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Spiegel, das Schwert, die Bemühungen, seine Zunge zu deutlicher Aussprache zu nöthigen, das Einstudiren der Action noch in reiferen Jahren, die Angewöhnung, nicht auf eine stürmische Menge zu achten, die Beharrlichkeit, die Arbeiten des Tages auch in der Nacht noch fortzusetzen – Wer weiß nicht, zu welcher Größe alles Dieses deinen Demosthenes erhoben hat? Wie gedrängt ist er in Gedanken und Worten? Wie sehr erhöht er die Ueberzeugungskraft seines Vortrags durch dessen treffliche Anordnung? Großartig und prächtig, heftig bisweilen und ungestüm, ist er gleichwohl sehr besonnen und enthaltsam im Gebrauch seiner Gedanken und Ausdrücke, und im höchsten Grade reich und mannichfaltig an Wendungen und Figuren. Er ist, wie Leosthenes zu sagen wagte, der einzige Redner, dessen Werke nicht kalten, todten Standbildern, sondern Wesen voll Leben und Seele gleichen.

16. Denn nicht, wie Callisthenes irgendwo von Aeschylus sagt, er habe seine Trauerspiele bei’m Weine geschrieben, um seinen Geist anzufeuern und zu spannen, nicht also Demosthenes: er trank blos Wasser, wenn er seine Reden ausarbeitete. Darauf bezog sich der Scherz des Demades, der einmal gesagt haben soll, die übrigen Redner sprechen beim Wasser [nach der Wasseruhr[WS 1]]; Demosthenes aber schreibe dabei. Meinte doch sogar Pytheas, des Demosthenes gewaltige Reden röchen nach der Lampe! – Doch was diesen Theil deiner Lobrede betrifft, so sind unsere Aufgaben gleich. Denn über die Vortrefflichkeit der Homerischen Poesie zu sprechen, habe ich nicht minder reichlichen Stoff.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Wasserruhr
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1761. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1761.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)