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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14

Nürnberg einnahm und überall, ohne Widerstand zu finden, hohe Kontributionen erpreßte. Maria Theresia war nun von der lästigen Verpflichtung, ihre deutschen Verbündeten bei gemeinschaftlichem Friedensschluß für ihre Kriegskosten und Verluste schadlos zu halten, befreit, und da Friedrich mit Macht für den neuen Feldzug rüstete, den er 1763 mit 200,000 Mann eröffnen wollte, Österreichs Streitmittel aber erschöpft waren, zeigte sie sich zu Friedensverhandlungen geneigt, die 15. Febr. 1763 zum Frieden von Hubertusburg führten; derselbe stellte den Stand der Dinge vor dem Krieg her. Friedrich d. Gr. behauptete in dem langen Krieg, der seinen Landen schwere Wunden schlug, nur seinen Besitz, machte keine neuen Eroberungen und erhielt auch keine Entschädigung für seine großen Verluste; aber indem er sich sieben Jahre lang gegen eine europäische Koalition siegreich verteidigte, errang er nicht nur für Preußen einen Platz unter den Großmächten Europas, sondern verschaffte seinem Staat und Volk auch ein moralisches Übergewicht in Deutschland, während Österreich, das fremden Mächten deutsches Gebiet preiszugeben geneigt gewesen, in der Achtung sank. Unter Friedrichs Führung bethätigten die preußischen Krieger Hingebung, Opferfreudigkeit, Patriotismus, Begeisterung für Heldengröße und ideale Ziele, retteten für die Zukunft die politische und geistige Unabhängigkeit des deutschen Volkes und gaben auch seinem litterarischen Leben eine wirksame Anregung und einen tiefern Inhalt.

Vgl. über den Ursprung des Kriegs: (Graf Vitzthum v. Eckstädt) Die Geheimnisse des sächsischen Kabinetts 1745–56 (Stuttg. 1866–67, 2 Bde.); v. Ranke, Der Ursprung des Siebenjährigen Kriegs (2. Aufl., Leipz. 1874); über den Krieg selbst: Friedrich II. in der „Histoire de la guerre de sept ans“; Lloyd, Geschichte des Siebenjährigen Kriegs (deutsch, Berl. 1783–1801, 6 Bde.); Archenholtz, Geschichte des Siebenjährigen Kriegs (das. 1793; 11. Aufl., Leipz. 1879); A. Schäfer, Geschichte des Siebenjährigen Kriegs (Berl. 1867–74, 2 Bde.); „Geschichte des Siebenjährigen Kriegs. Bearbeitet von den Offizieren des Großen Generalstabs“ (das. 1827–47, 8 Bde.); (v. Retzow) Charakteristik der wichtigsten Ereignisse des Siebenjährigen Kriegs (2. Aufl., das. 1804, 2 Bde.); Stuhr, Forschungen etc. über Hauptpunkte der Geschichte des Siebenjährigen Kriegs (Hamb. 1842, 2 Bde.); v. Schöning, Der Siebenjährige Krieg, nach der Originalkorrespondenz Friedrichs d. Gr. mit dem Prinzen Heinrich (Potsd. 1851, 3 Bde.); Gottschalk, Die Feldzüge Friedrichs d. Gr. im Siebenjährigen Krieg (Berl. 1858); Westphalen, Geschichte der Feldzüge Herzog Ferdinands von Braunschweig-Lüneburg (das. 1859–72, 5 Bde.); Maslowski, Der Siebenjährige Krieg nach russischer Darstellung (deutsch, das. 1888 ff.).

Siebenlehn, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Meißen, an der Freiberger Mulde, hat starke Schuhmacherei, Wachspressen, Tüten- und Zigarrenfabrikation, Buchdruckerei, ein Dampfsägewerk und (1885) 2311 evang. Einw.

Siebenpunkt, s. Marienkäfer.

