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er ihm die Zeit zu lange machte. Als darauf die Unthat ruchbar wurde, verbannte er sich freiwillig aus der Heimath, und irrte unstät und flüchtig aus einem Lande ins andere.

11. Und da geschah es denn, daß er auch die wundersame[1] Weisheit der Christianer kennen lernte, mit deren Priestern und Schriftgelehrten er in Palästina Umgang gepflogen hatte. Und in kurzer Zeit brachte er es so weit, daß seine Lehrer nur Kinder gegen ihn zu seyn schienen. Er ward Prophet, Gemeindeältester, Synagogenmeister, kurz Alles in Allem: er legte ihre Schriften aus, und schrieb selbst welche in großer Zahl, so daß sie am Ende ein höheres Wesen in ihm zu sehen glaubten, sich Gesetze von ihm geben ließen und ihn zu ihrem Vorsteher [Bischof] ernannten. Die Christianer erweisen nämlich noch heute göttliche Verehrung dem bekannten Magier,[2] der in Palästina gekreuzigt worden, weil er diese neuen Mysterien in die Welt eingeführt hatte.

12. Aus dieser Veranlassung ward nun einmal auch Proteus von der Obrigkeit festgenommen und ins Gefängniß

Anmerkungen

  1. Bei dieser Stelle geräth der Scholiast in einen possierlichen Eifer: „Ja wohl wundersam, du verfluchter Kerl, und über alles Wunder erhaben, wenn gleich ihre Schönheit einem blinden Windbeutel, wie du, unsichtbar und unanschaulich ist!“ Von solchen Pflegern des Textes könnte es allerdings nicht befremden, wenn sie in Stellen dieser Art die Worte Lucians theils verfälscht, theils verstümmelt hätten: und wirklich vermutheten einige Ausleger nicht ohne Wahrscheinlichkeit eine Lücke nach den unten folgenden Worten: Vorsteher ernannten.
  2. Μάγον nach Geßner, für μέγαν.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1618. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1618.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)