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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14

Oberpfalz, Ober- und Niederösterreich, Mähren, Steiermark, Ungarn, vom Volk mit Spukgestalten oder Kriegsläuften in Verbindung gebracht, sind nach Karner in sich abgeschlossene Systeme, die aus Kammern und labyrinthisch verzweigten, oft sehr niedrigen Gängen bestehen, auch senkrechte Schlupfgänge besitzen. Die Kammern, meist 1,6 m hoch, 1,5 m breit und 2 m lang, sind oft elegant gestaltet, haben Sitze und Bänke sowie Nischen, in welchen brennende Lampen gestanden haben. Die Kammern und oft ganze Anlagen sind von Süden nach N. angelegt, oft in Kreuzform mit Schlußvorrichtung und mit tiefen Quellen und Brunnen in Verbindung. Nach Karner stammen die S. aus der Zeit der Quaden, also aus den ersten Jahrhunderten nach Christo, und dienten wohl religiösen, kulturellen Zwecken; urkundlich werden sie zuerst im 13. Jahrh. erwähnt.

Schraube,[WS 1] Maschinenelement, welches zur Herstellung lösbarer Verbindungen, zum Einstellen von Maschinenteilen und Apparaten, zur Ausübung eines Druckes, zur Übertragung einer Bewegung dient. Wenn auf der Oberfläche eines massiven oder im Innern eines hohlen Cylinders ein Punkt (Fig. 1)

Fig. 1. Fig. 2.
Fig. 1 u. 2. Schraubenlinie.

unter einem gleichbleibenden Winkel ansteigt, so beschreibt er nach geometrischer Auffassung eine Schraubenlinie, die in der abgewickelten Cylinderfläche (Fig. 2) als gerade Linien ab, cd erscheint, welche unter dem Winkel α gegen die horizontale Linie ae geneigt liegen. Man nennt den Winkel α den Steigungswinkel, einen Umgang ab den Schraubengang (Gang), die Entfernung ac zweier Gänge die Ganghöhe. Legt man längs der Schraubenlinie um den Massivcylinder (Kern) einen prismatischen Stab, so entsteht die eigentliche S. (Massivschraube, Schraubenspindel) mit dem Gewinde; legt man den prismatischen Stab in dem Hohlcylinder herum, so entsteht die Hohlschraube oder Mutter (Schraubenmutter). Spindel und Mutter gehören stets zusammen, so daß das Gewinde der Spindel in die Zwischenräume (vertiefte Gänge) zwischen dem Gewinde der Mutter paßt. Die Mutter dient zur Befestigung der S. und wird selbst wieder durch eine zweite Mutter (Gegenmutter) vor dem Losgehen geschützt. Die Höhe des Prismas über dem Kern bildet die Gangtiefe, seine Dicke am Kern die Gangbreite. Man unterscheidet scharf-, flach- und rundgängige Schrauben und, wenn 2, 3 und mehr Gänge parallel nebeneinander verlaufen, zwei-, drei- etc. gängige Schrauben. Läuft der Gang einer S. von links nach rechts aufwärts, so ist die S. rechtsgängig, umgekehrt ist sie linksgängig (rechte und linke Schrauben); die rechten Schrauben bilden die Regel, die linken die Ausnahmen. Schrauben mit zwei Gewinden von verschiedener Ganghöhe (Differentialschrauben) dienen zur Ausführung beliebig kleiner Bewegungen (Mikrometerschrauben) etc. Schrauben werden hergestellt durch Gießen, durch Schmieden in Gesenken, durch Auflöten des Ganges, durch Ausfeilen oder Aushauen des Ganges, durch Drücken auf der Drehbank (besonders in der Blechverarbeitung, Lampenfabrikation üblich) und vorzüglich durch Schneiden mittels besonderer Werkzeuge. Zum Schneiden von Metallschrauben dienen: 1) Das Schneideisen (Schraubenblech), ein Stahlblech mit einer Anzahl Löcher von verschiedenem Durchmesser und mit Muttergewinden versehen. Man erzeugt damit kleine Schrauben, indem man Drahtabschnitte etc. in diese Muttern hineindreht. 2) Die Kluppe (Schraubenkluppe), welche (Fig. 3) aus einem Rahmen r mit viereckiger Öffnung zur Aufnahme stählerner Muttern (Schraubenbacken, Schneidbacken) b besteht, deren Kanten schneidend wirken, wenn man sie mit gehörigem Druck drehend längs der Schraubenspindel bewegt. Den Druck erzeugt man durch die Schraube s, die Bewegung durch die Arme aa; da in den Backen stets mehrere Gänge sitzen, so erfolgt die Längsverschiebung von selbst, indem die angeschnittenen Gänge sich in den Backen fortschrauben. Unter den zahlreichen Kluppenkonstruktionen

Fig. 3. Schraubenkluppe.
Fig. 4. Amerikanische Kluppe.

verdienen die amerikanischen Kluppen (Fig. 4) besondere Beachtung, weil die Backen b nicht verstellbar, sondern fest aus einem Stück sind und deshalb ein vorzüglich und gleichmäßig ausgebildetes Gewinde liefern.

Fig. 5. Schraub­stähle.

Die Backen bilden eine Scheibe, welche durch die Schraube t in dem Ring s so festgehalten wird, daß sie durch Drehung der Kluppe vermittelst der Arme gg nicht ausweicht. 3) Der Schraubstahl mit der Drehbank. Der Schraubstahl (Fig. 5) besteht aus einem breiten, nach dem Gewinde gezahnten Meißel, der gegen die auf der Drehbank rotierende Spindel gehalten und längs derselben fortgeschoben wird. Die Schraubenmuttern werden wie die Spindeln durch Gießen, Löten, Drücken, gewöhnlich aber auch durch Schneiden erzeugt und zwar 1) mit Schraubenbohrern (Gewindbohrern, Mutterbohrern). Dieses Werkzeug ist nichts andres als eine stählerne Schraube (Fig. 6), deren Gewinde nach dem Ende a zu allmählich abnehmen, nur bei b vollständig

Fig. 6. Schraubenbohrer.

erhalten u. der ganzen Länge nach mit Furchen ab versehen sind, welche die Schneiden (Fig. 7) hervorbringen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe auch die Ergänzung unter Schrauben (Band 18).
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 623. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b14_s0623.jpg&oldid=- (Version vom 5.4.2023)