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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Lüders erzogen, darauf im Militärdienst ausgebildet und 13. Dez. 1886 unter besondern Feierlichkeiten für großjährig erklärt und zum Hauptmann im 1. Infanterieregiment ernannt. Darauf begab er sich nach Deutschland, um in Leipzig die Rechte und Staatswissenschaften zu studieren, und verlobte sich im Sommer 1888 in Potsdam mit der Prinzessin Sophie von Preußen (geb. 14. Juni 1870), dritten Tochter des Kaisers Friedrich III., Schwester des Kaisers Wilhelm II. Die Vermählung fand 27. Okt. 1889 in Athen statt.

 Kontaktvorrichtung, s. Eisenbahnfahrgeschwindigkeit (Bd. 17).

 Kontopp, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Grünberg, mit Amtsgericht (seit 1889), katholischer und evang. Kirche und (1885) 401 Einw.

 Kontrastwirkungen, s. Gesicht (Bd. 7, S. 240).

 Kopal, Bezirksstadt in der Provinz Semiretschinsk des russ. Generalgouvernements Turkistan (Zentralasien), auf der Hochebene Dschunke, nahe den Quellen der Kopalka und dem Nordfuß der Kopalischen Kette, einem westlichen Ausläufer des Alatau, mit einer Moschee, 2 Schulen und (1883) 5426 Einw., darunter 5000 Kosaken und 400 Mohammedaner, wurde 1841 als Kosakenstation gegründet.

 Köpping, Karl, Radierer, geb. 24. Juni 1848 zu Dresden, studierte anfangs Chemie auf dem dortigen Polytechnikum, ging 1869 nach München, um seine Studien fortzusetzen, trat aber 1871 als Zögling in die Akademie, um sich zum Maler auszubilden. Im J. 1876 nahm er seinen Wohnsitz in Paris, wo er noch eine Zeitlang als Maler von Landschaften und Stillleben thätig war, sich dann aber der Radierkunst widmete, worin er durch die Bekanntschaft mit dem Radierer Charles Waltner gefördert wurde, der großen Einfluß auf seine weitere Allsbildung gewann. Bereits 1883 legte er auf der Münchener internationalen Kunstausstellung durch drei Radierungen: Froufrou nach Clairin, gefahrliches Gesindel nach Munkacsy und männliches Porträt nach Rembrandt, so glänzende Proben seiner Begabung ab, daß er durch eine Medaille zweiter Klasse ausgezeichnet wurde. In seinen folgenden größern Arbeiten, dem Morgen nach Breton, Christus auf Golgatha (1887) nach Munkacsy, den Syndici der Tuchmacherzunft (1887) u. dem Bildnis eines Greises (1889), beide nach Rembrandt, entfaltete er seine Kunst der Nadelführung schnell zu solcher Virtuosität, daß er in den letzten beiden Blättern seinen Lehrer Waltner übertraf. Insbesondere versteht er es, die Malweise Rembrandts mit vollendeter Treue und gleicher Kraft des koloristischen Ausdrucks wiederzugeben. Im J. 1890 führte er eine Radierung nach den Offizieren der Schützengilde des heil. Georg von F. Hals aus. Er besitzt die kleine goldene Medaille der Berliner und die Medaille erster Klasse der Münchener Kunstausstellung, ist Ritter der Ehrenlegion und erhielt 1889 den Grand prix der Pariser Weltausstellung. Im Herbst 1889 wurde er als Vorsteher des Meisterateliers für Kupferstecherkunst an die Berliner Kunstakademie berufen, deren Mitglied er seit 1881 ist.

