Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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waren in die Ohren gesteckt und auf den Köpfen trugen sie Blumenguirlanden. Um die Hüften hatten sie eine kurze Tunica von schneeweißem Tappa gegürtet und einige von ihnen hatten hierzu noch einen Mantel von demselben Stoff gefügt, welcher auf der einen Schulter in eine sorgfältig geordnete Rosette gebunden war und in malerischen Falten den Körper umfloß.
In diesem Anzuge hätte ich Fayawa jeder Schönheit der Welt entgegengestellt.
Man mag über den Geschmack, den unsere modernen Damen in ihrem Anzuge zeigen, sagen was man will; ihre Juwelen und Federn, ihre Seidenstoffe und Falbelas würden gänzlich übersehen worden sein neben der höchst geschmackvollen Einfachheit des Anzuges der Nymphen des Thales bei Gelegenheit dieses Festes. Ich hätte wol eine Gallerie von Krönungsschönheiten aus der Westminster-Abtei einen Augenblick dieser Schaar von Inseljungfrauen gegenüber gestellt sehen, und ihre Steifheit, Förmlichkeit und Affectation mit der ungekünstelten Lebhaftigkeit und der unverhüllten Grazie dieser wilden Mädchen vergleichen mögen. Sie würden sich ausgenommen haben wie eine Modepuppe neben der mediceischen Venus.
Binnen kurzem waren Kory-Kory und ich allein im Hause; die übrigen Hausbewohner waren nach den Hainen des Taboo aufgebrochen. Mein Diener war voller Ungeduld,
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/70&oldid=- (Version vom 1.8.2018)