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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

aus dem 4. Jahrh. besitzen wir von Firmicus Maternus ein Werk über Astrologie, aus dem 6. Jahrh. des Boethius „Institutio arithmetica“. Unter Augustus verfaßte M. Vitruvius Pollio sein noch erhaltenes Werk „De architectura“, um 97 n. Chr. S. Julius Frontinus die für die Kenntnis des römischen Wasserleitungswesens wichtige Schrift „De aquis“. Derselbe ist der erste unter den sogen. Agrimensoren (s. d.), der Schriftsteller über die Feldmeßkunst, von deren Schriften noch eine Anzahl erhalten sind, wie namentlich von Hyginus (Anfang des 2. Jahrh. n. Chr.), unter dessen Namen auch eine kriegswissenschaftlich wichtige Schrift über Lagerbefestigung („De castrorum munitionibus“) geht. Über das römische Kriegswesen handelt die „Epitoma rei militaris“ des Flavius Vegetius (um 390). – Für die Geographie schuf den Römern die erste umfassende und zuverlässige Grundlage die von Augustus durch Agrippa ausgeführte Vermessung und Beschreibung des ganzen römischen Reichs. Auf die von Agrippa entworfene Weltkarte geht wahrscheinlich zurück die sogen. Tabula Peutingeriana. Die erste Erdbeschreibung, welche wir aus der römischen Litteratur besitzen, ist von Pomponius Mela (um 40 n. Chr.). Einen Abriß der Erdbeschreibung gibt auch Plinius in Buch 3–6 seiner „Historia naturalis“, auf welche in ihrem Grundbestand die Darstellung des Solinus zurückgeht. Die einzige erhaltene geographische Monographie ist die „Germania“ des Tacitus (um 98 n. Chr.). Außer drei Reisehandbüchern (s. Itineraria) des 4. Jahrh. besitzen wir aus dem 6. Jahrh. eine unter dem Namen des Äthicus Ister laufende Kosmographie, aus dem Ende des 7. Jahrh. den sogen. „Geographus Ravennas“. Für die Statistik des spätern römischen Reichs ist wichtig das byzantinische Staatshandbuch „Notitia dignitatum“.

Auf dem Gebiet der Naturwissenschaften sind die Römer stets von den Griechen abhängig gewesen. Zu erwähnen sind Plinius mit der „Historia naturalis“ und Seneca mit den „Quaestiones naturales“. – In der Medizin gewann als Schriftsteller zuerst großen Ruhm A. Cornelius Celsus, Zeitgenosse des Tiberius, von dem acht Bücher „De medicina“ auf uns gekommen sind. Etwas später (um 45 n. Chr.) schrieb Scribonius Largus seine Heilmittellehre. Aus dem 3. Jahrh. besitzen wir medizinische Werke von Serenus Sammonicus, Verfasser eines versifizierten Arzneibuches, und Gargilius Martialis, aus dem 5. Jahrh. von Cälius Aurelianus, Marcellus Empiricus, Theodorus Priscianus u. a. Über Tierheilkunde schrieb in derselben Zeit Vegetius. – Über Landbau haben seit dem alten Cato zahlreiche Römer geschrieben. Unter dem Titel: „De re rustica“ besitzen wir Werke, außer von dem Genannten, von dem Polyhistor Varro (37 v. Chr.), von Columella (um 60 n. Chr.) und Palladius (4. Jahrh. n. Chr.). Erwähnt mag hier auch werden das Kochbuch des angeblichen Apicius aus dem 3. Jahrh.

