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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

sich erbeben sollen, denn abgesehen von der filtrierenden Kraft des Bodens, ist erwiesen, daß die Bakterien sich überhaupt nicht von feuchten Flächen trennen können, und direkte Untersuchung von Grundluft ergab, daß dieselbe bakterienfrei ist. Erscheint hiernach die Bodentheorie nicht haltbar, so fragt sich, welche Rolle dem B. bei Infektionskrankheiten zukommt. Denn daß er eine solche spielt, ist zweifellos, nur dürfte sie bei jeder Krankheit, entsprechend der Natur des betreffenden Krankheitskeims, eine andre sein. Es ist unbestreitbar, daß gewisse Orte zu gewissen Zeiten einer Krankheit günstiger sind als zu andern Zeiten und als andre Orte; die Ursache aber ist vorderhand nicht bekannt, sie wird sich ergeben, wenn man, von den Lebenseigenschaften der spezifischen Krankheitserreger ausgehend, die an den betreffenden Orten und in den betreffenden Zeiten obwaltenden Verhältnisse daraufhin prüft, ob unter ihnen ein Leben der Mikroorganismen möglich ist oder nicht. Vgl. Fodor, Hygienische Untersuchungen über Luft, B. und Wasser (Braunschw. 1881); Pettenkofer, Der B. und sein Zusammenhang mit der Gesundheit des Menschen (2. Aufl., Berl. 1882); Soyka, Der B. (in Pettenkofer und Ziemssens „Handbuch der Hygiene und der Gewerbekrankheiten“, Leipz. 1887); Fränkel, Untersuchungen über das Vorkommen von Mikroorganismen in den verschiedenen Bodenschichten („Zeitschrift für Hygiene“, Bd. 2, das. 1887).

Bodenheim, (1885) 2288 Einw.

Bodenkrankheiten, s. Boden (Bd. 17, S. 150).

Bodenstedt, Friedrich, Dichter, veröffentlichte „Erinnerungen aus meinem Leben“ (Berl. 1888).

Bodenwerder, (1885) 1484 Einw.

 Bogra, Distrikt der Division Radschschahye in der britisch-ind. Provinz Bengalen, 3880 qkm (70 QM.) mit (1881) 734,358 Einw. Das ganz ebene, im O. vom Brahmaputra begrenzte und von zahlreichen Flußarmen durchzogene Land bringt hauptsächlich Reis hervor und wird von der Northern Bengal Staatseisenbahn durchzogen. Die gleichnamige Hauptstadt hat 6179 Einw.

Bogutschütz, (1885) 6385 Einw.

Bohain, (1886) 6275 Einw.

Böhl, Eduard, reform. Theolog, geb. 18. Nov. 1836 zu Hamburg, habilitierte sich an der Universität Basel und ist seit 1864 ordentlicher Professor in der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Wien. Er schrieb: „Vaticinium Jesjae c. 24–27“ (Leipz. 1861); „Zwölf messianische Psalmen“ (Basel 1862); „Allgemeine Pädagogik“ (Wien 1872); „Forschungen nach einer Volksbibel zur Zeit Jesu“ (das. 1873); „Die alttestamentlichen Citate im Neuen Testament“ (das. 1878); „Christologie des Alten Testaments“ (das. 1882); „Dogmatik“ (Amsterd. 1887).

 Boehlau, Hugo, Rechtslehrer, geb. 4. Jan. 1833 zu Halle, wo er sich nach vollendetem Rechtsstudium als Privatdozent für deutsches Recht habilitierte, ward 1862 zum außerordentlichen und bald darauf zum ordentlichen Professor in Greifswald ernannt. 1863 als Professor des Kriminalrechts und Kriminalprozesses nach Rostock berufen, vertauschte er daselbst 1866 diesen Lehrstuhl mit dem für deutsches Recht. Seit 1874 war er zugleich Mitglied des mecklenburgischen Landeskonsistoriums. 1882 folgte er einem Ruf als Professor des deutschen Rechts an die Universität Würzburg, wo er auch über katholisches Kirchenrecht und Eherecht las und 24. Febr. 1887 starb. Unter seinen Schriften ist das gediegene, aber unvollendet gebliebene „Mecklenburgische Landrecht“ (Weim. 1871–80, Bd. 1–3, 1. Abt.) hervorzuheben. Außerdem schrieb er unter anderm: „Die Entwickelung des Begriffs der Freiheit im deutschen Recht“ (Rostock 1865), „Mecklenburgischer Kriminalprozeß“ (Wismar 1867), „Rechtssubjekt und Personenrolle“ (Rostock 1871), „Fiskus, landesherrliches und Landesvermögen in Mecklenburg-Schwerin“ (das. 1877) und eine Abhandlung: „Kompetenz-Kompetenz“ (Leipz. 1869), in welcher er die Kompetenz des Norddeutschen Bundes, seine Kompetenz im Weg der Bundesgesetzgebung zu erweitern, bestritt. Er gab seit 1861 mit Rudorff, Bruns, Roth und Merkel die „Zeitschrift für Rechtsgeschichte“ heraus, deren germanistische Abteilung er später allein redigierte.

