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3. Vier Chorknaben, in der Vorhalle einer Kirche kniend. Oben abgerundet u. in den so entstandenen Ecken latein. Sprüche. Bleistiftskizze. h. 0,24, br. 0,17. Aus Dr. Arnstein’s Samml. auf Lepke’s Berl. K.-Auct., Jan. 90.
4. Karl Immermann, Dichter (1796–1840). Kopf. Nach dem Leben gez. h. 0,20, br. 0,16. Unter der Zeichnung stehen Immermann’s eigenhänd. Worte: „Von Gott auch so zu sagen nur mit Bleistift entworfen“. E: Mus. Wallraf-Richartz, Köln, Geschenk des Geh. Reg.-R. D. Oppenheim 1882. Gest. von Jos. Keller, fol.

III. Radirung.

1. Der Bleicherin Nachtlied. Bez: 1836 Th. H. In Reinick „Lieder eines Malers mit Randz. seiner Freunde“. 4.

Hildebrandt, Eduard, Landschaftsmaler, geb. zu Danzig am 9. Sept. 1817, gest. zu Berlin am 25. Oct. 1868. Von seinem Vater, einem armen Stubenmaler, zum gleichen Beruf angehalten, wanderte er nach vollendeter Lehrzeit 1837 nach Berlin, wo er durch Coloriren u. kleine Marinebilder die Mittel zu einer Studienreise nach Rügen erwarb. Zehn Monate arbeitete er dann im Atelier des Marinemalers Wilh. Krause in Berlin; da jedoch seine Bemühungen um unentgeltliche Aufnahme in die Berliner Akad. erfolglos blieben, wandte er sich nach Stettin u. zu weiteren Naturstudien nach England u. Schottland. Heimgekehrt, ging er wieder nach Berlin u. 1841 nach Paris, wo er in den Ateliers Wickenburg’s, Ciceri’s u. Isabey’s, die sich in ein u. demselben Hause befanden, arbeiten durfte u. von Isabey sogar sechs Monate Unterricht empfing. Nach Uebernahme eines eignen kleinen Ateliers malte H. nun Genrebilder u. Landschaften. Er fand auch einige Schüler, die er im Aquarellmalen anleitete. Ein von ihm im Pariser Salon 1843 ausgestelltes kl. Genrebild erhielt die Medaille III., während ein nach Danzig zur Ausstellung im Artushof gesandtes See- und Hafenbild dort die freudigste Teilnahme erregte. Er bereiste darauf Frankreich, namentlich den Süden desselben, u. kehrte 1843 nach Berlin zurück, wo er Gelegenheit fand, seine Studien u. Skizzen dem Könige Fr. Wilh. IV. u. dem Prinzen Adalbert vorzulegen, u. durch Humboldt’s Vermittelung den königl. Auftrag zu einer Reise nach Brasilien erhielt, um eine Ansicht von Rio de Janeiro zu malen. Er unternahm die Reise 1844–45, besuchte auch andere Gegenden Südamerika’s u. auf seinem Rückwege die Vereinigten Staaten Nordamerika’s. Seine nächste Reise, in den Jahren 1847–49, führte ihn zuerst nach England, wo er für den König einige Ansichten von Windsor malte, von da nach Schottland, wo er für die Königin Victoria mehrere Gegenden aufnahm, dann nach Irland. Nach London zurückgekehrt, bereiste er gleich darauf Madeira, die Canarischen Inseln, Spanien u. Portugal. Vom Herbst 1849 bis zum Frühjahr 1851 arbeitete er in Berlin. Vom Könige, der mehrere seiner Bilder ankaufte, war er bereits 1817 zum Hofmaler ernannt, auf der Berl. ak. KA. 1850 durch die kl. gold. Med. ausgezeichnet worden. Das Ziel seiner nächsten Reise, 1851–52, war Italien, Aegypten, Syrien u. Palästina, die Türkei u. Griechenland. Palästina hatte er auf den ausdrücklichen Wunsch des Königs besucht. Bald nach seiner, im Sommer 1852 erfolgten Heimkehr veranstaltete er in Berlin zum Besten der Armen eine Ausstellung sämmtlicher Aquarelle, die auf dieser Reise entstanden waren. Die nächsten Jahre lebte er in Berlin, wo ihm 1855 der Professortitel u. die Mitgliedschaft der Akad. verliehen wurden. 1856 besuchte er das Nordcap. Seine grösste Reise, zugleich seine letzte, die Umschiffung der Erde, trat er am 11. Sept. 1862 an, indem er seinen Weg über Dresden u. Graz nach Triest nahm, von wo er sich am 20. Sept. nach Alexandria einschiffte, auf der Eisenbahn bis Suez fuhr und dann über das rote Meer die Seefahrt nach Indien, Ceylon, China, Japan u. nach Hongkong zurückgekehrt, über San Francisco, Panama und den atlantischen Ocean nach England u. in die Heimat fortsetzte. Nach fast zweijähriger Abwesenheit erreichte er Mitte Juni 1864 wohlbehalten Berlin. Auch seine Tagebücher, Skizzenbücher u. Zeichnungen u. fast 300 fertige Aquarelle hatten durch die Reise nicht gelitten. Die nächsten Jahre beschäftigten den Künstler neben Ausführung seiner Skizzen namentlich coloristische Probleme. Bald erwies sich, dass seine Gesundheit doch erschüttert war durch die vieljährigen Ueberanstrengungen, denen er endlich, für die Kunst zu früh, erlag. Med. II. Par. WA. 55; gr. gold. Med. Brüssel u. Amsterdam 58.

