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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
2. Theil

zu erhalten. Da nichts einer Trennung im Wege steht, so ist das Ehejoch leicht und angenehm, und eine Ehefrau in Typie lebt auf sehr freiem, geselligen Fuße mit ihrem Gatten. Im Ganzen scheint der Ehestand, wie er unter den Typies bekannt ist, viel toleranter zu sein, als gewöhnlich bei barbarischen Völkern der Fall ist. Eine schändende, heimliche Berührung der Geschlechter wird hierdurch vermieden und Tugend wird, ohne laut gerühmt zu werden, so zu sagen unbewußt geübt.

Der Unterschied, der mit Bezug auf die Ehe, zwischen den Marquesas-Insulanern und den Bewohnern der andern Inseln des stillen Meeres herrscht, verdient beachtet zu werden. Auf O’Tahaiti ist das Band der Ehe durchaus unbekannt und man kann kaum sagen, daß eine Verwandtschaft zwischen Mann und Weib, Vater und Sohn besteht. Die Arreory-Gesellschaft, eine der sonderbarsten Stiftungen, die in irgend einem Theile der Welt je bestanden, verbreitete allgemeine Ausschweifung über die Insel; es war der wollüstige Charakter dieser Leute, welche die durch die Schiffe De Bougainvilles im Jahre 1768 unter ihnen eingeführte Krankheit doppelt schrecklich machte. Sie überfiel sie wie eine Pest und raffte sie hundertweise fort.

Trotz des Bestehens des Ehebündnisses unter den Typies scheint das Gebot der Schrift: seid fruchtbar und mehret Euch, nicht eifrig befolgt zu werden. Ich habe nie eine dieser

Empfohlene Zitierweise:
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/130&oldid=- (Version vom 1.8.2018)