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je mehr er fühlen muß, wie wenig Ehre es ihm bringen würde, wenn seine Leistung mit der Schönheit des Raumes im Widerspruche stünde. Kein Kontrast könnte nachtheiliger für ihn seyn. Es wäre nicht anders, als wenn ein Krieger eine prächtige Waffenrüstung trüge und doch der Erste unter Allen wäre, der die Flucht ergriffe: würde dieß nicht seine Feigheit nur um so auffallender machen? Das ist es, glaube ich, was jener homerische Redner [Ulysses] bedachte, als er, gänzlich unbekümmert um ein schönes Aeußere, sich vielmehr das Ansehen eines einfältigen und unwissenden Menschen gab, damit die Vortrefflichkeit seiner Worte durch die Vergleichung mit seiner unansehnlichen Aussenseite desto mehr überraschen möchte. Ueberdieß ist unvermeidlich, daß nicht die Pracht der Umgebung das Gemüth des Redners beschäftige und die Schärfe seines Nachdenkens abstumpfe, indem der Anblick ihn unwiderstehlich anzieht und ihn hindert, einzig und allein seinen Gegenstand in Gedanken fest zu halten. Während also seine Seele mit Bewunderung bei Dem verweilt, was sich seinen Augen darbietet, wie sollte dadurch nicht nothwendig sein Vortrag schlechter werden?“

18. „Dessen nicht zu gedenken, daß die Anwesenden, wiewohl sie, um zu hören, eingeladen sind, sobald sie einen Saal von solcher Pracht betreten, aus Zuhörern Zuschauer werden; und ich möchte den Demodokus, den Phemius, Thamyris, Amphion, oder Orpheus sehen, dem es gelänge, ihre Aufmerksamkeit von dem reizenden Anblicke abzuziehen. Jeder, der nur einen Fuß über diese Schwelle gesetzt hat, wird so gänzlich von der Fülle dieser Schönheiten in Beschlag genommen, daß er gar nicht darauf achtet,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1493. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1493.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)