I. Oelgemälde.

1. Am Bollwerk. 1838 gem. E: Hauptmann Heitz.
2. Felsiger Strand bei Mandal, Norwegen. Bez. m. Monogr. u. Jahreszahl 1840. h. 0,22, br. 0,33. – Lepke’s Berl. K.-Auct., Dec. 89.
3. Leicht bewegte See mit Schiffen. Motiv von Swinemünde. Um 1840 gem.
4. Bollwerk am Strande. E: Raabe, Berlin.
5. Fischerboote, den Hafen verlassend. War E. König Fr. Wilh. IV.
6. Fischer, an einem Seile ein Boot an’s Land ziehend.
7. Marine. Kl. Bild aus d. J. 1841.
6 u. 7 waren E. Prof. Hosemann’s, Berlin.
8. Grosse Marine. Gestrandetes Schiff an der engl. Küste. – Leipz. KA. 41.
9. Strand bei Dover. – Leipz. KA. 41.
10. Bewegte See mit heimkehrenden Fischerbooten. 1842. – Lepke’s Berl. K.-Auct., März 76.
11. Strandgegend mit Fischerfamilie. – Berl. ak. KA. 42. Ein Bild „Fischerkinder am Strande“, 1842, bes. Frau Commerz.-R. Brüstlein, Berlin.
12. Strasse in Lyon. Bez: E. Hildebrandt 1843. h. 23″, br. 19″. E: Gal. Ravené, Berlin.
13. 14. Zwei Ansichten von Helgoland. 1843. E: Raabe.
15. Knabe mit einem Hund. E: Raabe.
16. Hafenansicht mit Leuchtturm, Sonnenuntergang. 1843. – Lepke’s Berl. K.-Auct., März 76.
17. Grosses Wintergenrebild. 1843 in Berlin gem.
18. Schweizerlandschaft, 1843 gem. b. 0,27, br. 0,395. E: Commerz.-R. Alexander. – Hamb. A. a. Privatbes. 79.
19. Strasse in Rouen. E: v. Drygalski, Berlin. – Berl. ak. KA. 41.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1891/95, Seite 538. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Erster_Band.pdf/551&oldid=- (Version vom 29.7.2022)