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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
2. Theil

nemlich geistreich genug ist, darauf zu verfallen. Solches Genie besaß Marheyo im allerhöchsten Grade, wie er durch die Art hinreichend bewies, auf welche er diese schrecklich zerlumpten Schuhe verwandte.

Die Eingebornen schienen jede noch so geringe Sache, die mir gehörte, als heilig zu betrachten; und ich bemerkte, daß einige Tage, nachdem ich Bewohner des Hauses geworden war, meine Schuhe unberührt an demselben Platze gelassen wurden, wohin ich sie bei meinem Eintritt zufällig geworfen hatte. Ich entsann mich aber, daß ich sie einige Tage später nicht mehr an dem Orte gesehen hatte, was mir aber ganz gleichgiltig war, da ich annahm, daß Tinora, wie jede andere ordentliche Hausfrau gethan haben würde, sie bei einer häuslichen Beschäftigung gefunden und die unnützen Dinger aus dem Hause geworfen hätte. Ich wurde aber bald enttäuscht.

Ich sah eines Tages wie sich Marheyo ungemein geschäftig um mich zeigte und zwar mit einem solchen Eifer, daß er selbst Kory-Kory in seiner Dienstbeflissenheit fast übertroffen hätte. Einen Augenblick erbot er sich, mit mir auf dem Rücken nach dem Fluß zu traben, und, als ich dies ausschlug, fuhr er, nicht im Geringsten durch meine Weigerung gekränkt, fort, wie ein alter Haushund mich zu umwedeln. Ich konnte, trotz allem Sinnen, nicht ausfindig machen, was den alten Herrn denn eigentlich befallen hätte,

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)