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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
2. Theil

Alles, was sie vornahmen, wurde einstimmig und in guter Cameradschaft beschlossen. Ich will ein Beispiel dieses brüderlichen Gefühls erzählen.

Eines Tages, als ich mit Kory-Kory von meinem gewohnten Besuch im Ti zurückkehrte, kamen wir an einer kleinen offnen Stelle im Wäldchen vorbei und mein Begleiter sagte mir, daß Nachmittags dort eine Wohnung von Bambusstäben gebaut werden sollte. Wenigstens hundert Eingeborne trugen Materialien herbei; Einige zwei bis drei Stäbe, welche die Seitenwände bilden sollten, Andere zarte Habiscuswurzeln, auf welche Palmettoblätter zum Dachdecken gereiht waren; ein Jeder trug etwas zu dem Werke bei und durch die vereinten, leichten, ja sogar trägen Handleistungen war das Ganze vor Sonnenuntergang beendet. Die Insulaner erinnerten mich, während sie dieses Gebäude errichteten, an eine Colonie arbeitender Biber; freilich waren sie nicht so schweigsam und still, wie diese wunderbaren Geschöpfe, auch lange nicht so fleißig, denn die Wahrheit zu gestehen, waren sie eher zur Faulheit geneigt; aber die lärmendste Heiterkeit herrschte vor, und sie arbeiteten so einig zusammen und schienen von einem Instinkt der Freundlichkeit angetrieben, der wahrhaft schön anzusehen war.

Nicht ein einziges Weib nahm Theil an dieser Beschäftigung, und wenn der Grad von Achtung, welcher dem lieblichen

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)