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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
2. Theil

Aber in vollem Ernste, ich wußte kaum, was ich aus der Religion des Thales machen sollte. Nichts hat den ausgezeichneten Cook bei seinen Berührungen mit den Südsee-Insulanern so sehr in Verlegenheit gesetzt, als ihre religiösen Gebräuche. Obgleich er in vielen Fällen durch Dollmetscher bei seinen Untersuchungen unterstützt wurde, so gesteht er frei zu, daß er nie im Stande war, sich eine klare Ansicht über ihre merkwürdigen Glaubensartikel zu bilden. Ein ähnliches Zugeständniß haben andere ausgezeichnete Reisende wie Carteret, Byron, Kotzebue und Vancouver gemacht.

Was mich betrifft, so war es für mich, der ich doch täglich, während meines Aufenthaltes auf der Insel, eine oder die andere religiöse Ceremonie sah, als ob ein Haufe von Freimaurern ihre geheimen Zeichen unter einander machte; ich sah alles, aber verstand nichts.

Ich bin nach allem Gesehenen sehr geneigt, anzunehmen, daß die Insulaner der Südsee gar keine feststehenden und abgerundeten Begriffe von Religion überhaupt haben. Ich bin überzeugt, daß selbst Kolory sehr in Verlegenheit gerathen würde, wenn er aufgefordert würde, seine Glaubensartikel aufzustellen, und das Glaubensbekenntniß auszusprechen, durch welches er selig zu werden hoffte. Die Typies schienen, soweit aus ihren Handlungen zu urtheilen, weder menschlichen, noch göttlichen Gesetzen zu gehorchen, – das dreifach

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)