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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
2. Theil

In einem Augenblick war der Tappa vom Winde entfaltet, Fayawa’s lange braune Locken spielten im Winde und das Canoe glitt rasch durch’s Wasser nach dem Ufer zu. Ich saß hinten im Canoe und steuerte es mit dem Ruder, bis es sanft auf eine schräge Sandbank glitt und Fayawa mit einem leichten Sprung ans Ufer hüpfte, wo Kory-Kory, der unserm Manöver mit Bewunderung zugesehen hatte, nun vor Freuden in die Hände klatschte und sich wie ein Toller geberdete. Diese Belustigung wiederholten wir viele Male.

Wenn der Leser noch nicht bemerkt hat, daß ich der erklärte Liebhaber Fräulein Fayawa’s war, so kann ich nur dazu sagen, daß er in Herzensangelegenheiten sehr wenig bewandert sein muß, und ich werde mich wahrlich nicht bemühen, ihm weitere Aufklärungen zu geben. Ich machte aus dem Kattun, welchen ich vom Schiffe mitgebracht hatte, einen Anzug für das reizende Mädchen. Sie sah in demselben beinahe wie eine Ballettänzerin aus. Die Bekleidung einer solchen fängt in der Regel etwas über den Ellbogen an, aber die meiner Insel-Schönheit reichte nur von den Hüften herab und endigte weit genug von der Erde, um die wundervollste Wade von der Welt nicht den Blicken ganz zu entziehen.

Der Tag, an welchem Fayawa zuerst diesen Anzug trug, wurde mir durch eine neue Bekanntschaft denkwürdig, die

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)