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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Grundeigentum. Nach einer neuern Veröffentlichung des französischen Ministeriums für Handel und Gewerbe waren in den 80er Jahren von der Gesamtfläche Frankreichs (52,857,199 Hektar) im Besitz des Staats 1,011,155 Hektar (nämlich 998,854 Hektar Forsten und 12,301 Hektar Domänen), in dem der Departements 6513 Hektar; den Gemeinden gehörten 4,621,450 Hektar, den öffentlichen Stiftungen, Wohlthätigkeitsanstalten, Hospitälern, religiösen Genossenschaften und Eisenbahnen 381,598 Hektar, den Privatpersonen 45,025,598 Hektar. Die land- und forstwirtschaftlich benutzte Fläche (ausschließlich der Staatswaldungen) setzt sich zusammen:

aus Betrieben von
Hektar
Zahl mit einer Gesamtfläche von
Hektar
0–1 2167667 1083833 = 002,2 Proz.
1–5 1865878 5597634 = 011,3  
5–10 769152 5768640 = 011,6  
10–20 431353 6470295 = 013,1  
20–30 198041 4951625 = 009,9  
30–40 97828 3424330 = 006,9  
über 40 142088 22266104 = 045,0  
zusammen: 5672007 49561861 = 100,0 Proz.

Von den über 40 Hektar großen Betrieben hatten eine Besitzesfläche von

40–50 Hektar: 56419 = 39,77 Proz.,
50–100   56866 = 40,02  
100–200   20644 = 14,51  
200–300   5585 = 3,93  
300–400   1653 = 1,16  
400–500   704 = 0,46  
über 500   217 = 0,15  

Nur 3,88 Proz. oder rund 1/25 aller Betriebe haben über die Hälfte der ganzen Fläche (51,9 Proz.) inne.

 Grundluft, s. Boden (Bd. 17, S. 149).