Ein eigentliches Studium der Grammatik beginnt in Rom erst seit der Mitte des 2. Jahrh. v. Chr. Der Hauptvertreter desselben in der Zeit der Republik ist der mehrfach erwähnte Polyhistor M. Terentius Varro, von dessen zahlreichen vielbenutzten Schriften über heimische Sprache, Litteratur und Altertümer sich nur Trümmer erhalten haben. Der bedeutendste Überrest sind 6 Bücher „De lingua latina“ von ursprünglich 25. Unter den Grammatikern der Augusteischen Zeit ragten hervor Verrius Flaccus, dessen großes Werk „De verborum significatu“ nur noch im Auszug des Festus vorhanden ist, und Hyginus, der angebliche Verfasser zweier mythologischer Schriften. Auch von dem berühmten M. Valerius Probus (unter Nero) hat sich nur Unbedeutendes erhalten sowie von den grammatischen und antiquarischen Schriften des Suetonius und Terentius Scaurus (unter Hadrian) u. a. Von bedeutendem Wert für die Kenntnis der ältern Litteratur sind die „Noctes atticae“ des Gellius (um 150 n. Chr.). Eine Reihe namhafter Grammatiker gehören dem 4. Jahrh. an: Sacerdos, Marius Victorinus, Donatus, Charisius, Diomedes, Servius, der Lexikograph Nonius, dem 5. Jahrh. Macrobius, Marcianus Capella und Priscianus.

Den Roman als unterhaltende Erzählung führte im 1. Jahrh. v. Chr. Sisenna mit seiner Übersetzung der milesischen Erzählungen des Aristeides in Rom ein. Hauptvertreter desselben sind Petronius im 1. und Apulejus im 2. Jahrh. v. Chr., dessen „Metamorphosen“ vollständig erhalten sind, während wir von den „Satirae“ des erstern nur Bruchstücke besitzen. Aus sehr später Zeit ist die „Historia Apollonii Tyrii“. Auch die Darstellungen der Zerstörung Trojas von Dares und Dictys und der Thaten Alexanders d. Gr. von Julius Valerius gehören hierher.

Einen besondern Zweig der römischen Litteratur bilden die Briefe. Von höchstem Wert für die Zeitgeschichte ist die Korrespondenz Ciceros, von der sich vier Sammlungen erhalten haben. Dagegen sind philosophische Abhandlungen in Briefform die 124 Briefe des Seneca an seinen Freund Lucilius. Auf die Veröffentlichung scheinen von Anfang an die Briefe des jüngern Plinius berechnet gewesen zu sein. Seit dem 2. Jahrh. n. Chr. bildet sich der Brief zu einer eignen Stilgattung aus, in welcher der Inhalt vor der Form oft sehr zurücktritt, wie in den Briefen des als Redner schon erwähnten Fronto, des Aurelius Symmachus, Apollinaris Sidonius, Cassiodorus u. a. – Über die Jurisprudenz, das einzige Gebiet, welches sich bei den Römern von Anfang bis zu Ende rein national entwickelt hat, s. Römisches Recht.

Vgl. F. A. Wolf, Vorlesungen über die Geschichte der römischen Litteratur (hrsg. von Gürtler, Leipz. 1832); Bähr, Geschichte der römischen Litteratur (4. Aufl., Karlsr. 1868–70, 3 Bde., mit 3 Supplementbänden: christliche Dichter und Geschichtschreiber, Theologen und Litteratur des karolingischen Zeitalters); Bernhardy, Grundriß der römischen Litteratur (5. Aufl., Braunschw. 1869); Munk, Geschichte der römischen Litteratur (neu bearbeitet von Seyffert, Berl. 1876 bis 1877, 2 Bde.); Teuffel, Geschichte der römischen Litteratur (4. Aufl., Leipz. 1882); Nicolai, Geschichte der römischen Litteratur (Magdeb. 1879–81); Ribbeck, Geschichte der römischen Dichtung (Stuttg. 1887 ff.); Ebert, Geschichte der christlich-lateinischen Litteratur bis zum Zeitalter Karls d. Gr. (Leipz. 1874–80, 2 Bde.). Kürzere Grundrisse lieferten Kopp (5. Aufl., Berl. 1885) und Bender (Leipz. 1876).

Römische Münzen. Die Münzen des römischen Reichs zerfallen in solche aus der Zeit der Republik, die sogen. Konsularmünzen (s. d.), die bis zu Cäsar reichen, der zuerst sein Bild auf die Münzen setzen ließ, und in die unter den Kaisern geprägten sogen. Kaisermünzen (s. d.), die mit Augustus beginnen und mit Romulus Augustus endigen. Die Republikmünzen bestanden in großen gegossenen Kupferstücken: As, Semis, Triens, Quadrans, Sextans,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 929. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0929.jpg&oldid=- (Version vom 16.11.2024)