Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
|
Für ein Kind von kaum zehn Zoll Höhe und mit so weniger Gelegenheit etwas zu lernen, wie er augenscheinlich gehabt hatte, war Moa Artua wahrhaftig ein ganz geschickter, kleiner Kerl, wenn er wirklich Alles sagte, was ihm zugeschrieben wurde; warum aber der arme Teufel von einer Gottheit, die so gezüchtigt, geliebkost und in einer Schachtel eingeschlossen wurde, in größeren Ehren gehalten wurde, als die erwachsenen, ehrwürdigen Holzblöcke in den Hainen des Taboo, kann ich nicht errathen, und dennoch versicherten mir Mehevi und andere Häuptlinge von der strengsten Wahrheitsliebe, des Erzbischofs selbst gar nicht zu gedenken, wiederholt, daß Moa Artua die hauptsächliche Gottheit von Typie sei und allein mehr werth, als die sämmtlichen ungeschlachten Götzen des Hoolah-Hoolah-Grundes zusammen. Kory-Kory, der bedeutende Aufmerksamkeit dem Studium der Theologie gewidmet zu haben schien, da er alle die Namen der geschnitzten Götzenbilder im Thale kannte und sie mir häufig wiederholte, hatte ebenfalls sehr hohe Ideen mit Bezug auf den Charakter und die Ansprüche des Moa Artua. Er deutete mir einmal mit einer Geberde, die nicht zu mißdeuten war, an, daß, wenn Moa Artua wollte, er einen Cocosbaum aus seinem (nämlich Kory-Kory’s) Kopf wachsen lassen könnte und daß es ihm das Leichteste von der Welt sein würde, die ganze Insel Nukuheva ins Maul zu nehmen und damit auf den Grund des Meeres zu tauchen.
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)