Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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glaube ich, daß hohe Geburt hier, wie an andern Orten Achtung und Gehorsam bewirken.
Die Staatseinrichtungen auf den Marquesas-Inseln scheinen in dieser, wie in anderer Hinsicht gerade denen von O’Tahaiti und Haiwai entgegengesetzt, wo die ursprüngliche Gewalt des Königs und der Häuptlinge noch viel despotischer ist, als die eines Tyrannen in civilisirten Ländern. In O’Tahaiti schien es den unteren Klassen unbedingten Tod zu bringen, sich ohne Erlaubniß dem Schatten von des Königs Hause zu nähern, oder der dem Könige bestimmten Speise nicht die angeordnete Ehrenbezeugung angedeihen zu lassen, wenn sie von seinem Boten an ihnen vorbeigetragen wurde. Auf den Sandwich-Inseln hatte Kaahumanu, die riesige alte Königin-Wittwe – ein Weib von beinahe vierhundert Pfund Gewicht, das noch in Mowee leben soll – die Gewohnheit, in ihren schrecklichen Anflügen von Leidenschaftlichkeit einen Mann von gewöhnlicher Statur, der sie beleidigt hatte, aufzuheben und mit einem Schwunge seines ganzen Körpers sein Rückgrath an einem Baumstamm zu zerschmettern. Unglaublich, wie dies scheint, ist es dennoch eine Thatsache. Als ich in Lahainaluna, der Residenz dieser furchtbaren Xantippe war, wurde mir ein unglücklicher Krüppel gezeigt, dessen Rückgrath durch seine zarte Herrin fünf und zwanzig Jahre früher, auf diese Weise arg verletzt worden war.
Die eigenthümlichen Grade des Ranges unter den verschiedenen
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/119&oldid=- (Version vom 1.8.2018)