Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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Baldachin bilden. Die Aeste sind größtentheils von einer wahren Wildniß von Schlingpflanzen bedeckt, die von einem zum andern hinüberreichen und auch viele der Steine umspannen, die auch an vielen Orten von dichtem üppigem Gebüsch verdeckt werden. Ein wilder Fußweg führt schräg über zwei der Stufen; doch der Schatten ist so dunkel und die Vegetation so dicht, daß man, wenn man nicht mit dem Platze genau bekannt wäre, leicht über die Stufen hingehen könnte, ohne sie als Theile einer regelmäßigen Terrasse zu erkennen.
Diese Bauwerke haben alle Anzeichen hohen Alters und Kory-Kory, der bei allen meinen wissenschaftlichen Untersuchungen meine Autorität war, machte mir verständlich, daß sie in die Periode der Erschaffung der Welt fielen; daß die großen Götter selbst die Baumeister derselben wären; und daß sie bestehen würden, bis keine Zeit mehr sei. Kory-Korys unverzögerte Erklärung und der Umstand, daß er den Ursprung der Terrasse den Göttern zuschrieb, überzeugte mich gleich, daß weder er, noch irgend einer seiner übrigen Landsleute irgend etwas über dieselbe wüßten.
Als ich auf diese Denkmäler von Werken blickte, die ohne Zweifel einem erloschenen und vergessenen Geschlecht angehörten und im grünen Winkel einer Insel am Ende der Welt begraben waren, deren Vorhandensein noch vor ganz Kurzem unbekannt war, überkam mich ein stärkeres
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)