Grundwasser, das Wasser, welches in einem durchlässigen Boden abwärts fließt und, auf einer undurchlässigen Unterlage sich sammelnd, alle Hohlräume des Bodens erfüllt. Die horizontale Ausbreitung des Grundwassers auf der undurchlässigen Schicht ist von dem Niveau, der Konfiguration, dem Relief dieser Schicht abhängig. Diese Verhältnisse aber sind vielfach ganz andre als die der Bodenoberfläche, wenn auch beide in ihren allgemeinen Beziehungen mit Rücksicht auf ihre Abdachungen, auf die Thalbildung miteinander in Übereinstimmung sich befinden können. Oft zeigen unmittelbar benachbarte Stellen ein ganz verschiedenes Verhalten des Grundwassers, welches erst durch die mittels zahlreicher Bohrungen erschlossenen Verhältnisse der undurchlässigen Schicht seine Erklärung findet. Das G. besitzt nicht nur die abwärts gerichtete Bewegung, es folgt auch den Niveauänderungen der undurchlässigen Schicht, es fließt auf einer festen Unterlage, freilich, dem großen Widerstand im Boden entsprechend, nur sehr langsam dem tiefsten Punkt zu und tritt, falls durch irgend einen Terraineinschnitt die undurchlässige Schicht bloßgelegt wird, als Quelle zu Tage; auch bildet es, wenn sich das Niveau der durchlässigen Schicht hinreichend erniedrigt, oberflächliche Wasseransammlungen. Da in einem großen Entwässerungsgebiet die Flüsse schließlich diejenigen Wasserläüfe sind, welche die Drainage desselben bewirken, so fließt auch das G. diesen allmählich zu und zwar in einer mehr parallelen Richtung mit seitlicher Ablenkung. Bedingung ist dabei, daß das Flußbett bis an oder nahezu an die undurchlässige Schicht reicht und demgemäß eine im Verhältnis zur Grundwasserhöhe nur wenig mächtige Schicht lockern Bodens sich über die undurchlässige Schicht erhebt. Diesen Verhältnissen entsprechend findet man ein Ansteigen des Grundwasserniveaus vom Fluß aufwärts. Bildet die undurchlässige Schicht Thäler, Mulden etc., so müssen sich diese zunächst mit G. füllen, bevor ein weiterer Abfluß des Grundwassers stattfinden kann, es treten Stagnationen ein, die auch für oberhalb gelegenes Territorium bedeutungsvoll werden können. Schwankungen im Grundwasserstand infolge gesteigerten Zuflusses werden sich hier viel rascher und ausgiebiger zeigen als dort, wo das G. in kontinuierlichem Strom über ein großes Territorium hinwegfließt, und man beobachtet, daß in solchen Gegenden mit mangelhafter Entwässerung jene Krankheiten, die in Beziehung zum Boden stehen, ein eigenartiges Verhalten zeigen. Die Geschwindigkeit, mit welcher das G. im Boden sich bewegt, steht in geradem Verhältnis zur Höhe des Wassers und im umgekehrten zur Höhe der Bodenschicht. Direkte Messungen haben sehr verschiedene Resultate ergeben, Thiem fand 3,06–7,82 m in 24 Stunden, und jedenfalls bewegt sich das G. so viel langsamer als das Wasser der offenen Wasserläufe, daß es gewissermaßen als Regulator für die letztern dient, indem es zu Zeiten starken Zuflusses Vorräte aufspeichert, die nur allmählich wieder abgegeben werden. Der Abstand des Grundwassers von der Bodenoberfläche hängt zunächst ganz von der Mächtigkeit der durchlassenden Schicht und von der Nähe der undurchlassenden ab. Die Quelle des Grundwassers ist in den atmosphärischen Niederschlägen zu suchen; wenn wir aber ein großes Grundwassergebiet als einheitliches Ganze ins Auge fassen, fo kommt noch die unterirdische direkte Zusickerung von G. aus den höhern Partien sowie auch der Zufluß in Betracht, welcher von offenen Gerinnen, die bereits das Wasser des Bodens und der Oberfläche gesammelt haben, als Verlust an das G. abgegeben wird. Die unterirdischen Zusickerungen aus entferntern Gebieten sind oft von größtem Belang und können einer Gegend, wie z. B. der malariareichen römischen Campagna, ein besonderes Gepräge geben. Hier tritt die Bedeutung des auf den Boden fallenden Regenwassers ganz zurück gegen das Wasser, welches als G. von den benachbarten Bergen stammt und in der Campagna zu Tage tritt. Das Verhältnis des Grundwassers zu den Flüssen ist ziemlich verwickelt; einerseits strömt das G. den Flüssen zu, speist dieselben und gibt ihnen eine große Beständigkeit gegenüber den sonstigen den Wasserstand der Flüsse bedingenden, aber großen Schwankungen unterworfenen Verhältnissen, anderseits sickert Flußwasser, wenn das Bett aus durchlassenden Schichten gebildet ist, in großer Menge in den Boden und breitet sich in demselben weit aus. Auf diese Weise entsteht unterirdisch eine Schicht von Feuchtigkeit, deren untere Fläche von der Oberfläche der nächsten wasserdichten Schicht gebildet wird, während die obere Fläche abhängig ist von dem Wasserstand des Flusses. Offenbar ist das G. abhängig von den atmosphärischen Niederschlägen, der Zusammenhang aber ist oft schwierig erkennbar, weil der gewisse rhythmische, an die Jahreszeiten gebundene Verlauf, den die Niederschlage darbieten, beim G. erst nach Ablauf einer gewissen Zeit zur Geltung kommt und die andern Faktoren diese unmittelbare Wirkung kompensieren können. Dazu kommt, daß ein großer Teil des in den Boden gelangenden Wassers verdunstet und zur Befeuchtung der ausgetrockneten obern Bodenschichten zurückgehalten wird, so daß die Speisung des Grundwassers durch atmosphärische Niederschlage nicht nur

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0409.jpg&oldid=- (Version vom 17.2.2023)