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in der Wüste“ die Unterstützung der preuss. Regierung erlangt hatte, folgte er 1826 dem Ruf seines Meisters nach München. Hier malte er schon im selben Jahre im Odeon ein Deckengemälde „Apollo unter den Musen“, entwarf darauf einige der Fresken für die Arkaden des Hofgartens u. führte im Palast des Herzogs Max Scenen aus dem Mythos von „Eros u. Psyche“, im Königsbau eine gr. Zahl Compositionen nach den Werken Klopstock’s, Wieland’s u. Goethe's aus. 1834–37 entstand die „Hunnenschlacht“, zunächst als Carton in brauner Untermalung für den Grafen Raczynski, dann als eines der Wandgemälde im Berl. Neuen Museum. 1837 hatte K. Oberitalien nur flüchtig besucht u. die Composition zur „Zerstörung Jerusalem’s“ begonnen, zum Oelgemälde in der Neuen Pinakothek, welches dem König Friedr. Wilh. IV. später zur Bestellung des ganzen Berliner Wandgemälde-Cyclus die Anregung gab. Im Herbst 1838 besuchte der Künstler Rom, wo er während eines fast einjährigen Aufenthaltes besonders dem Studium der grossen Coloristen oblag. So vorbereitet schritt er an die Ausführung der „Zerstörung Jerusalem’s“ u. vollendete das Bild im J. 1845. Bald darauf begann er das Hauptwerk seines Lebens, die Wandgemälde im Treppenhause des Berliner Neuen Museums, deren Ausführung den Zeitraum 1847–63 in Anspruch nahm. Gegenstand der Darstellung ist die culturgeschichtliche Entwickelung des Menschengeschlechts nach ihren Hauptphasen, die sich wieder in vier verschiedene Cyclen gliedern, deren erster die 6 grossen Hauptbilder, der zweite die 16 Nebenbilder, der dritte die Pilasterarabesken u. kleinen Zwischenfriese, der vierte endlich den langen Fries umfasst. Die von Fuchs u. Schlotthauer in München erfundene Wasserglasmalerei wurde von K. hier zuerst angewandt u. zwar anfangs, während des Sommers, von ihm selbst u. einigen Gehilfen; später aber meist nur nach den Cartons des Meisters von mehreren seiner Schüler, namentlich Echter u. Muhr. Die ausserordentliche Vielseitigkeit seines fernern Schaffens zeigt das hier folgende Verzeichniss eines Teils seiner Werke. K., seit 1837 bereits bayr. Hofmaler, wurde 1847 Director der Münch. Akademie. Er war Mitgl. der Akad. von Berlin (1842), Dresden, Brüssel u. a. Med. Berlin, Paris, Wien.

I. Oelgemälde.

1. Selbstbildnis. 1822. Im Nachlass des Künstlers.
2. Madonna mit zwei musicirenden Engeln. Lebensgr. Für eine Kirche Westfalen’s. Eines der frühesten Bilder.
3. Engelfiguren mit Festons. Für die Kapelle des Irrenhauses zu Düsseldorf.
4. Die Hunnenschlacht, h. 17½′, br. 22′. E: Gräfl. Raczynski’sche Samml., Nat.- Gal. Berlin. Der erste Entwurf zu diesem Oelgemälde, eine aus dem J. 1834 stammende Bleizeichnung, war durch L. v. Klenze angeregt, der auch die Ausführung in Oelfarben nur in der Grösse der Zeichnung mit nur 12″ grossen Figuren wünschte, seinen Anspruch auf das Bild aber dem Grafen Raczynski übertrug. Für letztem begann K. nun die Ausführung des Bildes in grossem Massstabe am 24. Aug. 1835 u. beendete die braune Untermalung desselben im Juli 1837, wo Raczynski es in diesem Zustande übernahm. Gest. von J. C. Thaeter zum Werk Raczynski’s. 1837 gr. qu. fol. Der im Febr. 1834 im Münch. KV. zuerst ausgestellte Carton wurde Ende 89 oder Anfang 90 für das Museum zu Stuttgart erworben. – Eine Oelskizze aus dem Nachlass: Berl. Jub.-A. 86.
