MKL1888:Itinerarĭa
[106] Itinerarĭa (lat., „Reisebücher“) waren bei den alten Römern doppelter Art, entweder I. adnotata s. scripta, worunter man Reiserouten (nach Art unsrer Kursbücher) mit bloßer Angabe der Namen und Entfernungen der einzelnen Stationen, die man berühren mußte, zu verstehen hat, oder I. picta, die ersten Versuche unsrer Land- oder Verkehrskarten. Erhalten sind uns von ersterer Gattung: die beiden sogen. I. Antonini, in ihrem Grundstock aus der Zeit des Kaisers Antoninus Caracalla, in der auf uns gekommenen Bearbeitung aus dem Anfang des 4. Jahrh. stammend, Verzeichnisse von Reiserouten in allen Provinzen des römischen Reichs zu Land und zur See (hrsg. von J. Tobler, St. Gallen 1863); das Itinerarium Hierosolymitanum oder Burdigalense, aus dem Jahr 333, die Übersicht einer Pilgerfahrt von Burdigale (Bordeaux) nach Jerusalem und von Herakleia über Rom nach Mediolanum, mit genauen Angaben der Lokalitäten der heiligen Geschichte (mit den I. Antonini hrsg. von Parthey u. Pinder, Berl. 1848), und das Itinerarium Alexandri, ein Abriß des persischen Zugs Alexanders d. Gr., vorzugsweise nach Arrian für den Kaiser Constantius zum Gebrauch bei seinem Feldzug gegen Persien (340–345) verfaßt (am besten hrsg. von Volkmann, Naumb. 1871). Dazu kommen einige I. durch Palästina (meist Beschreibungen des Landes), die neuerdings Tobler (St. Gallen 1869; mit Molinier, Genf 1879) veröffentlichte, und die „Descriptiones terrae sanctae ex saeculo VIII., IX., XII. et XV.“ (hrsg. von Tobler, Leipz 1874). Von der zweiten Art, den Reisekarten, hat sich eine Probe erhalten in der nach ihrem ersten Besitzer benannten Tabula Peutingeriana (jetzt in Wien), aus der Mitte des 3. Jahrh. (s. Peutinger). Vgl. Fortia d’Urban, Recueil des itinéraires anciens (Par. 1845). In der katholischen Liturgie ist Itinerarium ein Reisegebet, welches den Geistlichen für die Dauer der Reise vorgeschrieben zu werden pflegt.