Korallpolypen. Die Steinkorallen, deren Zahl durch die Challenger-Expedition sehr stark vermehrt worden ist, gehen teilweise in bedeutende Tiefen, bis zu 2900 Faden, und haben auch eine sehr ausgedehnte horizontale Verbreitung. Viele Tiefenkorallen zeichnen sich durch ungemeine Regelmäßigkeit des Skeletts aus; charakteristisch ist, daß bei Formen aus großer Tiefe die Konsistenz des Skeletts eine sehr geringe ist und dasselbe infolge der Kalkarmut des Wassers Lücken zeigt. In der überwiegendsten Mehrzahl sind alle Tiefseesteinkorallen Einzeltiere. Nur die zu den verzweigten Madreporen gehörige Lophohelia prolifera bildet in einer Tiefe von 300–600 Faden bei einer Temperatur von 0° zwischen Schottland und den Färöern meilenweit sich erstreckende dichte Bänke. Die übrigen riffbildenden Korallen sind Tiere des seichten Wassers; sie erreichen schon bei 20 Faden ihre untere Verbreitungsgrenze, und ein Tiefenvorkommen von 30 Faden, wie bei Orbicella cavernosa Erp., ist eine seltene Ausnahme. Der Bau der Riffe erfolgt bekanntlich nur in Meeren, deren mittlere Wintertemperatur nicht unter 20° sinkt, doch wurde die westindische Riffkoralle Manicina areolata auch am Kap gefunden. In der horizontalen Verbreitung der riffbauenden Korallen läßt sich ein indopazifisches und ein ostamerikanisches Gebiet unterscheiden, welche zwar beide eine Anzahl Gattungen, doch kaum irgend welche Arten gemeinsam haben. Im ostafrikanischen Gebiet zerfallen die Korallen wiederum in zwei Faunen: die westindische und brasilische. Die Verbindung der ostamerikanischen und indopazifischen Korallenfauna ist bald nach der Alttertiärzeit unterbrochen worden, so daß im ostamerikanischen Gebiet die späterhin im indopazifischen entstandenen Formen fehlen, z. B. die Funginen und zahlreiche Poritidengattungen. Die kleine Familie der schwarzen Korallen, Anthipathes, steigt gleich ihren Verwandten bis zu 2900 Faden hinab, und diese Tiefe ist auch die Maximaltiefe für die Gruppe der schönen Blumenkorallen oder Aktinien. Im allgemeinen zwar gehören die Aktinien der Küste zu, doch sind Tiefenformen nicht selten. Je größer die Tiefe, desto mehr unterscheidet sich die Fauna von der Küstenfauna, so daß die Aktinien von 500–2900 Faden ganz verschieden von den zwischen 10 und 500 Faden lebenden sind. Viele Tiefseeformen zeigen bemerkenswerterweise morphologische Eigentümlichkeiten, so z. B. Rückbildung der Tentakeln, wie sie bei Küstentieren nie beobachtet worden sind; es sind nämlich die Tentakeln in Tuben verwandelt, ja in einfache Öffnungen der Mundscheibe rückgebildet. Es mag dies mit der Nahrung zusammenhängen, welche bei den Tiefseeaktinien mehr aus halbweichen Sinkstoffen oder aus Schlamm besteht, für dessen Aufnahme die Tuben besonders geeignet sind, während die Aktinien der Küste sich Tiere zur Nahrung fangen. Wichtig ist auch die Auffindung einiger weniger Tiefseeaktinien, bei denen die Grundzahl für den Aufbau des Körpers und die Wiederholung der Organe nicht sechs, sondern wie bei vielen andern Hohltieren vier ist. Einen sehr bemerkenswerten Anteil an der Zusammensetzung der Tiefenfauna nehmen die Fiederkorallen oder Alcyonarien. Es findet sich eine der Edelkoralle nahe verwandte Form in der Tiefe, mehrere Gorgoniden, welche mit verästeltem Schaftende im Schlick sich festhalten, besonders aber sind unter den Seefedern charakteristische Tiefenbewohner. Die federförmigen Pennatuliden sind Bewohner des seichten Wassers, von den niedern Formen aber findet sich die überwiegende Mehrzahl unter 300 Faden und geht bis unter 2000 hinab. Am tiefsten geht die zugleich häufigste Gattung Umbellula. Die Tiefseealcyonarien finden sich öfters in solcher Anzahl, daß sie ganze Wälder bilden, besonders auch in den eisigen Nordmeeren. Sie besitzen alle die Fähigkeit zu leuchten, den einzelnen Arten oder Gattungen kommt ein verschiedenes Licht zu; zum Teil sind die Tiefseealcyonarien geradezu gigantische Formen, die dann der Fauna der betreffenden Lokalität ein charakteristisches Gepräge verleihen.

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 502. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0506.jpg&oldid=- (Version vom 27.12.2024)