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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
2. Theil

Verlauf seiner Erklärungen, auf eine Eigenthümlichkeit gelenkt, welche ich oft bei vielen der Weiber bemerkt hatte, namentlich bei denen von vorgerückterem Alter und gesetzterem Ansehen. Diese bestand darin, daß ihre rechte Hand und ihr linker Fuß außerordentlich sorgfältig tättowirt waren, während der übrige Theil des Körpers von den Einwirkungen dieser Kunst frei, nur die kleinen Fleckchen auf den Lippen und die unbedeutenden Bänderchen auf den Schultern zeigte, deren ich früher erwähnte als der ganzen Tättowirung Fayawa’s und der andern jungen Mädchen ihres Alters im Thale. Diese Verzierungen von Hand und Fuß waren, nach Kory-Kory’s Mittheilung, das Zeichen des Ehebündnisses, so weit nämlich diese sehr empfehlenswerthe, gesellschaftliche Einrichtung bei diesem Volke bestand. Es entspricht demselben Zwecke wie der einfache, goldne Ring, den Eheleute bei uns tragen. Nachdem Kory-Kory diese Erklärung der Sache gegeben hatte, benahm ich mich mit der gesuchtesten Aufmerksamkeit in Gegenwart solcher Weiber, und wagte nie, mir nur die kleinste Annäherung an Liebelei mit ihnen zu erlauben; um keinen Preis hätte ich verheiratheten Frauen zu nahe treten mögen.

Fernere Beobachtungen der eigenthümlichen, häuslichen Sitten der Thalbewohner hoben indeß bis zu einem gewissen Grade die Strenge meiner Bedenklichkeiten und bewiesen mir, daß ich wenigstens in einigen meiner Schlüsse mich

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)