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ins Ohr, versteht sich über mich: denn jedesmal lächelte sie und sah mich an. Als sie den Lamprias kommen hörten und sich satt geküßt hatten, ließen wir uns zu Tische nieder und ich nahm nichts desto weniger einen Platz an des Diphilus Seite, um ihm auf keine Weise einen Vorwand zu Beleidigungen zu geben. Nach einiger Zeit erhob sich Thais, schürzte ihr Gewand bis über die Knöchel auf, als ob sie allein ein hübsches Bein hätte, und tanzte. Wie sie aufgehört hatte, blieb Lamprias still und sagte kein Wort. Diphilus aber erschöpfte sich in Lobeserhebungen über die Grazie ihrer Bewegungen, ihre gefällige Haltung, die pünktliche Harmonie ihres Tanzes mit dem Tacte des Saitenspiels, ihre zierlichen Beine, und tausend andere Dinge dieser Art, als ob es gegolten hätte, die Sosandra des Calamis und nicht eine Thais zu loben: und du weißt ja selbst, was an ihr ist, da sie schon mehrmals mit uns im Bade war. Die Thais, wie sie denn gleich mit ihren spöttischen Bemerkungen gegen mich bei der Hand ist, rief jetzt: „Wohlan denn, Wer sich nicht seiner dünnen Beine zu schämen hat, aufgestanden und getanzt!“ Was konnte ich da sagen, liebe Mutter? Ich erhob mich also und tanzte. Anderes konnte ich Nichts thun. Oder sollte ich geduldig sitzen bleiben und dadurch der Spötterin Recht geben? Sollte ich mir gefallen lassen, daß Thais die Königin des Festes machte?[1]

3. Mutter. Etwas zu eifersüchtig, Töchterchen! Du hättest dich gar nicht darum bekümmern sollen. Nun – wie ging es denn weiter?


  1. Die Königin – machte. Wieland.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1571. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1571.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)