Siebenschläfer (Myoxus Schreb.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Nagetiere und der Familie der Schlafmäuse (Myoxidae), mit dem gemeinen S. (Bilch, Bielmaus, Rellmaus, Myoxus Glis Schreb., Glis vulgaris Wagn., s. Tafel „Nagetiere I“). Dieser erinnert in seiner Gestalt an das Eichhörnchen, ist 16 cm lang, mit 13 cm langem Schwanz, gedrungenem Leib, schmalem Kopf mit spitzer Schnauze, ziemlich großen Augen, großen und fast nackten Ohren, mäßig langen Gliedmaßen, vier Zehen und kurzer Daumenwarze an den Vorder- und fünf Zehen an den Hinterfüßen, weichem Pelz, der auf der Oberseite aschgrau, schwärzlichbraun überflogen, an den Seiten des Leibes etwas lichter und an der Unterseite milchweiß und silberglänzend ist. Um die Augen zieht sich ein dunkelbrauner Ring. Der buschig und zweizeilig behaarte Schwanz ist bräunlichgrau, unten mit weißem Längsstreifen. Es ist ein nächtliches Tier Süd- und Osteuropas, findet sich noch häufig in Österreich, Steiermark, Kärnten, Mähren, Krain, Böhmen, Schlesien, Bayern und ist in Kroatien, Ungarn und Südrußland gemein. Er lebt besonders im Mittelgebirge, in Buchen- und Eichenwäldern, hält sich am Tag in Löchern verborgen, klettert und springt nachts sehr gewandt, läuft auch schnell und ist äußerst gefräßig. Er nährt sich von Nüssen, verschiedenerlei Samen und Obst, mordet auch junge Vögel etc., sammelt zum Herbst große Vorräte und hält einen mehrmonatlichen sehr tiefen, aber mehrfach unterbrochenen Winterschlaf in Erdlöchern etc. Er erwacht erst im April (schläft volle sieben Monate), und sechs Wochen später wirft das Weibchen in Baum- oder Erdlöchern 3–6 Junge. In der Gefangenschaft zeigt er sich sehr unliebenswürdig. Man verfolgt ihn des Fleisches und des Pelzes halber, welch letzterer in Krain zur Volkstracht gehört. Den alten Römern galt der S. als Leckerbissen und ward deshalb in eignen Behältern (gliriaria) gemästet. Auch jetzt noch dient er in Italien, Illyrien und Steiermark als schmackhafte Speise. Dem S. nahe verwandt ist der Gartenschläfer (große Haselmaus, Eichelmaus, Eliomys Nitela Wagn., s. Tafel „Nagetiere I“). Dieser ist 14 cm lang, mit 9,5 cm langem Schwanz, oberseits rötlich graubraun, unterseits weiß mit schwarzem Augenring, welcher sich bis an die Halsseiten fortsetzt. Der Schwanz ist graubraun, auf der Endhälfte oben schwarz, unten weiß. Der Gartenschläfer findet sich in Mitteleuropa, ist in Deutschland, z. B. am Harz, recht häufig, bevorzugt Laubwälder, gleicht in seiner Lebensweise vielfach dem S., ist aber behender und baut ein frei stehendes Nest. Er raubt nachts wohl noch mehr junge Vögel und Eier, auch Speck und Schinken. Das Weibchen wirft 4–6 Junge in einem sehr unreinlich gehaltenen Nest. Er hält den Winterschlaf meist gesellig in Baum- und Mauerlöchern, Heuböden, Gartenhäusern und richtet in Gärten oft großen Schaden an, indem er sehr viel mehr Obst und namentlich das feinere benagt, als er fressen kann. Für die Gefangenschaft eignet er sich nicht. Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius Wagn.), 8 cm lang, mit 6 cm langem Schwanz, ist gelblichrot, unterseits etwas heller, an Brust und Kehle weiß, auf der Oberseite des Schwanzes bräunlichrot. Sie bewohnt Mitteleuropa, besonders den südlichern Teil, und bevorzugt Haselnußdickichte, wie sie auch am liebsten Haselnüsse, außerdem aber Eicheln, Beeren etc. frißt. Sie klettert vortrefflich, lebt gesellig und baut ein ziemlich künstliches Nest. Im August wirft das Weibchen 3–4 Junge. Der Winterschlaf ist sehr tief und währt, mehr oder weniger unterbrochen, 6–7 Monate. Sie hält sich gut in der Gefangenschaft, wird sehr leicht zahm und erfreut durch ihre große Reinlichkeit und Liebenswürdigkeit. In England hält man sie viel in Vogelbauern.

Siebenschläfer, die sieben Märtyrer Maximianus, Malchus, Martinianus, Dionysius, Johannes, Serapion und Constantinus, nach der Legende Trabanten des Kaisers Decius, die sich bei der Christenverfolgung

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 947. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b14_s0947.jpg&oldid=- (Version vom 24.9.2023)