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Janssen, Gerhard, Genremaler, geb. zu Calcar 1863. Lebt in Düsseldorf.

1. Das Wochenblättchen. – Stuttg. int. Gem.-A. 91.
2. 3. Unsere Leut’; Bei leerer Kanne. – JA. Ddf. Künstler in den Räumen der Schulte’schen A., Ddf., März 92.

Janssen, Peter Johann Theodor, Historienmaler, geb. zu Düsseldorf am 12. Dec. 1844, als ältester Sohn des Kupferstechers Theodor Janssen. Wurde seit seinem 12. Jahr von seinem Vater unterrichtet u. trat mit 15 Jahren in die Akad. seiner Vaterstadt, wo er unter Bendemann’s Leitung seine Studien begann u. später in Karl Sohn den anregenderen Lehrer fand, der ihn besonders auf das Studium der Natur hinwies. Nachhaltigen Einfluss übten auf ihn die Werke des Cornelius u. mehr noch die Alfr. Rethel’s, dessen Bestrebungen der j. Künstler sich verwandt fühlte. Seine erste grössere Composition „Die Verleugnung Petri“ gehört noch der Bendemann’schen Schule an; seine Concurrenz für den Rathaussaal zu Crefeld stellt ihn aber bereits als unabhängig, als selbständig dar. Es sind „Scenen aus dem Leben Hermann’s des Cheruskers“, deren Skizzen, zugleich mit den concurrirenden v. Beckerath’s, Kiessling’s u. Schröder’s, im Galeriesaal der Ddf. Akad. im Nov. 1869 ausgestellt wurden u. den Preis erhielten. Nachdem der Künstler Dresden, München u. die Niederlande besucht, in München namentlich den Carton zur „Hermannsschlacht“ gezeichnet hatte, führte er den vom KV. f. Rh. u. W. gestifteten Crefelder Wandgemälde-Cyclus in den Jahren 1871 bis Herbst 1873 in Wachsfarben auf Leinwand aus. Noch während Janssen mit diesem Cyclus beschäftigt war, wurde ihm für den untern Saal der Börse zu Bremen eine grosse Composition „Beginn der Colonisation der Ostseeprovinzen“ übertragen, ein gleichfalls in Wachsfarben gemaltes Bild. Demselben folgten 1874 das gr. Oelgemälde „Gebet der Schweizer vor der Schlacht bei Sempach“, u. der die neuere Zeit behandelnde Teil des grossen in der Aula des Lehrerseminars zu Mörs in Gemeinschaft mit Kehren u. Commans ausgeführten historischen Frieses. Seine nächste Aufgabe war die Ausmalung des zweiten Corneliussaales in der Berliner Nat.-Gal., der die Cartons der Glyptothekfresken enthält; darauf die des Festsaales im Rathause zu Erfurt, drei Wandgemälde für die Feldherrnhallen des Berliner Zeughauses, endlich die Wand- u. Deckengemälde für die Aula der Kunstakad. zu Düsseldorf. Schon am 14. April 1877 war Janssen in’s Lehrercollegium der Ddf. Akad. als Lehrer des Zeichnens nach dem lebenden Modell u. nach der Antike eingeführt worden. Er ist Professor, Mitgl. der Berl. Akad. (seit 1885) u. Präsident des Directoriums der Ddt. Akademie. Der Bildhauer Karl Janssen ist ein jüngerer Bruder des Malers.

1. Die Verleugnung Christi durch Petrus. – Ddf., KV. f. Rh. u. W. 69; Münch, int. KA. 69.
2. Wandgemälde im Rathaussaale zu Crefeld: Scenen aus dem Leben Hermann’s. In den beiden Hauptbildern Momente aus der Schlacht im Teutoburger Walde: 1) Der siegreich vordringende Hermann, 2) Der zurückweichende Varus, der sich den Tod giebt. Ueber der Tür zwischen diesen Bildern 3) Eine geflügelte Germania, die dem Heere siegreich vorausschwebt, in der Rechten das Schwert, mit der Linken auf die fliehenden Feinde deutend.
Die beiden Hauptbilder: A. d. KV. f. Rh. u. W. 72.
In den beiden Nebenbildern: 1) Thusnelda im Triumphzuge des Germanicus, 2) Die Totenfeier Hermann’s, dessen Leichnam den Flammen übergeben wird.
Endlich vier kleinere Scenen aus dem Leben Hermann’s (statt der auf der letzten Concurrenz enthaltenen allegor. Figuren der Kunst, der Wissenschaft, des Handels u. der Industrie).
3. Wandgemälde im untern Börsensaale zu Bremen: Die Colonisation der Ostseeprovinzen durch Bremen, Gründung Riga’s. Der Stifter des Bildes C. H. Wätjen in Bremen, hatte den Auftrag bereits 1870 erteilt. Der Mitte 1871 vollendete Carton befand sich 1872 auf der A. des KV. f. Rh. u. W.
4. Gebet der schweizer Eidgenossen vor der Schlacht bei Sempach 1386. Figurenreiches Oelgem., 1874 vollendet. – Schulte’s Ddf. KA., Ende 74.
5. Friesartige Wandgemälde im Seminar zu Mörs: Historische Darstellungen seit Gründung des Kaiserreichs durch Karl den Grossen.
6. Malerischer Schmuck der oberen Wandflächen im zweiten Corneliussaal der Berl. Nat.-Galerie: Die Prometheus-Mythe, ausgeführt in matter Wachsfarbe auf lichtem Grunde in den 10 Bogenfeldern der Langseiten u. der innern Giebelfläche der Schmalwand, während die Nischenwand allegor. Figuren enthält, welche, wie Max Jordan schreibt, „im Hinblick auf den im Saale aufgestellten Cyclus der Cornelius-Cartons zur Glyptothek die Hauptgestalten des hellenischen Epos im Zusammenhang mit der Idee der Läuterung durch die Tragödie versinnlichen“.
Zehn kleinere u. eine grössere Zeichnung nach den Cartons, die Prometheussage darstellend: Düsseldf., 4. allg. d. KA. 80.
7. Neun Wandgemälde aus der Geschichte Erfurt’s im Rathaussaale daselbst, in Wachsfarben auf drei Wänden ausgeführt, deren jede zwei grosse Compositionen u. ein zwischen denselben befindliches Türbild enthält.
1) Bonifacius auf dem Stumpf der von ihm gefällten Göttereiche das Kreuz aufrichtend u. das Christentum predigend. Holzschn. „Z. f. b. K.“ Bd. 18. Abb. „Kunst f. Alle“ IV. – Ddf., 4. allg. d. KA. 80; Berl. Jub.-A. 86.
2) Türbild; S. Martin, der Schutzpatron von Erfurt, mit der Kreuzesfahne zu Ross; Die h. Elisabeth auf einem Zelter mit den Rosen auf ihrem Schos. Im Mittelgrunde der Kinderkreuzzug, im Hintergrunde das Jerusalem der Zeit der Kreuzzüge.
3) Die Demütigung Heinrich’s des Löwen vor Friedrich Barbarossa, dem der stolze Welfenherzog in der Peterskirche zu Erfurt 1181 im Büsserhemde kniend Abbitte tut. – Carton: Ddf., 4. allg. d. KA. 80.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1891/95, Seite 613. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Erster_Band.pdf/626&oldid=- (Version vom 13.10.2022)