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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
2. Theil

ungleich den schwachen Schwimmern civilisirter Länder, fast furchtbarere Gegner im Wasser als auf dem Lande. Hier galt es also die letzte Kraft anzustrengen. Unsere Eingebornen ruderten so, daß die Ruder sich krümmten und der schwimmende Haufe schoß, trotz der rauhen Wellen mit schrecklicher Schnelligkeit durchs Wasser.

Als wir die Landspitze erreicht hatten, waren die Wilden gerade vor uns im Wasser zerstreut. Unsere Ruderer zogen ihre Messer und nahmen sie zwischen die Zähne und ich ergriff den Bootshaken. Wir wußten wohl, daß wenn es ihnen gelang uns abzuschneiden, sie an uns das Manöver ausführen würden, welches mancher Bootsmannschaft in diesen Gewässern verderblich geworden ist; sie würden die Ruder ergreifen, das Boot kentern und uns so in ihre Gewalt bekommen.

Nach einigen athemlosen Augenblicken erkannte ich Mow-Mow. Der riesige Insulaner schoß mit seinen Tomahawk zwischen den Zähnen durch das Wasser, welches gegen seine Brust schäumte. Er war uns der Nächste und in einem Augenblick würde er eines der Ruder erfaßt haben. Selbst in diesem Augenblicke fühlte ich einen Abscheu vor der That, welche ich begehen wollte, aber es war keine Zeit zum Mitleid oder zur Schonung und mit sicherem Ziel und meiner ganzen Kraft stieß ich mit den Bootshaken nach ihm. Ich traf ihn gerade unter der Kehle und er sank, ich hatte

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/242&oldid=- (Version vom 1.8.2018)