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für liebenswürdiger gehalten werden. Die züchtige Frau hingegen legt nicht mehr Gold an, als hinlänglich ist und die Sitte erfordert, indem sie sich nicht schämen dürfte, sich auch ganz schmucklos, in ihrer natürlichen Schönheit zu zeigen.

8. So ist auch die Decke dieses Saales, so zu sagen das Haupt des Ganzen, an und für sich schon von dem gefälligsten Aussehen, und durch die Vergoldung nur so weit verschönert, als der nächtliche Himmel durch die Gestirne, deren feuriger Glanz eben durch ihren Abstand von einander eine so herrliche Wirkung thut. Wäre das ganze Firmament nur Ein Feuer, so würde es uns nicht schön, sondern fürchterlich erscheinen. Dieses Gold ist keineswegs als müßiger Zierrath unter dem übrigen Schmucke angebracht, sondern, indem es einen lieblichen Glanz von sich strahlt, verbreitet es über den ganzen Saal eine gelbliche Färbung. Denn wenn das Licht darauf fällt, und sich mit dem Golde vermischt, so leuchten beide mit verdoppeltem Feuerglanze.

9. So beschaffen ist also dieser Saal in der Höhe oder an seiner Decke, in der That eines Lobredners würdig wie Homer, der ihn „hochgebaut“ wie das Gemach der Helena, oder „glanzerhellt“ nennen würde, wie den Olymp. Aber die übrige Verzierung, die Wandmalereien, die schönen Farben, die Lebendigkeit und sorgfältige Wahrheit der Darstellung, alles dieß glaube ich treffend mit dem Anblick einer blumigten Aue im Frühling vergleichen zu können; nur mit dem Unterschiede, daß jene Blüthenpracht vergeht, verwelkt, und ihre Reitze verliert, während dieser Frühling ewig blüht, diese Aue ewig grünt, dieser Flor unverwelklich ist, da sich

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1488. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1488.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)