5. Hirtenknabe aus der röm. Campagna. Studie nach der Natur. Bez: W. Kaulbach 1839. h. 1,34, br. 0,97. Von Kaulbach 1845 dem Grafen Raczynski verkauft. E: Gräfl. Raczynki’sche Samml., Nat.-Gal. Berlin.
6. Beduinen auf der Wanderung schicken sich zur Jagd auf einen Löwen an. Von G. K. Nagler als Arbeit für Raczynski erwähnt.
7. Künstlerbildniss vom Künstlermaskenfeste zu München im J. 1840. h. 0,66, br. 0,52. E: Germ. Mus. Nürnberg.
8. Anakreon mit der Geliebten. (Poesie u. Liebe). Nach Goethe’s V. röm. Elegie. In lebensgr. Figuren 1840 vollendet. E: König von Württemberg. Gest. von J. Felsing 1845. gr. fol. Darmst. KV. Bl. 1843/44. Ein Bild desselben Gegenstandes erwarb der Ungar Istvan v. Pronay, ein Schüler Kaulbach’s, u. stiftete es in’s Pester Museum.
9. Bildn. des Schlachtenmalers Monten als Hauptm. der Landsknechte, h. 2,30, br. 1,35.
10. Bildn. des Landschaftsmalers Heinlein als Ritter von Schellenberg. h. 2,23, br. 1,35.
9 u. 10 vom Künstlermaskenzuge 1840. E: Neue Pin. München.
11. Der kleine Farmer. Bildniss, 1843 gem. h. 1,35, br. 1,04. E: Consul Ed. F. Weber. – Hamb. A. a. Privatbes. 79.
12. Portr. König Ludwigs I. als Skizze. Bez: 1843 nach dem Leben. Pappe, h. 0,61, br. 0,44. E: Neue Pin. München.
13. Ludwig I., König v. Bayern. Brustb., gem. 1845. Gest. von Jos. Lindner 1869.
14. König Ludwig I. in der Tracht des Hubertusordens. Oelskizze. h. 0,60, br. 0,44. E: Henry Winckler. – Hamb. A. a. Privatbes. 79.
15. König Ludwig I. als Grossmeister des Hubertusordens. An den untersten Thronstufen knieen vier Edelknaben mit den Wappenschilden von Bayern, Pfalz, Schwaben u. Franken. Lebensgr. E: Neue Pin. München. – Münch. KA. 45.
16. Bildn. König Ludwig’s I. von Bayern. E: Kaufm. Jos. Brindl, München, – Münch. Glasp. 76.
17. Die Zerstörung Jerusalem’s. Lebensgr. Gestalten. h. 5,88, br, 7,10. Für die Fürstin Radziwill begonnen, gelangte das Bild in den Besitz König Ludwig’s I. von Bayern, während König Friedrich Wilhelm IV., der sich anfangs mit einer Wiederholung des Oelgemäldes begnügen wollte, sich für die Aufnahme des Bildes in den von ihm geplanten Wandgemäldecyclus des Berliner Neuen Museums entschied. Beginn des Oelgemäldes 1842, Vollendung desselben 1847. E: Neue Pin. München. Kupferstich von H. Merz. gr. imp. qu. fol. Im Einzelnabdruck daraus „Die ausziehenden Christen“, gr. fol. „Die Gruppe des Hohenpriesters“ nach Kaulbach’s Zeichn. im Steinumriss von Jos. Unger: Marggraff’s „Münch. Jahrb.“ I. Eine Skizze aus dem Nachlass: Berl. Jub.-A. 86, hist. Abt.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1891/95, Seite 664. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Erster_Band.pdf/677&oldid=- (Version vom 3.11.2022)