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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
2. Theil

hat die Typies allein schon hinreichend gereizt und ich billige völlig den Geist, der den Krieger von Typie bestimmt, alle Eingänge in sein Thal mit eingelegtem Speere zu bewachen, und am Seestrande mit dem Rücken gegen seine grüne Heimath, den eindringenden Europäer in gehöriger Entfernung zu halten.

Über den Ursprung der Feindschaft dieses besonderen Stammes gegen die Nachbarstämme kann ich nicht so zuversichtlich sprechen. Ich sage nicht, daß ihre Feinde die Angreifer sind, noch versuche ich ihr Benehmen zu entschuldigen; aber gewiß ist es besser, wenn unsere Leidenschaften sich Luft machen müssen, daß sie über Fremde und Verbündete sich auslassen, als in der Gemeinde selbst, in welcher wir wohnen. In vielen gebildeten Ländern herrschen Streitigkeiten mit Nachbarn sowol, wie häusliche Feindschaft und zu derselben Zeit die blutigsten äußern Kriege. Wie viel weniger sind also unsere Insulaner zu verdammen, welchen man von diesen drei Sünden nur eine, und zwar die wenigst strafbare vorwerfen kann.

Der Leser wird bald Veranlassung haben, zu vermuthen, daß die Typies nicht ganz frei von der Schuld des Cannibalismus sind, und er wird mir dann vielleicht vorwerfen, daß ich ein Volk bewundere, dem ein solches schreckliches Verbrechen vorgeworfen werden kann. Aber diese einzige schwarze Seite ihres Charakters ist nicht halb so schrecklich,

Empfohlene Zitierweise:
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)