Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Trefflichkeit seiner Werke die seiner Vorträge noch überbietet. Dieser Mann leistet ganz, was man von seiner Kunst erwartet, und er bleibt nicht bei Leistungen stehen, mit welchen sich seine Vorgänger begnügt hatten, sondern er baut, sprichwörtlich zu reden, auf dem von ihnen gelegten Grunde weiter fort.[1] Während Andere sich schon was Rechtes einbilden, wenn sie in dem einzelnen Fache, das sie ausschließlich zu dem ihrigen gemacht haben, sich hervorthun; so erscheint er als Einer der ersten Mechaniker, und zugleich als Geometer, und als theoretischer sowohl als auch ausübender Tonkünstler. Und gleichwohl zeigt er sich in jedem einzelnen dieser Fächer so vollendet, als ob er außer diesem keines verstände. Wollte ich vollends davon sprechen, wie stark er in der Lehre von den Lichtstrahlen und ihren Brechungen, in der Katoptrik, so wie in der Astronomie ist, in welcher seine Vorgänger nur Kinder gegen ihn sind, so würde ich mit seinem Lobe kaum zu Ende kommen.

4. Jedoch von Einem seiner Werke, das ich jüngst mit wahrem Erstaunen betrachtet habe, kann ich nicht unterlassen, mehr zu sagen. – So wenig ungemein, ja so alltäglich bei unserer Lebenseinrichtung die Aufgabe ist, ein Bad zu erbauen, so bewundernswürdig ist die Einsicht und der Geist, die Hippias bei Behandlung einer so alltäglichen Sache bewiesen hat. Der Bauplatz, der ihm angewiesen worden, war sehr uneben und abschüssig. Durch einen sehr soliden Unterbau, wodurch er dem Ganzen eine ungemein feste Grundlage gab, machte er die eine, niedrige, Seite der höhern


  1. Wörtlich: „er errichtet kunstmäßig auf der gegebenen Grundlinie das Dreieck.“
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1391.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)