Böhmen. Die Bevölkerung des Königreichs B., welche 1880: 5,560,819 Seelen betrug, wird für Ende 1888 auf Grund der Ergebnisse der Bevölkerungsbewegung und der Wanderungen mit 5,812,635 Bewohnern berechnet. Von den höhern Unterrichtsanstalten zählten die beiden Universitäten zu Prag im J. 1887 und zwar die deutsche 161 Dozenten und 1602 Studierende, die tschechische 124 Dozenten und 2172 Studierende, die beiden technischen Hochschulen und zwar die deutsche 47 Lehrer und 192 Studierende, die tschechische 60 Lehrer und 348 Studierende. Die Frequenz der technischen Hochschulen ist im Gegensatz zu der der Universitäten in stetigem Rückgang begriffen. An Mittelschulen bestehen 53 Gymnasien und Realgymnasien und 17 Realschulen, 13 Bildungsanstalten für Lehrer und 4 für Lehrerinnen, an Volks- und Bürgerschulen 5129. Humanitätsanstalten waren 1886: 7 Krippen, 73 Kinderbewahranstalten, 186 Kindergärten, 22 Waisenhäuser, 3 Arbeitshäuser, 331 Versorgungsanstalten, 4477 Armeninstitute, 138 Krankenhäuser (mit 6720 Betten), 3 öffentliche Irrenanstalten (2780 Betten), eine öffentliche Gebäranstalt (330 Betten), eine Findelanstalt, 4 private Taubstummen- und 2 private Blindeninstitute. Sehr reich ist B. an Vereinen. Ende 1886 wurden deren 9408 gezählt, darunter 128 Aktiengesellschaften, 1802 Feuerwehrvereine, 602 Gesangs-, 1692 Krankenunterstützungs- und Leichenbestattungs-, 492 landwirtschaftliche, 326 Lese-, 115 Musik-, 141 politische, 399 Turn-, 106 wissenschaftliche, 517 Wohlthätigkeitsvereine etc.

Stand der Fabrikindustrie nach Hauptgruppen:

Industriegruppen Unter­nehmungen Arbeiter Produk­tionswert
Gulden
Metalle und Metallwaren 269 11242 24890000
Maschinen, Instrumente, Transportmittel 187 9061 17229000
Steine, Erden, Thon, Glas 5319 38991 45967700
Holzwaren und Knöpfe 1177 9638 13228200
Leder und Wachstuch 72 1984 6875900
Textilindustrie 783 129216 211253900
Bekleidung und Putzwaren 246 10297 11212400
Papier 132 6393 11262400
Nahrungs- und Genußmittel 7649 85945 256705022
Chemische Industrie 268 8945 28087300
Bau- und Kunstindustrie 469 4209 5537300
Zusammen: 16571 315921 633249122

Der Bergbau und Hüttenbetrieb, welcher unter den Erwerbszweigen der Bevölkerung von B. eine hervorragende Stelle einnimmt und sich sowohl durch Reichtum als durch Mannigfaltigkeit der Produkte auszeichnet, hat im J. 1888 einen Produktionswert (nach Abzug des Wertes der verhütteten Erze) von 33,218,189 Gulden, d. h. 46 Proz. des Wertes der Gesamtproduktion Österreichs an Berg- und Hüttenprodukten, geliefert. Die Zahl der Berg- und Hüttenarbeiter

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0155.jpg&oldid=- (Version vom 17.2.2023)