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Lesker, Ludwig, Decorations- und Historienmaler, geb. zu Schwerin am 28. Nov. 1840, gest. zu München am 8. Dec. 1890, bildete sich beim Schweriner Schlossbau, wo er Pape’s Schüler war, zum Decorationsmaler u. arbeitete als solcher im Schlosse zu Dresden u. im Dom zu Mainz. Er durchwanderte darauf die Schweiz, arbeitete in Stuttgart, Wien u. Graz u. dann wieder in Stuttgart, wo er sich 1866 niederliess. Nachdem er 1870 den aus Florenz zurückgekehrten Architecten Gnauth kennen gelernt, übertrug dieser ihm einen Teil der Decorationen in der von ihm erbauten Villa Siegle. 1873 besuchte Lesker mit Gnauth Italien u. als letzterem 1876 die Leitung der Kunstschule zu Nürnberg übertragen wurde, liess L. sich in München nieder, von wo aus er eine ausgedehnte Tätigkeit entfaltete.

1. Malereien in der von Gnauth in Stuttgart in ital. Renaissancestil erbauten Villa Siegle bei Stuttgart.
2. Deckengemälde für Commerz.-R. Falck in Dutzendteich bei Nürnberg, 1876. Abb. einer zwischen der Architectur u. dem Kunstgewerbe sitzenden „Pallas“ in „Kunst f. Alle“ VI.
3. Restauration u. Decoration des Ahnensaales im Schlosse zu Sigmaringen. Das von Lesker erfundene u. in Oelfarben ausgeführte Deckengemälde, welches aus einem länglichen Mittelbilde u. 4 kleinen Ovalbildern nebst 4 grau in grau gemalten Zwickelbildern besteht, stellt im Hauptbilde die „Geschichte“ dar, welcher die Zeit (Chronos) mit Hilfe eines geflügelten Genius den Schleier wegzieht etc., in den vier Ovalbildern die Regententugenden der „Weisheit“, „Gerechtigkeit“, „Stärke“ u. „Beharrlichkeit“. Die dem Künstler 1878 übertragenen Bilder waren im Januar 1880 bereits an Ort u. Stelle eingefügt. (Vgl. Lützows „Kunstchronik“ XV. Jahrg., S. 44).
4. Zwei Wandgemälde für den Saal des Museumsgebäudes zu Heilbronn: „Die Erziehung des Bacchus“ u. „Bacchus u. Ariadne“. Während der Sigmaringer Arbeiten entstanden.
5. Zwei Zimmerdecorationen in deutscher Renaissance. Ausgeführt für Wirth in Stuttgart.
6. Arbeiten für das von Gnauth umgebaute Palais v. Cramer-Klett zu München.
a) Deckenbilder im Treppenhause mit Darstellung von Kunst u. Poesie nebst spielenden Putten. Abb. „Kunst f. Alle“ VI.
b) Bilder in der Bibliothek: Homer von Pallas inspirirt; Dante u. Beatrice; Eros als Vertreter der heroischen, religiösen u. erotischen Poesie.
7. Im Zopfstil componirte Gobelin-Imitationen für den Speisesaal eines Kaufmanns in Bremen.
8. Plafondbilder für Commerz.-R. Bembé in Mainz.
9. Lünettenbilder für den Speisesaal des vom Münch. Architecten Schmidt für den Reichsrat v. Poschinger erbauten Schlosses Frauenau in Oberfranken. Abb. eines der Bilder in Pecht’s „Gesell. der Münch. Kunst im 19. Jahrh.“, eines andern in „Kunst f. Alle“ VI.
10. Reihe im Zopfstil Lebrun’s ausgeführter Scenen aus der römischen Geschichte im Treppenhause des Schlosses zu Herrenchiemsee. Abb. der Allegorien des „Herbstes“, des „Handels“ u. der Figur der „Wahrheit“ in „Kunst f. Alle“ VI.
11. „Pallas Athene beschützt die Kunst“. E: Villa Brandl zu Reichenhall. Abb. „Kunst f. Alle“ VI.
12. Bildliche Ausschmückung zweier Dampfer des norddeutschen Lloyd.
13. Ausmalung der Villa Andreä in Frankfurt a. M.
14. Portr. einer j. Dame (seiner Tochter). – Münch. JA. 90.
15. Soliman der Grausame (Studie aus früheren Jahren), h. 1,50, br. 0,88. E: W. Preetorius jr. – Mainzer A. a. Privatbes. 87.

Vgl. Pecht „Gesch. der Münch. Kunst“ S. 376 ff. u. „Ludwig Lesker“ Nekrolog von Fr. Pecht in „Kunst f. Alle“ VI. Jahrg. 1891.

Leslie, George Dunlop, engl. Genremaler, geb. zu London am 2. Juli 1835, als Sohn des i. J. 1859 verstorbenen Malers Charles Robert L., der auch sein erster Lehrer war. Er studirte dann auf der Lond. Akademie u. wurde Mitglied derselben.

1. Nausikaa wird nach dem Bade von ihren Jungfrauen geschmückt. Abb. „Kunstf. Alle“ VII.
2.–4. Celia; Musik; Rosenzeit.
1–4 E: Kunsthalle Hamburg, G. C. Schwabe-Stiftung.

Lesser, Alexander, poln. Historienmaler, geb. zu Warschau 1812, gest. daselbst am 7. März 1884, erhielt seine Ausbildung auf der Kunstschule zu Warschau u. auf den Akademien zu Dresden 1832–35, u. zu München, wo er 1835–46 unter Cornelius u. Jul. Schnorr studirte. Er liess sich in seiner Vaterstadt nieder u. entnahm seine Stoffe vorzugsweise der ältern poln. Geschichte. Seit 1860 Mitgl. der Krakauer Gelehrten-Gesellschaft. Med. München 1840 u. 42; Schwed.-norweg. Med. f. K. u. W. 60.

1. Die Töchter des Cid. Angebl. in Villa Rosenstein bei Stuttgart (in deren Gem.-Verz. von 1878 das Bild jedoch fehlt).
2. Carton: Die Leiche der Königin Wanda wird bei Krakau in der Weichsel gefunden. – Berl. ak. KA. 60.
3. Belagerung des Forts Trembowla (Galizien) durch die Türken 1675. Sophie Chrzanowska, die Gemahlin des Commandanten, droht ihm sich zu töten, falls er sich ergeben wollte. Lith. von Freymann. gr. fol. – Dresd. ak. KA. 64.
4. Der neunjähr. Boleslaw III. von Polen bittet seinen königl. Vater Wladislaw Hermann in Plozk, in den Krieg gegen die Mähren ziehen zu dürfen. Lith. von Franz Hanlstaengl. roy. qu. fol.
5. Die Gesandten Boleslaw’s III. mit Friedensvorschlägen vor Kaiser Heinrich V. Ursprung des Namens Skarbek-Habdank. Lith. von Hanfstaengl. roy. qu. fol.
6. Die heil. Hedwig. Gemälde in Liegnitz. In Lith. 8. erschienen.
7. Zeichnungen: Die Könige von Polen. Die Reihe der Regenten, nach den besten Quellen. In Lithogr. fol. 1860.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1891/95, Seite 847. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Erster_Band.pdf/860&oldid=- (Version vom 18.1.2023)