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Lycinus. So ist’s, allein er war nicht gleich beim Anfange des ganzen Handels zugegen, sondern kam erst spät, kurz ehe der Streit in eine völlige Schlägerei ausartete; so daß es mich wundern sollte, wenn er etwas Genaueres von der Sache zu sagen wüßte, der ja nicht Gelegenheit hatte, den hartnäckigen Wortwechsel von seinem Anlasse an bis zu seinem blutigen Ende zu verfolgen.

2. Philo. Eben deßwegen hat mich auch Charinus an dich gewiesen, wenn ich den wahren Hergang des ganzen Auftritts erfahren wolle. Denn Dionicus selbst hätte gesagt, daß er nicht von Anfang an dabei gewesen; du aber wüßtest Alles genau zu sagen, was vorgefallen und was gesprochen worden sey, da du in solchen Fällen nicht mit halbem Ohre, sondern sehr aufmerksam zuzuhören pflegtest. Zögere also nicht, mein Freund, mir einen Schmaus zu bereiten, wie ich mir keinen ergötzlicheren wünsche: zumal da wir nüchtern, friedlich und außer Schußweite dasitzen und zusehen können, wie Alte und Junge, erhitzt von dem starken Weine, das tollste Zeug machen und die unschicklichsten Dinge thun und sagen.

3. Lycinus. Es ist sehr muthwillig von dir, Philo, zu verlangen, daß ich so Etwas unter die Leute bringen und Dinge erzählen soll, die beim Wein und unter Berauschten vorgefallen; während man sie vielmehr mit Vergessenheit bedecken und denken sollte, daß dergleichen die göttlichen Wirkungen des Bacchus seyen, der es wohl Keinem vergäbe, sich seinen schwärmenden Orgien entziehen zu wollen. Meinst du nicht, daß es boshaft wäre, solchen Dingen so genau nachzufragen, die man billig im Speisesaal, wo sie vorgefallen,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1693. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1693.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)