit, welche sich in ihrer kecken Auffassung und pikanten Malweise an die Art Fortunys

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 513. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0517.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2023)