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Landschaft und unserem Po Lügen nachzusagen? Wir treiben doch das Schifferhandwerk hier auf dem Flusse schon seit unseren Knabenjahren, und haben noch nirgends Schwäne zu Gesichte bekommen, ganz wenige ausgenommen, die sich hie und da in den Altwassern am Ufer sehen lassen; und diese krächzen so kläglich und unmusikalisch, daß Raben und Krähen Sirenen gegen sie sind. Einen lieblichen Gesang aber, wie du meinst, haben wir von ihnen auch nicht im Traume vernommen; und so ist es doch seltsam, wie solche Dinge über unsere Gegend bei euch in Umlauf kommen konnten.“

6. So kann man vielfältig irre geführt werden, wenn man Leuten glaubt, welche von allen Dingen nur mit Uebertreibungen sprechen. Ich bin in dem Fall, etwas Aehnliches auch in Rücksicht meiner befürchten zu müßen. Möchten doch Diejenigen, welche sich zum erstenmal eingefunden haben, um mich zu hören, nicht etwa in der Erwartung gekommen seyn, Bernstein zu finden, und Schwanengesang zu vernehmen, – um mich nach wenigen Augenblicken wieder mit Hohngelächter gegen Diejenigen zu verlassen, welche euch so kostbare Dinge von meinen Vorträgen versprochen hatten! Ich berufe mich auf euer eigenes und aller Welt Zeugniß, daß noch Niemand mich in einem so großsprecherischen Tone von meinen Leistungen reden hörte. Wohl aber weiß ich, daß ihr sonst mehr als Einen Po finden könnet, dem nicht nur Bernstein, sondern das lautere Gold aus dem Munde rinnt, weit lieblicher noch, als alle Melodieen jener poetischen Schwäne. Was ich euch gebe, ist anspruchlos, und verräth keineswegs, wie ihr jetzt selbst sehet, ein hohes Sängertalent.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1408.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)