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Jacob von Melle: Marien Magdalenen Kloster in Lübeck. In: Gründliche Nachricht von der Kaiserl. freyen und des H. R. Reichs Stadt Lübeck, S. 267–275

daß die Hälfte des Klosters zur Burg für die mit ansteckenden Krankheiten behaftete Armen, die andere Hälfte für Hausarme, die keine Wohnung hätten, bestimmt seyn sollte. Dieses findet sich itzund nicht. Es wohnen nur noch eine kleine Anzahl von Männern und Frauen darinn, welche unter der Aufsicht vier bürgerlicher Vorsteher, ihren Aufenthalt, freye Kost und andere Verpflegung haben und nunmehr, nach einer aus bewegenden Ursachen gefaßten Absicht, aussterben sollen.

Die auf einer Anhöhe liegende ziemlich hohe Kirche hat eine mit Glocken versehene Thurmspitze und enthält unter allen Kirchen die meisten übrig gebliebenen Denkmäler des vormaligen Römischkatholischen Gottesdienstes. Wenn man von der kleinen Burgstraße in dieselbe hineinkömmt, so findet man an der westlichen Seite eine kleine Kapelle, die vordem dazu bestimmet war, alle Sonnabend die Präbenden der heiligen Leichnammsbrüderschaft darinn auszutheilen. In der Höhe erblickt man ein Crucifix und neben demselben die Orgel, welche der Rathsverwandte Adde Severin 1713, da er noch als Bürger dieser Kirche vorstand, dahin schenkte. Auf derselben Seite folgen drey kleine Kapellen, in deren letztere eine Altartafel mit des Ritters S. Jürgen Bilde zu sehen ist, deren Besitzer die reitenden Diener sind, welche sie 1706 erneuern ließen. Zur Rechten dieser Kapelle steht ein Denkgemälde, das 1650, zum Gedächtniß eines Schneiders errichtet ward, der mit seiner Ehefrau einen Armleuchter dahin geschenkt hat.

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Jacob von Melle: Marien Magdalenen Kloster in Lübeck. In: Gründliche Nachricht von der Kaiserl. freyen und des H. R. Reichs Stadt Lübeck, S. 267–275. Georg Christian Green, Lübeck 1787, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Marien_Magdalenen_Kloster_L%C3%BCbeck.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)